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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ehemaligen Prügelknaben Chenars, hatte Acha dazu verleitet, weniger auf der Hut zu sein.
    Seit der Magier Ofir, der Drahtzieher des hethitischen Kundschafternetzes, verschwunden war, wartete Meba auf dessen Anweisungen, die jedoch nicht eintrafen. Er genoß diese Ruhe und nutzte sie, um festere Bande zu Freunden in seinem Amt und zu den Vornehmen des Landes zu knüpfen, ohne dabei seinen Groll zu vergessen. War er nicht Ungerechtigkeiten zum Opfer gefallen? War Acha nicht ein Mann von zwar überragender Klugheit, aber gefährlich und zu zaghaft? Allmählich gelang es Meba, die Hethiter und seinen Verrat aus dem Gedächtnis zu drängen.
    Eine gedörrte Feige kauend, verfaßte Ameni einen Brief, in dem er die Verwalter der Kornspeicher zurechtwies, dann las er die Beschwerde des Vorstehers einer Provinz über den Mangel an Brennholz.
    «Was gibt es, Meba?»
    Der Gesandte konnte diesen barschen und schlecht erzogenen kleinen Schreiber nicht ausstehen.
    «Solltest du zu beschäftigt sein, um mich anzuhören?»

    «Ein halbes Ohr kann ich dir leihen, vorausgesetzt, daß du dich kurz faßt.»
    «Während der Abwesenheit des Pharaos bestimmst doch du die Geschicke der Beiden Länder?»
    «Falls du Anlaß zur Unzufriedenheit hast, suche bei der Königin um Audienz nach. Ihre Majestät selbst billigt meine Entscheidungen.»
    «Machen wir uns nichts vor, die Königin würde mich zu dir schicken.»
    «Was beklagst du?»
    «Das Fehlen klarer Weisungen. Der Oberste Gesandte weilt außer Landes, der König schlägt Schlachten, und meine Beamten werden von Ungewißheit und Zweifeln geplagt.»
    «Warte die Rückkehr von Ramses und Acha ab.»
    «Und wenn…»
    «Wenn sie nicht zurückkehren?»
    «Muß man diese erschreckende Möglichkeit nicht in Betracht ziehen?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Du sprichst sehr entschieden.»
    «Ja, das tue ich.»
    «Dann werde ich also warten.»
    «Du könntest keinen besseren Entschluß fassen.»
    Auf Sardinien geboren, zum Anführer einer berüchtigten Bande von Seeräubern aufgestiegen, nach einem Scharmützel mit Ramses von ihm begnadigt und zum Vorsteher seiner Leibwache ernannt: das war der unglaubliche Werdegang Serramannas, eines Hünen mit keckem Schnurrbart, den Ameni des Verrats verdächtigt hatte, ehe er ihm Abbitte leistete und seine Freundschaft gewann.
    Der Sarde hätte zu gern gegen die Hethiter gekämpft, ihnen den Schädel eingeschlagen oder die Brust durchbohrt, doch der Pharao hatte ihm aufgetragen, für den Schutz der königlichen Familie zu sorgen, und so widmete Serramanna sich dieser Aufgabe mit dem gleichen Eifer, mit dem er einst reiche Handelsschiffe zu überfallen pflegte.
    In den Augen des Sarden war Ramses der großartigste Kriegsherr, dem er je begegnet war, und Nefertari die schönste und zugleich unnahbarste Frau. Das Königspaar stellte für ihn Tag um Tag ein solches Wunder dar, daß der ehemalige Seeräuber nicht mehr missen wollte, ihnen zu dienen. Er wurde gut entlohnt, genoß die Freuden einer reich gedeckten, erlesenen Tafel, wußte die Gesellschaft herrlicher Frauen zu nutzen und war bereit, für den Fortbestand des Königreichs sein Leben hinzugeben.
    Dennoch trübte ein Schatten das schöne Bild: Sein angeborener Jagdsinn ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Hinter Dolentes Rückkehr an den Hof wähnte er eine Arglist, die Ramses und Nefertari Schaden zufügen könnte. Er hielt die Schwester des Königs für wankelmütig und verlogen, und seiner Meinung nach mißbrauchte der Magier, auf den sie hereingefallen war, sie immer noch für seine Zwecke, obgleich es dafür keinerlei Beweis gab.
    Serramanna stellte Nachforschungen über die blonde Frau an, deren Leichnam in einem Haus aufgefunden worden war, das Chenar gehört hatte, Ramses’ heimtückischem, bei einem Sandsturm in der Wüste verschwundenem Bruder.
    Dolentes Erklärungen klangen recht verworren. Daß das Opfer dem Magier dazu gedient haben sollte, Verbindungen zum Jenseits aufzunehmen, mochte der Sarde nicht in Abrede stellen, aber daß Dolente nicht mehr über die Unglückliche wußte, erschien ihm unglaubwürdig. Weshalb schwieg sie?
    Weil sie die Wahrheit verschleiern wollte. Dolente mimte die Verfolgte, um wichtige Tatsachen im dunkeln zu lassen. Aber da sie bei Nefertari wieder Gnade gefunden hatte, konnte Serramanna nicht aufgrund bloßer Mutmaßungen Anklage gegen sie erheben.
    Hartnäckigkeit zählte indes zu den guten Eigenschaften eines Seeräubers. Zuweilen regte sich ja auch auf dem Meer

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