Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
mein Aufgabengebiet. Wir werden mehrere Tage in Folge arbeiten, um einen Vertrag zu entwerfen, ich werde noch einigen Freundinnen, die mir sehr teuer sind, einen Besuch abstatten, danach begebe ich mich auf den Weg nach Hatti. Und ich werde Erfolg haben, weil du es verlangst.»
Zuerst machte er einen erstaunlichen Sprung, dann verharrte er reglos, kaum zwei Ellen von Setaou entfernt, der zufrieden feststellte, daß das Wasser des Nils wieder trinkbar geworden war.
Gleich darauf folgte ihm ein zweiter und noch ein dritter, geschmeidig, verspielt, in verschiedenen Grüntönen: Prächtige Frösche hüpften aus dem Schlamm, mit dem der Fluß die Erde Ägyptens bedeckte, um sie fruchtbar zu machen und dem Volk des Pharaos die Nahrung zu sichern.
An der Spitze eines eindrucksvollen Zuges deutete Aaron mit seinem Stock auf die Fluten des Nils und sprach mit lauter Stimme:
«Da der Pharao sich weigert, die Hebräer aus Ägypten ausziehen zu lassen, sucht Jahwe, nachdem er das Wasser in Blut verwandelt hat, nun das Land des Unterdrückers mit einer zweiten Plage heim: mit Fröschen, Tausenden von Fröschen, Millionen von Fröschen. Sie werden überall eindringen, in Werkstätten, in Häuser, in die Gemächer der Reichen.»
Unbekümmert ging Setaou gemessenen Schrittes in seine Forschungsstätte zurück, wo Lotos mit dem Gift herrlicher Kobras neue Arzneien zubereitete. Sie hatten die Tiere in der Umgebung von Abu Simbel gefangen, von wo beruhigende Nachrichten eintrafen, denn der Bau der Tempel ging zügig voran. Der Schlangenkundige und seine Gemahlin konnten es kaum erwarten, dahin zurückzukehren, sobald Ramses ihnen die Erlaubnis dazu erteilte.
Setaou lächelte. Weder er noch Kha brauchten gegen Aaron und diese vermeintliche Plage einzuschreiten. Der Hebräer hätte seinen Anführer zu Rate ziehen sollen, ehe er Verwünschungen aussprach, die keinen Ägypter in Angst versetzen würden.
Um diese Zeit des Jahres war die rasche Vermehrung der Frösche nichts Ungewöhnliches und in den Augen der Bevölkerung sogar ein gutes Vorzeichen. In der Hieroglyphenschrift drückte der Frosch die Zahl Hunderttausend aus, also eine beinahe nicht mehr berechenbare Menge, die Überfluß verhieß.
In den Entwicklungsstufen dieser Lurche hatten schon die Priester der ersten Dynastien den unablässigen Wandel des Lebens gesehen. Deshalb war der Frosch im Bewußtsein der Bevölkerung gleichermaßen zum Symbol für eine glückliche Geburt wie für die Ewigkeit geworden, die alle Zeiten überdauerte.
Bereits am nächsten Tag ließ Kha unentgeltlich Amulette aus gebrannter Tonerde in der Form von Fröschen verteilen. Von diesem unerwarteten Geschenk entzückt, priesen die Bewohner der Hauptstadt Ramses und waren Aaron und den Hebräern dankbar, weil ihr Aufruhr vielen Menschen, die in bescheidenen Verhältnissen lebten, den Besitz eines kostbaren Gegenstandes beschert hatte.
Acha legte letzte Hand an den gemeinsam mit dem Königspaar entworfenen Vertrag. Mehr als ein Monat harter Arbeit war vonnöten gewesen, um jeden Begriff abzuwägen.
Wie der Oberste Gesandte es schon vermutet hatte, würden die Forderungen des Pharaos die Gespräche erschweren. Trotzdem behandelte Ramses Hatti nicht wie ein besiegtes Land, sondern wie einen ebenbürtigen Partner, der in dem Abkommen viele Vorteile entdecken würde. Falls Puducheba wirklich Frieden wollte, rückte er in greifbare Nähe.
Ameni brachte einen wundervollen, bernsteinfarbenen Papyrus, auf den Ramses selbst seine Vorschläge schrieb.
«Die Bewohner des südlichen Stadtviertels haben sich bei mir beschwert. Bei ihnen nehmen die Mücken überhand.»
«Um diese Jahreszeit vermehren sie sich immer rasch, wenn die zur Erhaltung der Gesundheit vorgeschriebenen Regeln nicht beachtet werden. Hat man vielleicht vergessen, einen Tümpel zu entwässern?»
«Aaron zufolge soll das die dritte Plage sein, mit der Jahwe Ägypten heimsucht, Majestät. Er hat seinen Stock ausgestreckt, den Staub auf dem Boden aufgewirbelt und behauptet, daß er sich in Mücken verwandelt. Du sollst darin den Fingerzeig eines rächenden Gottes erkennen.»
«Unser Freund Moses hat seit eh und je Hartnäckigkeit bewiesen», rief ihnen Acha in Erinnerung.
«Schicke unverzüglich die Leute vom Amt für Entseuchung in das südliche Stadtviertel», befahl Ramses seinem Obersten Schreiber, «daß sie die Bewohner von dieser Geißel befreien.»
Die ausgiebige Überschwemmung verhieß eine glückliche Zukunft. Ramses
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