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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Bruder.
    In Nubien würde Ramses ihm nicht mehr hinderlich sein.
    Acha langweilte sich.
    In wenigen Wochen hatte er die Freuden der
Verwaltungsarbeit, mit der man ihn betraut hatte, zur Genüge kennengelernt.
Diesem ganzen Schriftkram konnte er keinen Reiz abgewinnen. Er wollte in den
Außendienst: Kontakte knüpfen, Menschen jeden Standes zum Sprechen bringen,
Lügen aufdecken, große und kleine Geheimnisse enthüllen, entschlüsseln, was man
ihm zu verschweigen trachtete – das war’s, was ihm Spaß machte.
    Er mußte die Zeitläufe nutzen. Indem er den Rücken
krümmte in Erwartung des Amtes, das es ihm ermöglichen würde, ferne Länder zu
bereisen und das Denken der Feinde Ägyptens zu ergründen, entfaltete er die für
einen Diplomaten wirksamste Strategie: sich überall zu zeigen.
    Dabei begegnete er erfahrenen Männern, die mit Worten geizten
und ihre Geheimnisse hüteten, deren Vertrauen er aber dann doch gewann. Er war
anspruchslos, höflich, gebildet und vertrauenerweckend, und so kam es immer
wieder zu Zwiegesprächen, wobei er sein Gegenüber niemals bedrängte. Und so
erhielt er allmählich vom Inhalt der Geheimakten Kenntnis, ohne sie selbst
studieren zu müssen. Ein paar schmeichelnde Worte, wohl abgewogene
Höflichkeiten, scharfsinnige Fragen und eine gewählte Ausdrucksweise bescherten
ihm ein gewisses Ansehen in den Reihen der hohen Beamten.
    Chenar hörte nur Gutes über den jungen Acha. Daß er
ihn zu seinem Verbündeten gemacht hatte, war einer seiner klügsten Schachzüge
gewesen. Bei ihren verschwiegenen Zusammenkünften berichtete ihm Acha jeweils,
was da ausgeheckt wurde in den Gefilden der Macht. So konnte Chenar seine
eigenen Erkundigungen überprüfen und vervollständigen und sich Tag um Tag, ganz
planmäßig, auf das Amt des Königs vorbereiten.
    Seit er aus Nubien zurückgekehrt war, wirkte Sethos müde.
Etliche Ratgeber empfahlen, Chenar zum Regenten zu ernennen, um den Herrscher
zu entlasten. Warum es noch länger hinauszögern, da der Entschluß ja gefaßt war
und auf keinerlei Widerspruch stieß?
    Geschickt, wie er war, beruhigte Chenar die Gemüter.
Sein jugendliches Alter und seine mangelnde Erfahrung bildeten, wie er betonte,
ein gewisses Hindernis. Man solle ruhig auf die Weisheit des Pharaos vertrauen.
    Ameni war wieder tatendurstig. Nachdem er wegen eines
Schwächeanfalls das Bett hatte hüten müssen, wollte er jetzt endlich Ramses
beweisen, daß seine Nachforschungen nicht vergeblich gewesen waren. Das Übermaß
an Arbeit hatte die Gesundheit des jungen Schreibers ausgehöhlt, doch jetzt
machte er sich mit der gewohnten Gewissenhaftigkeit erneut ans Werk. Obwohl
Ramses ihm nicht den geringsten Vorwurf machte, fühlte Ameni sich schuldig. Ein
Tag Ruhe erschien ihm unverzeihlich.
    »Ich habe sämtliche Scherbenhaufen durchkämmt und ein
Beweisstück gefunden«, verkündete er Ramses.
    »Ein Beweisstück? Ist das Wort nicht leicht
übertrieben?«
    »Zwei Kalksteinscherben, die eindeutig
zusammengehören. Auf der einen wird die zwielichtige Werkstatt erwähnt, auf der
anderen steht der Name des Besitzers. Das Schriftzeichen ist leider beschädigt,
könnte aber als ‹Chenar› gelesen werden.«
    Ramses hatte die dramatischen Ereignisse, die sich vor
seiner Abreise nach Nubien abgespielt hatten, schon fast vergessen. Der
Stallknecht, der Wagenlenker, die minderwertigen Tintensteine… Das alles lag so
weit zurück und schien ihm der Beachtung kaum wert.
    »Du verdienst Anerkennung, Ameni, aber kein Richter
wird sich herbeilassen, mit so geringem Beweismaterial einen Prozeß
anzustrengen.«
    Der junge Schreiber blickte zu Boden.
    »Diese Antwort hatte ich befürchtet, aber wollen wir
es nicht wenigstens versuchen?«
    »Der Mißerfolg wäre uns sicher.«
    »Ich werde noch mehr herausfinden.«
    »Ist das denn möglich?«
    »Laß dich von Chenar nicht einwickeln. Wenn er dich
zum Vizekönig von Nubien ernennen läßt, dann nur, um dich loszuwerden. Seine
Schandtaten werden vergessen sein, und er wird freie Hand haben in Ägypten.«
    »Das ist mir bewußt, Ameni, aber ich hebe Nubien. Du
wirst mit mir kommen und ein herrliches Land kennenlernen, fern von all der
Falschheit und Mißgunst bei Hof.«
    Ameni verzichtete auf eine Antwort, denn er war
überzeugt, daß sich hinter Chenars Wohlwollen nur eine neue Falle verbarg.
Solange er in Memphis weilte, würde er nicht ablassen, der Wahrheit auf den
Grund zu gehen.
    Dolente, Ramses’ ältere Schwester, rekelte sich träge
am

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