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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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man ihn warten läßt.»

    Nachdem er einen neuen Fürsten von Amurru in sein Amt eingesetzt hatte, einen aus dem Lande der Zedern stammenden, aber in Ägypten ausgebildeten Mann, dessen Treue vielleicht beständiger sein würde als die Treue Benteschinas, ernannte Ramses in seinen Schutzgebieten längs des Mittelländischen Meeres noch weitere neue Würdenträger. Er legte Wert darauf, daß Fürsten sowie Vorsteher der Städte und Dörfer Einheimische waren, die sich durch einen Eid verpflichteten, ihr Bündnis mit Ägypten einzuhalten. Falls sie ihr Wort brachen, würden seine Armeen unverzüglich eingreifen. Um die Überwachung zu gewährleisten und von jedweder Veränderung rasch Kenntnis zu erlangen, hatte Acha einen Plan ersonnen, von dem er sich viel versprach: Es sollten nur wenige Soldaten an Ort und Stelle bleiben, aber dafür gut bezahlte Kundschafter in großer Zahl eingesetzt werden. Der Oberste Gesandte glaubte an die Tugenden seines Geheimdienstes.

    Auf einem niedrigen Tisch hatte Ramses eine Landkarte der Ostländer ausgebreitet. Die Anstrengungen seiner Truppen waren belohnt worden: Kanaan, Amurru und der Süden Syriens bildeten aufs neue eine ausgedehnte Pufferzone zwischen dem Land am Nil und dem Königreich Hatti.
    Es war der zweite Sieg, den Ramses über die Hethiter errungen hatte. Nun mußte er noch eine Entscheidung treffen, die für die Zukunft Ägyptens von größter Bedeutung sein würde.
    Endlich erschienen Setaou und der nicht so elegant wie sonst gekleidete Acha in dem Zelt, in dem Heerführer und hohe Offiziere bereits Platz genommen hatten, um Rat zu halten.
    «Sind alle feindlichen Festungen bezwungen worden?»
    wollte der König gerade wissen.
    «Ja, Majestät», versicherte der Befehlshaber des Regiments Re.
    «Die letzte, die Feste Schalom, ist gestern gefallen.»
    «Schalom heißt ‹Frieden›», erklärte Acha, «und zur Zeit herrscht er in dieser Gegend.»
    «Sollen wir weiter gen Norden vorrücken, Kadesch in unsere Gewalt bringen und den Hethitern einen tödlichen Schlag versetzen?» fragte Ramses.
    «Das ist der Wunsch der hohen Offiziere», beteuerte der General. «Wir müssen unseren Sieg vollenden und die Barbaren ausrotten.»
    «Dabei wird uns keinerlei Erfolg beschieden sein», bemerkte Acha. «Die Hethiter haben sich nach dem Vorstoß wieder zurückgezogen, ihre Truppen sind unversehrt, und sie bereiten Fallen vor, die uns empfindliche Verluste beibringen können.»
    «Mit Ramses an unserer Spitze werden wir siegen», ereiferte sich der Heerführer.
    «Ihr kennt das Gelände nicht. Auf den Hochebenen im Westen ihres Reiches sowie in den Schluchten und Wäldern können die Hethiter uns aufreiben. Schon in Kadesch werden Tausende unserer Fußsoldaten ihr Leben lassen, dabei sind wir nicht einmal sicher, ob es uns überhaupt gelingen kann, die Zitadelle einzunehmen.»
    «Nichtige Ausflüchte eines Gesandten, der nur auf Verhandlungen setzt… Dieses Mal sind wir gut darauf vorbereitet», wandte der General ein.
    «Zieht euch zurück!» befahl Ramses. «Im Morgengrauen werdet ihr meine Entscheidung erfahren.»

    ZEHN

    DANK DER GASTFREUNDSCHAFT Aarons verbrachte Moses etliche Wochen unbehelligt im Viertel der Ziegelmacher. Seine Frau und sein Sohn konnten sich frei bewegen und erkundeten staunend das lebhafte Treiben in der ägyptischen Hauptstadt.
    Da sie sich im Kreis der Hebräer schnell heimisch fühlten, dauerte es auch nicht lange, bis sie Umgang mit Ägyptern, Nubiern und Fremdlingen aus den Ostländern sowie mit anderen Bewohnern von Pi-Ramses pflegten.
    Moses lebte dagegen sehr zurückgezogen. Mehrfach hatte er darum gebeten, ein weiteres Mal vom Rat der Alten angehört zu werden, jedoch vor den ungläubigen und seine Ansichten mißbilligenden Stammesführern nie seine ersten Erklärungen widerrufen.
    «Ist deine Seele noch immer so aufgewühlt?» fragte Aaron.
    «Seit mir der brennende Dornbusch erschienen ist, nicht mehr.»
    «Hier glaubt niemand, daß Gott sich dir offenbart hat.»
    «Sobald ein Mensch weiß, welche Aufgabe er auf Erden erfüllen muß, ist er gegen jeden Zweifel gefeit. Mein Weg ist vorgezeichnet, Aaron.»
    «Aber du stehst allein, Moses.»
    «Das sieht nur so aus. Meine Überzeugungen werden letzten Endes die Gemüter aufrütteln.»
    «In Pi-Ramses fehlt es den Hebräern an nichts. Und wo willst du in der Wüste Nahrung finden?»
    «Dafür wird Gott sorgen.»
    «Du bist zum Anführer wie geschaffen, aber du schlägst den falschen Weg ein.

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