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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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der Rat der Ältesten zusammentrat, gelang es Moses dennoch, sich ihr Vertrauen zu bewahren.
    «Was gedenkst du jetzt zu tun?»
    «Ich werde eine achte Plage heraufbeschwören. Sie wird so furchtbar werden, daß die Ägypter sich von ihren Göttern verlassen wähnen.»
    «Was wird das für eine Geißel sein?»
    «Blickt zum Himmel, gen Osten, dann wißt ihr es.»
    «Werden wir danach endlich Ägypten verlassen?»
    «Erweist euch als so ausdauernd, wie ich es viele Jahre lang gewesen bin, und glaubt an Jahwe. Er wird uns ins Gelobte Land führen.»

    Mitten in der Nacht schreckte Nefertari aus dem Schlaf auf.
    Neben ihr lag Ramses in tiefem Schlummer. Lautlos schlich sie aus dem Gemach und trat ins Freie. Die Luft war von Wohlgerüchen erfüllt, die Stadt still und friedvoll, doch das Entsetzen der Großen Königsgemahlin wuchs. Das Bild des Grauens verblaßte nicht, der Alptraum schnürte ihr noch immer das Herz zusammen.
    Da nahm Ramses sie sanft in die Arme.
    «Hast du schlecht geträumt, Nefertari?»
    «Wenn es nur das wäre…»
    «Wovor hast du Angst?»
    «Vor einer großen Gefahr, die von Osten kommt, mit einem furchterregenden Wind…»

    Ramses blickte in diese Richtung.
    Lange schärfte er all seine Sinne, als könnten sie die Finsternis durchdringen. Der Geist des Königs verschmolz mit Himmel und Nacht und enteilte an den Rand der Erde, dorthin, wo der Wind entstand.
    Was Ramses gewahrte, war so beängstigend, daß er sich hastig ankleidete, die Dienerschaft der Palastverwaltung wecken und nach Ameni schicken ließ.

    Ein heftiger Wind trieb von Osten eine riesige Wolke aus Millionen, aus Milliarden Heuschrecken heran. Es war nicht das erste Mal, daß sich derlei ereignete, doch dieses Mal erreichte der Ansturm ein grauenvolles Ausmaß.
    Den Befehlen des Pharaos folgend, hatten die Bauern im Delta Feuer angezündet und warfen Kräuter hinein, deren Duft die Heuschrecken vertreiben sollte. Über manche Felder waren sogar große Tücher aus grobem Leinen gebreitet worden.
    Als Moses verkündete, daß die Insekten alle Bäume Ägyptens kahlfressen und keine Frucht übriglassen würden, war dank der königlichen Boten die Kunde von der drohenden Gefahr bereits mit großer Schnelligkeit verbreitet worden, und nun beglückwünschte man sich dazu, daß man die von Ramses angeordneten Vorkehrungen unverzüglich getroffen hatte.
    So blieben die Schäden verschwindend klein, und man erinnerte sich daran, daß die Heuschrecke eines jener symbolhaften Tiere war, dessen Gestalt die Seele des Pharaos annahm, um mit einem gewaltigen Sprung den Himmel zu erreichen. In geringer Zahl galt das Insekt als glückbringend, erst wenn es in Massen auftrat, wurde es bedrohlich.
    Das Königspaar fuhr auf einem Wagen durch die Umgebung der Hauptstadt und hielt in mehreren Dörfern, in denen ein neuer Ansturm der Heuschrecken befürchtet wurde. Doch Ramses und Nefertari versprachen ihnen, daß diese Geißel schon bald endgültig verschwunden sein würde.
    Wie die Große königliche Gemahlin es vorhergesehen hatte, legte sich der Ostwind. Auf ihn folgte heftiger Regen, der die Heuschreckenschwärme aus dem Fruchtland ins Meer spülte.

    «Du bist zwar nicht krank», sagte Pariamakhou zu Meba,
    «aber du solltest dir dennoch einige Tage der Ruhe gönnen.»
    «Diese Beschwerden…»
    «Dein Herz ist in ausgezeichnetem Zustand, und die Leber arbeitet vortrefflich. Sei ohne Sorge, du wirst hundert Jahre alt werden.»
    Meba hatte eine Erkrankung vorgetäuscht, weil er hoffte, Pariamakhou würde ihm verordnen, sein Gemach einige Wochen lang nicht zu verlassen, und womöglich wurden Ofir und seine Spießgesellen unterdessen festgenommen.
    Dieser kindische Plan schlug jedoch fehl… Und sie anzuzeigen hätte bedeutet, sich selbst anzuzeigen!
    So blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Auftrag auszuführen. Doch wie sollte er sich Uriteschup nähern, ohne Serramanna und dessen gut ausgebildete Wachen auf sich aufmerksam zu machen?
    Seine beste Waffe war letzten Endes das Geschick eines erfahrenen Unterhändlers. Als er den Sarden auf einem Flur des Palastes traf, sprach Meba ihn an.
    «Acha hat mir ein Schreiben zukommen lassen, in dem er mich anweist, Uriteschup zu befragen und ihm vertrauliche Auskünfte über die hethitische Verwaltung zu entlocken», erklärte Meba.
    «Was er mir verrät, muß geheim bleiben, deshalb ist es erforderlich, daß wir uns unter vier Augen treffen. Ich werde seine Erklärungen auf einen Papyrus schreiben,

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