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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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in dem es neun Monate lang herangewachsen war.
    Als eine Hand sie sanft berührte und der Duft von Lilien und Jasmin sie umwehte, vermeinte Iset die Schöne einen paradiesischen Garten zu betreten, in dem aller Schmerz verebbte. Da wandte sie den Kopf um und merkte, daß Nefertari den Platz einer Hebamme eingenommen hatte. Mit einem feuchten Tuch betupfte die Königin die Stirn der Gebärenden.
    «Majestät… ich habe nicht geglaubt, daß du wirklich kommst.»
    «Du hast nach mir geschickt, und da bin ich.»
    «Hast du eine Nachricht vom König erhalten?»
    «Ja, es gibt vortreffliche Neuigkeiten. Ramses hat Kanaan zurückerobert, und es wird nicht mehr lange dauern, bis er auch die anderen Aufrührer unterworfen hat. Er ist schneller als die Hethiter.»
    «Wann kehrt er zurück?»
    «Sicher kann er es kaum erwarten, sein Kind zu sehen.»
    «Dieses Kind… Wirst du es lieben?»
    «Ich werde es lieben wie meine eigene Tochter und wie deinen Sohn Kha.»
    «Ich hatte Angst, daß…»
    Nefertari ergriff die Hände der jungen Frau und drückte sie fest.
    «Wir sind keine Feindinnen, Iset. Du mußt diesen Kampf gewinnen.»
    Plötzlich wurde der Schmerz übermächtig. Sie stieß einen Schrei aus, und die Oberhebamme waltete eifrig ihres Amtes.
    Iset wollte nur noch das Feuer vergessen, das ihren Leib verzehrte, in tiefen Schlaf sinken, von Ramses träumen… Aber Nefertari hatte recht: sie mußte das geheimnisvolle Werk vollenden.
    Kurz darauf hielt die Königin das Kind in ihren Händen, als die Hebamme die Nabelschnur durchschnitt. Iset die Schöne schloß die Augen.
    «Ist es ein Knabe?»
    «Ja, Iset. Ein schöner, kräftiger Knabe.»

    FÜNF

    KHA, DER SOHN RAMSES’ und Isets der Schönen, fertigte auf einem jungfräulichen Papyrus eine Abschrift der Lehren des Weisen Ptah-hotep an, der es im Alter von einhundertundzehn Jahren als nützlich erachtet hatte, einige Ratschläge für künftige Generationen niederzuschreiben. Der Prinz war zwar erst zehn Jahre alt, verabscheute aber kindliche Spiele und brachte die Zeit damit zu, sein Wissen zu mehren, wenngleich er dafür bisweilen den sanften Tadel Nedjems erntete. Dem mit seiner Erziehung betrauten Obersten Verwalter der Felder und Haine wäre es lieber gewesen, wenn Kha sich mehr Zerstreuung gegönnt hätte, dennoch beeindruckten ihn seine geistigen Fähigkeiten sehr. Der Knabe lernte schnell, behielt alles im Gedächtnis und wußte die Binse bereits wie ein erfahrener Schreiber zu führen.
    Nicht weit von ihm entfernt spielte die hübsche Merit-Amun, Ramses’ und Nefertaris Tochter, Harfe. Mit ihren knapp sechs Jahren ließ sie bereits eine bemerkenswerte Begabung für Musik erkennen und war sich durchaus schon dessen bewußt, daß alle sie bezaubernd fanden. Wenn Kha Hieroglyphen zeichnete, lauschte er dabei gern den Melodien seiner Schwester. Auch Wächter, der Hund des Königs, seufzte von Zeit zu Zeit voller Wohlbehagen, während sein Kopf auf den Füßen des kleinen Mädchens ruhte, dessen Ähnlichkeit mit Nefertari unübersehbar war.
    Als die Königin den Garten betrat, hörte Kha auf zu schreiben und Merit-Amuns Harfe verstummte. Besorgt und vor Neugierde ungeduldig liefen die Kinder ihr entgegen.
    Nefertari schloß beide in ihre Arme.

    «Alles ist gut vorübergegangen. Iset hat einen Knaben zur Welt gebracht.»
    «Sicher hast du mit meinem Vater schon einen Namen für ihn vorgesehen.»
    Sie lächelte.
    «Meinst du, wir können alles voraussehen?»
    «Ja, ihr seid doch das Königspaar.»
    «Dein kleiner Bruder heißt Merenptah, ‹der, den Ptah liebt›, der Schutzgott der Künstler und Handwerker, der mit seinem Wort die Welt erschaffen hat.»

    Dolente, Ramses’ ältere Schwester, war eine hochgewachsene, unablässig müde Frau mit dunklem Haar. Nach Jahren des Müßiggangs und des von Langeweile geprägten Lebens einer wohlhabenden jungen Adligen hatte sie ihre Erfüllung im Glauben des Ketzerkönigs Echnaton gefunden, im Glauben an einen einzigen Gott, von dem ihr der libysche Magier Ofir erzählt hatte. Gewiß, der Magier hatte einen Mord begehen müssen, um sich seine Freiheit zu bewahren, aber Dolente billigte seine Tat und war bereit, ihm zu helfen, was auch immer kommen mochte.
    Nachdem er, noch innerhalb Ägyptens, Unterschlupf gefunden hatte, war sie auf seinen Rat hin in den Palast zurückgekehrt und hatte Ramses belogen, damit er ihr verzieh.
    Sie hatte vorgegeben, der Magier habe sie als Geisel genommen und sich ihrer bedient, um außer Landes

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