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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gesundheit zu rauben und uns zu schwächen. Schon bei Merit-Amuns Geburt konnte ich nur dank Setaous Eingreifen dem Tod entrinnen, und nun befürchte ich einen neuen Anschlag, der sich diesmal gegen ein Kind richtet, gegen deinen erstgeborenen Sohn.»
    «Ist er etwa krank?»
    «Pariamakhou hat ihn bereits untersucht und kann nichts Ungewöhnliches feststellen.»
    «Sein Befund reicht mir nicht. Laß Setaou rufen und bitte ihn, einen magischen Schutzwall um Kha zu errichten. Von heute an soll er uns jeden auch noch so nichtigen Vorfall berichten. Hast du Iset davon in Kenntnis gesetzt?»
    «Selbstverständlich.»
    «Man muß den Dieb oder die Diebin ausfindig machen und feststellen, ob innerhalb des Palastes jemand Verrat an uns übt.
    Serramanna wird die Bediensteten verhören.»
    «Ich habe Angst, Ramses, ich habe Angst um Kha.»
    «Bezähme diese Angst, sie könnte ihm nur schaden. Wer sich der Finsternis zu bedienen weiß, wird jede kleinste Schwäche ausnutzen.»
    Mit Binsen und einer Schreiberpalette in Händen betrat Kha die Forschungsstätte von Setaou und Lotos. Die hübsche Nubierin bewog gerade eine schwarze Kobra dazu, ihr Gift abzusondern, während ihr Gemahl eine Arznei gegen Verdauungsstörungen zubereitete.
    «Bist du der Lehrer, der mich in Magie unterweist?»

    «Die Magie selbst wird dein einziger Lehrer sein. Hast du immer noch Angst vor Schlangen?»
    «O ja!»
    «Nur Dummköpfe fürchten sich nicht vor ihnen. Sie waren vor uns da und kennen Geheimnisse, die wir erst entdecken müssen. Hast du wahrgenommen, daß sie sich von einer Welt in die andere schlängeln können?»
    «Seit mich mein Vater der großen Kobra gegenübergestellt hat, weiß ich, daß ich den bösen Tod abzuwenden vermag.»
    «Du mußt dich dennoch schützen, wie es scheint.»
    «Man hat mir eine Binse gestohlen, und ein Magier will sie gegen mich benutzen. Die Königin hat mir die Wahrheit gesagt.»
    Der Ernst und die Reife des Knaben versetzten Setaou in Erstaunen.
    «In dem Maß, in dem die Schlangen uns in ihren Bann ziehen», erklärte er, «lehren sie uns auch, einen Bann zu brechen. Deshalb werde ich dir nun jeden Tag eine Mischung aus zerstoßenen Zwiebeln, Schlangenblut und Nesselpflanzen verabreichen. In zwei Wochen werde ich noch Kupferspäne, roten Ocker, Alaun und Bleioxyd hinzufügen, und Lotos wird dir ein Mittel geben, das sie ersonnen hat.»
    Kha zog eine Grimasse.
    «Das schmeckt sicher nicht gut.»
    «Ein wenig Wein wird dich darüber hinwegtäuschen.»
    «Ich habe noch nie welchen getrunken.»
    «Noch eine Lücke, die es zu schließen gilt.»
    «Der Wein trübt den Verstand der Schreiber und macht ihre Hand unsicher.»
    «Und ein Übermaß an Wasser verschließt das Herz. Hüte dich vor dieser Schwäche! Um gute Weine erkennen zu können, muß man früh damit beginnen, sie zu kosten.»
    «Werden sie mich gegen die Schwarze Magie schützen?»

    Setaou hantierte mit einem Tiegel, der eine grünliche Salbe enthielt.
    «Ein untätiger Mensch vermag der Schwarzen Magie keinen Widerstand entgegenzusetzen; nur wenn du dich anstrengst, gelingt es dir, die Anschläge des Unsichtbaren abzuwehren.»
    «Ich bin bereit», beteuerte Kha.

    ACHTZEHN

    SEIT ZEHN TAGEN regnete es in der auf einer zerklüfteten Hochebene mit kargem Grasland im Herzen von Hatti erbauten hethitischen Hauptstadt Hattuscha.
    Muwatalli, der kurzbeinige König mit gebeugtem Rücken und steter Wachsamkeit im Blick der braunen Augen, war müde und litt unter der Kälte. Deshalb blieb er in der Nähe der Feuerstelle, ohne seine wollene Mütze abzunehmen oder seinen langen Mantel aus roter und schwarzer Wolle auszuziehen.
    Trotz der Niederlage bei Kadesch und des gescheiterten Gegenangriffs fühlte er sich in seiner Hauptstadt inmitten der Berge sicher, in seinem Palast auf dem Burgberg, der Unter-und Oberstadt überragte. Riesige Befestigungsanlagen, die dem natürlichen Verlauf des felsigen Geländes folgten, machten Hattuscha zu einem uneinnehmbaren Bollwerk.
    Dennoch erhob sich in der stolzen, unbesiegbaren Stadt Kritik am Herrscher. Zum erstenmal hatte sein ausgeprägter Sinn für klug geplante Feldzüge seine Armee nicht zum Sieg geführt.
    Auf der mehrere Meilen langen, von Türmen und Zinnen gekrönten Stadtmauer hielten Soldaten Wache, aber jeder fragte sich, ob Muwatalli auch morgen noch die Geschicke des Königreichs lenken würde. Bisher hatte er, von seinen Untertanen zwanglos «der große Anführer» genannt, alle Versuche, ihm die Macht zu

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