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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Trägern ihrer Feldzeichen aufzumarschieren. Von der Menge umjubelt, dachten die Männer bereits an die Muße und die Belohnungen, die ihrer harrten und sie die erbitterten Kämpfe vergessen lassen würden. Im Leben eines Soldaten gibt es keinen schöneren Augenblick als die Rückkehr in die Heimat, vor allem nach einem Sieg.
    Von diesem großen Ereignis überrascht, hatten die Gärtner keine Zeit gehabt, die breite Prachtstraße von Pi-Ramses zu schmücken, die zu den Tempeln führte, zum Tempel des Gottes Ptah, der mit seinem Wort die Welt erschaffen hatte, und zu dem der furchterregenden Göttin Sachmet, in deren Macht es stand, zu zerstören oder zu heilen. Aber die Köche waren bereits emsig am Werk, brieten Gänse, Ochsen- und Schweinefleisch und füllten Körbe mit gedörrtem Fisch sowie mit Gemüse und Früchten. Aus den Kellern wurden Krüge voll Bier und Wein geholt. Die Bäcker buken in aller Eile Brote und Kuchen. Die Vornehmen der Stadt hatten ihre Festtagsgewänder angezogen, indes die Dienerinnen letzte Hand an die Haarpracht ihrer Herrinnen legten.
    Das Ende des Zuges bildeten Hunderte Gefangener aus den zurückeroberten Gebieten. Manchen hatte man die Hände auf den Rücken gebunden, andere konnten sich ungehindert bewegen, mit Frauen und Kindern an ihrer Seite und Eseln, die ihre bescheidene Habe trugen. Später sollten die Gefangenen dem Amt für die Vermittlung von Arbeitskräften vorgeführt werden, das sie den Ländereien und Baustätten der verschiedenen Tempel zuweisen würde. Dort konnten sie die ihnen auferlegte Zeit der Gefangenschaft als Landarbeiter oder Bauhelfer ableisten und am Ende entscheiden, ob sie in Ägypten bleiben oder in ihre Heimat zurückkehren wollten.
    Verhieß das nun dauerhaften Frieden oder nur vorübergehende Waffenruhe? Hatte der Pharao die Hethiter vernichtend geschlagen, oder war er nur wiedergekommen, um Kräfte zu sammeln und dann erneut in die Schlacht zu ziehen?
    Diejenigen, die nichts wußten, ließen sich am weitschweifigsten darüber aus, und es gingen Gerüchte um, daß König Muwatalli den Tod erlitten habe, daß die Zitadelle von Kadesch erstürmt und die Hauptstadt der Hethiter zerstört worden sei. Alle warteten auf die Zeremonie, in deren Verlauf Ramses und Nefertari an einem Fenster des königlichen Palastes erscheinen und die tapfersten Soldaten mit goldenen Halsketten auszeichnen würden.
    Zur allgemeinen Überraschung begab sich Ramses jedoch nicht in den Palast, sondern strebte dem Tempel der Göttin Sachmet zu. Denn er allein hatte bemerkt, daß am Himmel sehr schnell dichter und dunkler werdendes Gewölk aufstieg. Die Pferde wurden unruhig, der Löwe knurrte.
    Ein Gewitter braute sich zusammen.
    Angst folgte der Freude. Wenn die furchterregende Göttin den Zorn der Wolken auf die Erde herabschickte, bedeutete das nicht, daß dem Königreich Ägypten erneut Krieg drohte und Ramses unverzüglich auf das Schlachtfeld zurückkehren mußte?
    Die Soldaten hörten auf zu singen.
    Allmählich wurde jedem klar, daß dem Pharao der nächste Kampf bevorstand, bei dem er Sachmet besänftigen und sie daran hindern mußte, Unheil und Leid über das Land zu bringen.
    Der König stieg von seinem Streitwagen, tätschelte seinen Pferden und dem Löwen den Kopf, dann hielt er im Vorhof des Tempels innere Einkehr. Die Wolke hatte sich geteilt, vervielfacht, begann das Licht der Sonne zu verdecken.
    Da überwand der Herrscher die Anstrengungen der Reise, vergaß die Feste, die Pi-Ramses zu feiern sich anschickte, und bereitete sich auf die Begegnung mit der Furchterregenden vor.
    Nur er vermochte ihre Wut zu beschwichtigen.
    Ramses stieß das vergoldete Tor aus Zedernholz auf und betrat den Saal der Reinigung, in dem er die blaue Krone ablegte. Dann schritt er langsam durch die Säulenhalle, über die Schwelle des Kultsaales und näherte sich dem Allerheiligsten.
    Erst jetzt sah er sie: eine lichtvolle Gestalt in der Dunkelheit.
    Ihr langes, weißes Kleid strahlte wie eine Sonne, der Duft ihrer rituellen Perücke verzauberte die Seele, und die Würde in ihrer Haltung glich der Würde der Tempelsteine.
    Nefertaris Stimme ertönte so lieblich wie Harfenklänge. Sie sprach die Worte der Huldigung und der Besänftigung, die seit den Anfängen der ägyptischen Kultur die Furchterregende in eine sanft Liebende verwandelten. Ramses hob die Arme, streckte der löwenköpfigen Statue die geöffneten Hände entgegen und las laut die in die Wände gemeißelten Sprüche.
    Sobald

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