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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hatte Setaou laut gedacht. War für Ramses nur das Große und
das Außergewöhnliche gut genug? Hatte er keinen Blick für das Kleine und
Schwache?
    Sehr bald schon vermochten Löwe und Hund die Kräfte
des anderen richtig einzuschätzen. Schlächter lernte sich zu beherrschen,
Wächter unterließ es, ihn ständig zu reizen. Unverbrüchliche Freundschaft
entstand zwischen beiden; sie spielten und sprangen herum, vereint in
Lebensfreude. Und wenn sie gefressen hatten, legte der Hund sich zum Schlafen
dicht an die Flanke des Löwen.
    Bei Hof erregten Ramses’ Heldentaten großes Aufsehen.
Ein Mann, der fähig war, einen Elefanten und einen Löwen zu zähmen, besaß
magische Kräfte, die man nicht geringschätzen durfte. Iset, die Schöne, war
stolz und Chenar zutiefst verbittert. Wie konnten die Würdenträger nur so
verblendet sein? Ramses hatte Glück gehabt, das war alles. Ein geheimes
Einverständnis zwischen Mensch und Tier, das hatte es ja noch nie gegeben! Bald
schon würde der Löwe sich als wild entpuppen und ihn in Stücke reißen.
    Trotz allem schien es Chenar angebracht, nach außen
hin ihr hervorragendes brüderliches Verhältnis zu unterstreichen. Nachdem er,
wie ganz Ägypten, Sethos’ Größe gepriesen hatte, hob er auch Ramses’ Leistung
im Kampf gegen die aufständischen Nubier hervor. Er rühmte seine militärischen
Fähigkeiten und wünschte dem Bruder noch eindeutigere Anerkennung.
    Als Chenar in Vertretung des Königs einigen Veteranen
aus den Ostländern Auszeichnungen zu verleihen hatte, ließ er den Bruder
wissen, er würde ihn gerne unter vier Augen sprechen. Ramses wartete daher, bis
die Zeremonie vorbei war, und begab sich dann mit Chenar in dessen
Arbeitszimmer, das erst vor kurzem einen neuen Anstrich erhalten hatte.
Meisterlich hatte der Maler Blumenbeete mit bunten Schmetterlingen auf die
Wände gezaubert.
    »Ist es nicht prachtvoll? Ich liebe es, in Luxus zu
arbeiten; die Aufgaben erscheinen mir dann gleich um vieles leichter. Möchtest
du eine Schale jungen Wein?«
    »Nein danke, Veranstaltungen wie diese langweilen
mich.«
    »Mich auch, aber sie sind notwendig. Unsere tapferen
Männer möchten geehrt werden. Setzen sie nicht ihr Leben ein wie du, um unsere
Sicherheit zu wahren? Dein Einsatz in Nubien war beispielhaft, dabei sah es ja
anfänglich gar nicht gut aus.«
    Chenar war dick geworden. Da er den Tafelfreuden
huldigte und seinem Körper nichts abverlangte, glich er einem trägen
Provinzgouverneur.
    »Unser Vater hat diesen Feldzug mit Meisterhand
geführt. Allein schon seine Anwesenheit hat den Gegner in Furcht und Schrecken
versetzt.«
    »Gewiß, gewiß, aber auch dein Erscheinen auf dem Rücken
des Elefanten hat zu unserem Erfolg beigetragen. Man munkelt, Nubien habe dich
tief beeindruckt.«
    »Das stimmt, ich liebe diesen Landstrich.«
    »Wie bewertest du das Verhalten des Vizekönigs von
Nubien?«
    »Als unwürdig und verurteilenswert.«
    »Dennoch hat der Pharao ihn im Amt belassen…«
    »Sethos versteht zu herrschen.«
    »So kann es aber nicht weitergehen. Der Vizekönig wird
sicherlich bald wieder einen schweren Fehler begehen.«
    »Vielleicht lernt er ja aus seinen Fehlern?«
    »So leicht ändern sich die Menschen nicht, mein lieber
Bruder. Meist verfallen sie in die gleichen Fehler. Der Vizekönig wird keine
Ausnahme sein, glaub mir.«
    »Jeder ist seines Glückes Schmied.«
    »Sein Sturz könnte dein Glück sein.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Verstell dich doch nicht. Wenn du Nubien liebst,
sehnst du dich doch nach dem Amt des Vizekönigs. Ich kann dir helfen, es zu
erlangen.«
    Darauf war Ramses nicht gefaßt gewesen. Chenar
bemerkte seine Verwirrung.
    »Ich halte deinen Anspruch auch für durchaus
gerechtfertigt«, fuhr er fort. »Wärest du mit diesem Amt betraut, würde es gar
nicht erst zum Versuch eines Aufstands kommen. Damit würdest du dem Land einen
Dienst erweisen und selbst glücklich werden.«
    Ein Traum… Ein Traum, den Ramses sich schon aus dem
Kopf geschlagen hatte. Dort zu leben, mit seinem Löwen und seinem Hund, Tag für
Tag diese wüsten Weiten zu erkunden, im Einklang mit dem Nil, den Felsen und
dem goldenen Sand. Doch nein, das war zu erhaben.
    »Du machst dich lustig über mich, Chenar.«
    »Ich werde dem König beweisen, daß du für diesen
Posten geschaffen bist. Sethos hat dich ja dort erlebt. Etliche Männer werden
mir beipflichten, und dein Wunsch wird erhört werden.«
    »Wie es dir beliebt.«
    Chenar beglückwünschte seinen

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