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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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mühte sich Krummfinger vergebens, sie an einem Ohr zu packen, doch letzten Endes erhob er sich stets von seinem Lager.
    An diesem Morgen stand die Sonne schon hoch am Himmel, als er auf die Weide hinaustrat.
    «Schelmin… Wo bist du, Schelmin?»
    Nachdem er sich die Augen gerieben hatte, lief er noch ein paar Schritte, dann sah er seine Kuh auf ihrer Flanke liegen.
    «Was hast du denn, Schelmin?»
    Mit heraushängender Zunge, glasigen Augen und aufgeblähtem Bauch rang seine schöne Kuh mit dem Tod.
    Nicht weit von ihr entfernt waren zwei andere bereits verendet.
    Von übermächtiger Angst ergriffen, rannte Krummfinger zum Dorfplatz, um den Tierheilkundigen zu Hilfe zu holen.
    Doch der wurde bereits von einem Dutzend anderer Bauern bestürmt, denen das gleiche Unglück widerfahren war.
    «Eine Seuche!» rief Krummfinger. «Wir müssen sogleich den Palast davon in Kenntnis setzen.»
    Als Ofir von der Terrasse seines Hauses aus eine Schar besorgter und aufgebrachter Bauern zusammenströmen sah, wußte er, daß seine Anweisungen richtig ausgeführt worden waren. Arnos und Baduk, die beiden Beduinen, hatten einige Kühe vergiftet und damit für helle Aufregung gesorgt.
    Auf der breiten Straße, die zum Palast führte, hielt Moses den Zug an.
    «Ihr seid Opfer der fünften Plage geworden, mit der Jahwe Ägypten heimsucht! Seine Hand wird alle Herden treffen, die Pest wird großes und kleines Vieh dahinraffen. Nur die Tiere, die meinem Volk gehören, werden verschont.»
    Serramanna war im Begriff, die Bauern mit Soldaten zurückzudrängen, als Lotos auf einem schwarzen Pferd herangaloppierte und ihr Reittier neben den erregten Männern zum Stehen brachte.
    «Niemand braucht zu verzweifeln», sagte sie mit ruhiger Stimme. «Es handelt sich nicht um eine Seuche, sondern um eine Vergiftung. Ich habe bereits zwei Milchkühe gerettet, und mit der Hilfe des Tierheilkundigen werde ich auch die übrigen, die noch nicht verendet sind, wieder gesund machen.»
    Sogleich kam neue Hoffnung auf. Und als der Oberste Verwalter der Felder und Haine ankündigte, daß der Pharao auf Kosten des Staates die toten Tiere ersetzen werde, waren alle wieder zufrieden.
    Ofir und seine Verbündeten besaßen noch genügend Gift, um Moses weiterhin zu unterstützen, dieses Mal ohne es ihm zu sagen. Auf Befehl Jahwes setzte der Prophet ein altes Zaubermittel ein. Er füllte seine Hände mit Ruß und blies ihn in die Luft, damit er sich wie Staub auf Mensch und Tier herabsenkte und Pusteln hervorrief. Diese sechste Plage sollte so viel Schrecken verbreiten, daß sie den Pharao letzten Endes zwingen würde, sich zu beugen.
    Doch Ofir hatte noch einen anderen Einfall. Wie konnte man Ramses übler zusetzen, als wenn man Menschen etwas antat, die ihm nahestanden? Deshalb lieferte der kahlköpfige Arnos, den eine tief in die Stirn gezogene Perücke unkenntlich machte, dem Koch, der die Mahlzeiten für Ameni und seine Schreiber zubereitete, verdorbene Nahrungsmittel.
    Als der Sandalenträger des Königs ihm, wie jeden Tag, seine vertraulichen Schriftstücke brachte, bemerkte Ramses auf der linken Wange seines Freundes einen roten Fleck.
    «Hast du dich verletzt?»
    «Nein, es ist irgendein Ausschlag, aber er fängt an, weh zu tun.»
    «Ich lasse Pariamakhou rufen.»
    Atemlos eilte der Arzt des Palastes in Begleitung eines bezaubernden jungen Mädchens herbei.
    «Fühlst du dich nicht wohl, Majestät?»
    «Du weißt sehr wohl, mein lieber Pariamakhou, daß mir jedwede Krankheit fremd ist. Aber untersuche meinen Obersten Schreiber.»
    Der Heilkundige lief um Ameni herum, betastete seine Arme, fühlte den Puls und preßte ein Ohr an seinen Brustkorb.
    «Auf den ersten Blick kann ich nichts Ungewöhnliches feststellen… Ich muß darüber nachdenken.»
    «Falls es sich um ein Geschwür handelt, das von einer Verdauungsstörung herrührt», schlug das Mädchen schüchtern vor,
    «müßte man dann nicht eine Mischung aus zerkleinerten Sykomorenfrüchten, Anis, Honig, Terebinthenharz und Fenchel zubereiten, die äußerlich angewendet und als Trank verabreicht wird?»
    Pariamakhou setzte eine bedeutsame Miene auf.
    «Das ist vielleicht kein schlechter Einfall… Versuchen wir es, dann sehen wir weiter. Laufe in die Arzneikammer, mein Kind, und lasse dieses Mittel zubereiten.»
    Das Mädchen huschte hinaus, nachdem es sich zitternd vor dem Herrscher verneigt hatte.

    «Wie heißt deine Gehilfin?» fragte Ramses.
    «Neferet, Majestät. Schenke ihr keinerlei Beachtung,

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