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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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denn unsere Liebe von dieser Welt?»
    Sie umschlangen einander auf den warmen Fliesen, ihre Lippen fanden sich, dann trug die Begierde sie auf ihren Wellen fort.

    Ramses hüllte Nefertari in ein großes Tuch ein. War es ausgebreitet, dann stellte es die Schwingen der Göttin Isis dar, die unermüdlich in Bewegung waren, um Lebensodem zu spenden.
    «Welche Pracht!»
    «Ein neues Meisterwerk der Weberinnen von Sais, damit du nie wieder frierst.»
    Sie schmiegte sich an den König.
    «Mögen die Götter geben, daß wir einander nicht mehr verlassen müssen.»

    VIERZEHN

    RAMSES’ ARBEITSRAUM, in den durch drei große Fenster mit steinernem Gitterwerk das Tageslicht einfiel, war ebenso schmucklos, wie es der seines Vaters Sethos gewesen war: kahle weiße Wände, ein großer Tisch, ein Sessel mit gerader Rückenlehne für den Herrscher und Stühle mit geflochtenen Sitzflächen für seine Besucher, eine Truhe für Papyrusrollen, die magische Schriften zum Schutz des Königs barg, eine Landkarte der Ostländer und eine Statue des verstorbenen Pharaos, dessen Blick über das Tun seines Sohnes wachte.
    Neben der Schreiberpalette des Königs lagen noch zwei an ihren Enden mit einem fest gedrehten Leinenfaden verbundene Akazienzweige: Sethos’ Wünschelrute, die Ramses auch schon benutzt hatte.
    «Wann wird die Gerichtsverhandlung stattfinden?» wollte der Herrscher von Ameni wissen.
    «In etwa zwei Wochen.»
    Der Schreiber mit dem bleichen Gesicht hatte wie üblich die Arme voller Papyrusrollen und beschriebener Tafeln, denn trotz seines schwachen Rückens legte er Wert darauf, die vertraulichen Schriftstücke selbst zu tragen.
    «Hast du Moses davon in Kenntnis gesetzt?»
    « Selbstverständlich.»
    «Wie hat er es aufgenommen?»
    «Er wirkte ruhig.»
    «Hast du ihm gesagt, daß uns der Beweis für seine Unschuld vorliegt?»
    «Ich habe ihm zu verstehen gegeben, daß sein Fall nicht aussichtslos ist.»

    «Weshalb läßt du solche Vorsicht walten?»
    «Weil weder du noch ich den Richterspruch kennen.»
    «Wer in Notwehr handelt, kann nicht verurteilt werden.»
    «Moses hat einen Mann getötet, und der war obendrein der Gemahl deiner Schwester Dolente.»
    «Ich werde eingreifen und sagen, was ich von diesem Schurken gehalten habe.»
    «Nein, Majestät, du kannst in keiner Weise eingreifen. Der Pharao darf sich nicht in ein Gerichtsverfahren einmischen, denn er verkörpert die Anwesenheit der Maat auf Erden und muß sich für Gerechtigkeit verbürgen.»
    «Meinst du etwa, das weiß ich nicht?»
    «Wäre ich dein Freund, wenn ich dir nicht im Kampf gegen dich selbst beistünde?»
    «Das ist eine schwere Aufgabe, Ameni!»
    «Ich bin dickköpfig und unbeugsam.»
    «Ist Moses nicht freiwillig nach Ägypten zurückgekehrt?»
    «Das tilgt weder seine Schuld noch seine Tat.»
    «Willst du am Ende gegen ihn aussagen?»
    «Moses ist auch mein Freund, und ich werde den Beweis zu seiner Entlastung vorlegen. Aber wird er auch den Wesir und die Richter überzeugen?»
    «Moses war bei Hof sehr angesehen. Jeder wird die Verkettung der unglücklichen Umstände verstehen, die ihn dazu gebracht haben, Sary zu töten.»
    «Hoffen wir es, Majestät.»
    Obgleich Serramanna die Nacht in der angenehmen Gesellschaft zweier sehr bereitwilliger Syrerinnen zugebracht hatte, war er schlecht gelaunt. Deshalb verscheuchte er die beiden Mädchen bereits vor dem Frühstück, der
    «Mundwaschung».
    Trotz seiner Bemühungen hatte er bisher weder den Namen noch die Herkunft der jungen Ermordeten herausgefunden.

    Der Sarde war der Meinung gewesen, daß seine zu Nachforschungen ausgeschickten Soldaten dank des Bildnisses der Toten rasch die richtige Spur finden würden. Aber weder in Pi-Ramses noch in Memphis oder Theben kannte jemand die blonde Frau. Das ließ nur einen Schluß zu: Man hatte sie erbarmungslos eingesperrt.
    Eine Zeugin müßte indes genau Bescheid wissen: Dolente, die Schwester des Pharaos. Welch ein Jammer! Serramanna konnte sie nicht so verhören, wie er es gerne getan hätte. Mit ihrer scheinheiligen Abbitte und einem Treuegelöbnis hatte Dolente wenigstens teilweise das Vertrauen des Königspaares wiedergewonnen.
    Mißmutig sah der Sarde die Berichte durch, die seine Kundschafter nach ihrer Rückkehr aus den verschiedenen Provinzen abgefaßt hatten. Elephantine, El-Kab, Edfu, die Städte des Deltas… Nichts. Als er die Liste der von ihm Ausgesandten überprüfte, wurde er stutzig. Ein Kreter hatte noch keine Rechenschaft über seine

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