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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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vollzog die Morgenriten im Tempel des Amun und gestattete sich dann, mit Schlächter einen Spaziergang über die Anlegestelle im Hafen zu unternehmen, ehe er sich wieder in den Palast begeben wollte, um an Hattuschili noch einen Brief zu schreiben, der seine Vorschläge für den Frieden begleiten sollte.
    Plötzlich stand Moses vor ihm und klopfte mit seinem Stock auf den Boden. Der riesige Löwe behielt den Hebräer im Blick, knurrte aber nicht.
    «Laß mein Volk ziehen, Ramses, damit es Jahwe huldigen kann, wie Er es erwartet.»
    «Haben wir einander nicht schon alles gesagt, Moses?»
    «Wunder und Plagen haben dir den Willen Jahwes offenbart.»
    «Ist das wirklich mein Freund, der so sonderbare Reden führt?»
    «Es gibt keinen Freund mehr! Ich bin der Sendbote Jahwes, und du bist ein gottloser Pharao.»
    «Wie kann man dich nur von deiner Verblendung heilen?»
    «Du bist verblendet!»
    «Gehe deinen Weg, Moses, ich werde meinen gehen, was auch immer geschehen mag.»
    «Gewähre mir eine Gunst: Sieh dir die Viehherden meiner hebräischen Brüder an.»
    «Was ist Besonderes an ihnen?»
    «Komm, ich bitte dich.»
    Schlächter, Serramanna und ein Trupp Söldner sicherten den Schutz des Herrschers. Moses hatte die Herden der Hebräer in ein sumpfiges, etwa fünf Meilen von der Hauptstadt entferntes Gelände holen lassen. Tausende großer, schwarzer Stechfliegen schwirrten um die Tiere herum, denen sie keine Ruhe ließen und die vor Schmerz brüllten.
    «Hier siehst du die vierte Plage, die Jahwe befohlen hat», erklärte Moses. «Ich brauche diese Tiere nur auseinanderzutreiben, dann fallen die Stechfliegen in deiner Hauptstadt ein.»

    «Ein erbärmlicher Plan… War es wirklich nötig, sie so vor Schmutz starren und leiden zu lassen?»
    «Wir müssen Jahwe Widder, Kühe und andere Tiere opfern, die Ägypter als heilig erachten. Wenn wir unsere Rituale in deinem Land abhalten, erregen wir den Zorn der Bauern. Laß uns in die Wüste ziehen, sonst werden die Stechfliegen deine Untertanen angreifen.»
    «Serramanna und eine Einheit der Armee werden dich, deine Priester und die kranken Tiere in eine Wüstenregion begleiten, in der ihr eure Opfer darbringen könnt. Die übrige Herde wird gesäubert und wieder auf die Weiden geführt. Danach kehrt ihr nach Pi-Ramses zurück.»
    «Das ist nur ein Aufschub, Ramses. Schon bald wird dir nichts anderes übrigbleiben, als den Hebräern die Genehmigung zu erteilen, aus Ägypten auszuziehen.»

    FÜNFZIG

    «WIR MÜSSEN KRÄFTIG zuschlagen», befand Ofir, «noch viel kräftiger.»
    «Immerhin ist es uns bereits gelungen, in der Wüste Jahwe zu opfern, wie Er es gefordert hatte», bemerkte Moses. «Ramses hat nachgegeben, er wird weiter nachgeben.»
    «Ist seine Geduld noch nicht am Ende?»
    «Jahwe beschützt uns.»
    «Mir kommt da ein Gedanke, Moses, der Gedanke zu einer fünften Plage, die den Pharao tief treffen wird.»
    «Darüber entscheiden nicht wir, sondern Jahwe.»
    «Müssen wir Ihm nicht zur Hand gehen? Ramses ist ein starrsinniger Tyrann, den nur Zeichen aus dem Jenseits so zu beeindrucken vermögen, daß er zurückweicht. Erlaube mir, dir zu helfen.»
    Moses willigte ein.
    Ofir verließ die Wohnstätte des Propheten und traf sich mit Arnos und Baduk. Die zwei Beduinen horteten immer noch Waffen in den Kellern der Häuser des Hebräerviertels. Sie kehrten gerade aus dem Norden Syriens wieder, wo sie Verbindung zu Gewährsleuten aus Hatti aufgenommen hatten.
    Der Magier war begierig darauf, Kunde von den jüngsten Ereignissen, vielleicht sogar Anweisungen zu erhalten.
    Arnos hatte seinen kahlen Schädel mit Öl eingerieben.
    «König Hattuschili ist erzürnt», berichtete er. «Da Ramses sich weigert, Uriteschup auszuliefern, ist er bereit, aufs neue Krieg zu führen.»
    «Wunderbar! Und was erwartet er von mir und meinen Männern?»

    «Die Befehle sind einfach: Schüre weiterhin die Unruhe unter den Hebräern, sorge dafür, daß es im ganzen Land zu gären beginnt, um Ramses zu schwächen, lasse Uriteschup außer Landes schaffen und nach Hattuscha zurückbringen! Oder töte ihn!»

    Krummfinger war ein Bauer, der sein Stück Land ebenso liebte wie seine kleine Herde: an die zwanzig Kühe, eine schöner als die andere, sanft und anmutig, auch wenn die Leitkuh von recht eigenwilligem Wesen war und nicht jeden in ihre Nähe ließ. Mit ihr redete er oft stundenlang.
    Des Morgens pflegte ihn eine schelmische Rotfellige zu wecken, indem sie ihm die Stirn leckte. Dabei

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