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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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und den würde er, Chenar, schon herausfinden.
    Ehrerbietig richtete er das Wort an den Sandalenträger
des Regenten und beglückwünschte ihn zum tadellosen Zustand seiner neuen
Amtsräume. Ameni, bei dem Schmeicheleien nichts fruchteten, würdigte Chenar
keines Wortes und führte ihn nur in den Audienzsaal des Regenten.
    Auf den Stufen des Podests mit dem Thron hockte Ramses
und spielte mit seinem Hund und seinem kleinen Löwen, der zusehends kräftiger
wurde. Die beiden Tiere verstanden sich prachtvoll, der Löwe bezwang seine
Kraft und der Hund seinen Hang, ihn zu necken. Wächter hatte dem kleinen
Wildfang sogar beigebracht, unbemerkt Fleisch aus den Küchen zu stehlen, und
Schlächter hatte sich angewöhnt, den gelben Hund zu schützen und niemanden an
ihn heranzulassen.
    Chenar stand wie vom Donner gerührt.
    Das sollte ein Regent sein? Der zweite Mann im Staat
nach dem Pharao? Ein spielender Knabe in der Kraft seiner Jugend! Sethos mußte
eine solch unbesonnene Entscheidung ja bereuen! Obwohl er vor Empörung kochte,
riß Chenar sich zusammen.
    »Würde der Regent so gütig sein, mich anzuhören?«
    »Nicht so feierlich, Bruder! Komm, setz dich.«
    Der gelbe Hund hatte sich auf den Rücken gerollt und
streckte zum Zeichen seiner Unterwürfigkeit gegenüber Schlächter alle viere in
die Luft. Ramses gefiel diese List. Auch dem Löwen gefiel das, er merkte gar
nicht, daß der Hund ihn an der Nase herumführte und die Spielchen nach seinem
Geschmack gestaltete. Das zu beobachten war sehr aufschlußreich für den Regenten.
Wurden hier nicht Klugheit und Kraft zu Verbündeten?
    Zögernd ließ sich Chenar auf eine der Stufen nieder,
wahrte aber einen gewissen Abstand zu seinem Bruder. Der Löwe fing an zu
knurren.
    »Hab keine Angst. Wenn ich es ihm nicht befehle,
greift er nicht an.«
    »Diese Wildkatze wird eines Tages gefährlich werden.
Er könnte einen ranghohen Besucher anfallen…«
    »Die Gefahr besteht nicht.«
    Wächter und Schlächter spielten nicht weiter, sie
beobachteten Chenar. Seine Anwesenheit mißfiel ihnen.
    »Ich bin gekommen, dir meine Dienste anzutragen.«
    »Sei bedankt.«
    »Womit gedenkst du mich zu beauftragen?«
    »Die Staatsangelegenheiten und das öffentliche Leben
sind mir noch völlig fremd, wie könnte ich dir da ein Amt übertragen, ohne
einen Fehler zu begehen?«
    »Aber du bist doch der Regent!«
    »Sethos ist der alleinige Herr über Ägypten, er und
niemand anders trifft die wichtigen Entscheidungen. Er bedarf meiner Meinung
nicht.«
    »Ja, aber…«
    »Ich bin mir meiner Unzulänglichkeit vollkommen bewußt
und habe auch nicht die Absicht, mich als Regierender aufzuspielen. Mein
Verhalten wird sich nicht ändern, ich werde dem Pharao dienen und ihm
gehorchen.«
    »Du wirst aber eigene Entscheidungen treffen müssen!«
    »Das hieße ja, den Pharao zu verraten. Ich werde mich
mit den Aufgaben begnügen, die er mir überträgt, und sie nach bestem Vermögen
erfüllen. Wenn ich versage, wird er mich absetzen und einen anderen Regenten
benennen.«
    Chenar war entwaffnet. Er hatte das überhebliche
Auftrumpfen eines Raubtiers erwartet und sah ein demütiges und harmloses
Lämmchen vor sich! Oder sollte Ramses gelernt haben, sich zu verstellen, und in
den Schafspelz geschlüpft sein, um den Gegner auf eine falsche Fährte zu
locken? Das ließ sich leicht herausfinden.
    »Ich vermute, daß du dich mit der Rangfolge im Staat
vertraut gemacht hast.«
    »Um diese Feinheiten zu erkennen, bedürfte ich
mehrerer Monate, wenn nicht gar Jahre, ist das wirklich erforderlich? Dank
Amenis Fleiß werden mir viele lästige Verwaltungsaufgaben erspart bleiben, so
daß ich immer noch Zeit finden werde für meinen Hund und meinen Löwen.«
    Keinerlei Spott klang da an, Ramses schien tatsächlich
unfähig, seine Macht zu ermessen. Und Ameni, der war bei allem Fleiß und
Arbeitseifer nichts weiter als ein junger Schreiber von siebzehn Jahren. Ameni
würde die Geheimnisse des Hofes nicht so schnell entschlüsseln. Wenn Ramses es
ablehnte, sich mit erfahrenen Männern zu umgeben, würde er seine Stellung
schwächen und wie ein Esel dastehen.
    Chenar mußte gar nicht kämpfen, er konnte weiter auf
vertrautem Boden agieren.
    »Ich war der Annahme, der Pharao habe dir in bezug auf
meine Person Richtlinien erteilt.«
    »Du hast recht.«
    Chenar stutzte, also rückte er doch endlich mit der
Wahrheit heraus! Bisher hatte er ihm etwas vorgemacht, und nun würde er ihm
gnadenlos den Hieb versetzen, ihn aus dem

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