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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nachdenken», sagte er ruhig.
    Der Fürst von Amurru hegte nur eine Befürchtung: Ramses’
    Sorge um das Wohl des Staates könnte die Freundschaft überwiegen. Sein Zögern ließ Benteschina erzittern.
    «Ich brauche genügend Zeit, um meine Heerführer zu überzeugen», erklärte der König. «Oder glaubst du, es ist so leicht, auf einen Sieg zu verzichten und einem Verbrecher Gnade zu gewähren?»
    Benteschina faßte neuen Mut.
    «Ist der Begriff ‹Verbrecher› nicht ein wenig übertrieben, Majestät? Kluge Bündnisse einzugehen ist eine schwierige Kunst. Warum vergißt du nicht einfach die Vergangenheit, zumal ich Abbitte leiste? Meine Zukunft liegt in Ägypten, und ich werde meine Treue unter Beweis stellen, sei dir dessen sicher. Wenn ich mir erlauben dürfte, Majestät…»
    «Was denn noch?»
    «Die Bewohner von Berytos und ich selbst würden eine Belagerung der Stadt nur ungern hinnehmen. Wir sind daran gewöhnt, gut zu leben, und die Lieferung erlesener Waren gehört doch zu unserem Abkommen. Wird nicht auch Acha glücklich sein, wenn es ihm nicht an Speis und Trank mangelt, während er darauf wartet, daß du deine Verfügung abfaßt und er freigelassen wird?»
    Ramses erhob sich. Die Unterredung war beendet.
    «Ach, Majestät… Wüßte ich nur, wie lange dein Nachdenken dauern wird…»
    «Einige Tage.»

    «Wir werden gewiß zu einer Übereinkunft gelangen, die für Ägypten wie für die Provinz Amurru gleichermaßen von Nutzen sein wird.»

    Tief in Gedanken, den Löwen zu seinen Füßen, blickte Ramses auf das Meer. Nur wenige Schritte von ihm entfernt liefen die Wellen sanft im Sand aus, weit draußen tummelten sich Delphine, und von Süden her wehte ein kräftiger Wind.
    Da setzte sich Setaou unvermutet neben den Herrscher.
    «Ich mag das Meer nicht, es birgt keine Schlangen.
    Obendrein ist das andere Ufer nicht zu sehen.»
    «Benteschina versucht mich zu erpressen.»
    «Und du schwankst zwischen Ägypten und Acha.»
    «Machst du mir das zum Vorwurf?»
    «Nein, im Gegenteil, aber ich weiß, welche Entscheidung du treffen mußt, und sie gefällt mir nicht.»
    «Solltest du etwa einen Plan haben?»
    «Weshalb würde ich sonst den Herrn der Beiden Länder beim Nachdenken stören?»
    «Acha darf keiner Gefahr ausgesetzt werden.»
    «Du verlangst viel von mir.»
    «Gibt es eine echte Aussicht auf Erfolg?»
    «Ja eine, vielleicht.»
    Benteschinas Haushofmeister mühte sich redlich, die nie versiegenden Wünsche seines Herrn zu befriedigen. Der Fürst von Amurru trank viel und duldete nur die besten Weine.
    Obgleich der Keller des Palastes stetig aufgefüllt wurde, schwanden die Vorräte bei den zahlreichen Festgelagen immer sehr schnell. So erwartete der Haushofmeister jede neue Lieferung mit Ungeduld.
    Die ägyptischen Truppen hatten Berytos just in einer Zeit zu belagern angefangen, in der er die Ankunft einer Karawane herbeisehnte, die dem Palast an die hundert Amphoren mit rotem Wein aus dem Delta bringen sollte, denn Benteschina begehrte nur diesen und keinen anderen.
    Wie groß war da die Freude des Haushofmeisters, als er mit riesigen Amphoren beladene Esel in den großen Hof hineintrotten sah! Offenbar hatten die Belagerer sie durchgelassen. Benteschinas Erpressung war also erfolgreich gewesen.
    Der Haushofmeister lief der Karawane entgegen und erteilte ihrem Anführer seine Weisungen: Ein Teil der Krüge sollte in den Keller gebracht werden, ein anderer in den Vorratsraum neben der Küche und der Rest in eine Kammer, die an den Festsaal angrenzte.
    Das Abladen begann, von Scherzen und rhythmischen Gesängen begleitet.
    «Könnten wir nicht eine Kostprobe nehmen?» schlug der Haushofmeister dem Anführer der Karawane vor.
    « Welch guter Einfall!»
    Die beiden Männer begaben sich in den Keller. Als sich der Haushofmeister über einen der großen Krüge beugte, vermeinte er bereits den fruchtigen Geschmack des Weins auf der Zunge zu spüren. Doch während er mit der Hand liebevoll über den gewölbten Bauch des Gefäßes strich, traf ihn ein heftiger Schlag ins Genick, unter dem er zusammensackte.
    Der Anführer der Karawane, ein Offizier der Armee des Pharaos, ließ Setaou und die übrigen Männer, die sich an diesem Überfall beteiligten, aus ihren Krügen heraus. Mit leichten Streitäxten bewaffnet, deren Klingen durch drei Zapfen mit den Stielen verbunden und fest mit ihnen verschnürt waren, fielen sie über die Wachen her, die nicht mit einem Angriff innerhalb der Stadt gerechnet

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