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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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zu entziffern, und zum anderen betreffen alle Neuigkeiten aus Hattuscha auch dich.»
    Der Oberste Gesandte gehorchte.

    An meine Schwester, Königin Nefertari,
    Gemahlin der Sonne, Ramses’ des Großen.
    Wie geht es meiner Schwester, ist ihre Familie bei guter Gesundheit, sind ihre Pferde prächtig und kraftvoll? In Hatti hat die schöne Jahreszeit begonnen. Verheißt die Überschwemmung Ägypten eine gute Ernte?
    Ich habe das lange Schreiben meiner Schwester Nefertari erhalten und es mit großer Aufmerksamkeit gelesen. König Hattuschili ist sehr verstimmt darüber, daß sich der nichtswürdige Uriteschup in Pi-Ramses aufhält. Uriteschup ist ein schlechter Mensch, voller Gewalt und Niedertracht. Möge er des Landes Ägypten verwiesen und nach Hattuscha gebracht werden, um hier vor einem Gericht zu erscheinen.
    König Hattuschili bleibt in dieser Sache unerbittlich.
    Aber ist der Frieden zwischen unseren Ländern nicht ein so großer und schöner Wunsch, daß er manche Opfer rechtfertigt? Was Uriteschup betrifft, ist es gewiß nicht möglich, eine Übereinkunft zu erlangen, die alle billigen werden, und der König fordert mit gutem Recht seine Auslieferung. Dennoch bedränge ich ihn, er möge die redliche Gesinnung des Pharaos anerkennen, der zu seinem Wort steht, das er einmal gegeben hat. Welches Vertrauen könnten wir in einen Herrscher setzen, der sein Wort bricht?
    Obgleich es in dem Zwist um den Verräter Uriteschup keine Einigkeit geben wird, frage ich meine Schwester: Weshalb stellen wir uns nicht vor, er sei behoben, und beschreiten den Weg zu einem Vertrag, in dem unsere beiden Länder versichern, nie mehr gegeneinander Krieg zu führen? Das Abfassen dieses Vertrages wird viel Zeit in Anspruch nehmen, also wäre es weise, mit den Beratungen anzufangen.
    Teilt meine Schwester, die Königin von Ägypten, meine Gedanken? Wenn dies der Fall ist, wäre es gut, einen Unterhändler von hohem Rang, der das Vertrauen des Pharaos genießt, zu uns zu entsenden. Ich schlage den Namen Acha vor.
    Möge Königin Nefertari, meine Schwester, heil und gesund bleiben.

    «Diesen Vorschlag müssen wir leider ablehnen», bedauerte Ramses.
    «Weshalb willst du ihn zurückweisen?» empörte sich Acha.
    «Weil es sich um eine Falle handelt, mit der Hattuschili Rache zu nehmen gedenkt. Der König verzeiht dir nicht, daß du Uriteschup zur Flucht aus Hatti verholfen hast. Wenn du dich nach Hattuscha begibst, kehrst du nicht wieder.»
    «Ich deute dieses Schreiben anders, Majestät. Königin Nefertari hat überzeugende Beweisgründe zu finden gewußt, und Königin Puducheba beteuert ihren Wunsch nach Frieden.
    In Anbetracht des Einflusses, den sie auf den König ausübt, ist das ein entscheidender Schritt.»
    «Acha hat recht», befand Nefertari. «Meine Schwester Puducheba hat den Sinn meiner Zeilen genau verstanden: Reden wir nicht mehr von Uriteschup, sondern beginnen wir mit Verhandlungen, um einen sowohl dem Inhalt als auch der Form nach gültigen Friedensvertrag vorzubereiten.»
    «Aber Uriteschup entschwindet nicht wie ein Trugbild!»
    wandte Ramses ein.
    «Muß ich meinen Standpunkt und den meiner Schwester Puducheba noch deutlicher erklären? Hattuschili fordert Uriteschups Auslieferung, Ramses verweigert sie. Möge jeder doch entschlossen und unnachgiebig bleiben, solange die Verhandlungen nur ihren Lauf nehmen. Besteht nicht darin die hohe Kunst des Gesandtschaftswesens?»
    «Ich habe Vertrauen zu Puducheba», fügte Acha hinzu.
    «Wenn sich die Königin mit dir gegen mich verbündet, wie könnte ich da noch Widerstand leisten? Also schicken wir einen Unterhändler, aber nicht dich.»
    «Das ist unmöglich, Majestät! Ohne jeden Zweifel kommen die Wünsche der Königin Befehlen gleich. Und wer kennt Hatti und diejenigen, mit denen es zu verhandeln gilt, besser als ich?»
    «Bist du wirklich bereit, ein so großes Wagnis einzugehen, Acha?»
    «Es wäre ein Verbrechen, eine solche Gelegenheit, Frieden zu schließen, ungenutzt vorübergehen zu lassen. Dieser Aufgabe müssen wir all unsere Kräfte widmen. Das Unmögliche erringen, ist das nicht das Kennzeichen deiner Herrschaft?»
    «Ich habe dich selten in solchem Überschwang erlebt.»
    «Ich liebe die Freude wie die Freuden, und der Krieg ist dem nicht zuträglich.»
    «Aber ich werde ihn nicht um jeden Preis beenden. Ägypten darf unter keinen Umständen Verluste erleiden.»
    «Einige Schwierigkeiten dieser Art habe ich bereits in Betracht gezogen, doch sie fallen in

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