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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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leben, wenn das Königspaar seine Geschicke lenkt. Stärke sie, Ramses, mache sie zum Grundstein deines Bauwerks. Wenn die Liebe ein Volk umgibt, schenkt sie ihm mehr Glück als aller Reichtum.»
    Das Blumengesteck war fertig. Die Göttin würde sehr zufrieden sein.
    «Denkst du manchmal an Chenar?»
    Trauer verschleierte Tujas Blick.
    «Wie könnte eine Mutter ihren Sohn vergessen?»
    «Chenar ist nicht mehr dein Sohn.»
    «Der König hat recht, und ich sollte auf ihn hören… Vergibst du mir meine Schwäche?»
    Ramses drückte Tuja zärtlich an sich.
    «Die Götter haben ihm eine Grabstätte versagt», erklärte sie entschieden, «und ihm damit eine furchtbare Strafe auferlegt.»
    «Ich habe bei Kadesch dem Tod getrotzt, Chenar hat ihn in der Wüste gefunden. Vielleicht hat sie seine Seele geläutert.»
    «Und wenn er noch lebt?»
    «Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen… Falls er sich irgendwo verbirgt und noch dieselben Absichten hegt wie einst, wirst du dann auch so nachsichtig sein?»
    «Du verkörperst Ägypten, Ramses, und wer immer dich angreift, dem werde ich mich in den Weg stellen.»

    ZWEIUNDZWANZIG

    AM EINGANG IN DAS Amt für die Beziehungen zu den Fremdländern legte Ramses einen Strauß Lilien auf den Opfertisch und verharrte eine Weile in Andacht vor der Statue des Gottes Thot. In der Gestalt eines großen steinernen Affen hielt der Herr über die Hieroglyphen, die «Worte der Götter», seinen Blick gen Himmel gerichtet.
    Der Besuch des Pharaos war eine Ehre, zu der sich die Beamten, die hier ihren Dienst versahen, beglückwünschten.
    Acha empfing den Herrscher und verneigte sich vor ihm. Als Ramses ihn umarmte, waren die Untergebenen des jungen Obersten Gesandten stolz darauf, unter den Befehlen eines Würdenträgers zu arbeiten, dem der König solche Gunst zuteil werden ließ.
    Die beiden Männer schlossen sich in Achas prunkvollem Amtsraum ein: aus Syrien eingeführte Rosen, Blütengestecke mit Narzissen und Ringelblumen, Truhen aus Akazienholz, mit Lotosblüten verzierte Stühle, bunte Kissen, niedrige Tische auf Bronzefüßen und an den Wänden Darstellungen der Vogeljagd in den Sümpfen.
    «Du hast dich nicht gerade für Kargheit entschieden», befand Ramses. «Es fehlen nur Chenars fremdländische Vasen.»
    «Mit ihnen verband ich zu schlechte Erinnerungen. Ich habe sie verkauft und den Erlös meinem Amt zukommen lassen.»
    Der elegante Acha erweckte mit seiner leichten und wohlriechenden Perücke und dem überaus gepflegten schmalen Schnurrbart den Eindruck, als sei er auf dem Weg zu einem Festmahl.

    «Da ich zur Zeit das Glück habe, ein paar friedliche Wochen in Ägypten zu verbringen, berausche ich mich an den unzähligen Vergnügungen, die das Land zu bieten hat… Doch der König möge ohne Sorge sein: Ich vergesse darüber nicht den Auftrag, mit dem er mich betraut hat.»
    So war Acha eben: stets spöttisch, scheinbar leichtfertig, ein von der Mode besessener Verführer, der von Frau zu Frau schwirrte, aber dennoch ein Mann im Dienste des Staates, mit den Erfordernissen der Beziehungen zu den Fremdländern bestens vertraut, ein ausgezeichneter Kenner des Ostens und ein Draufgänger, der imstande war, die größten Wagnisse auf sich zu nehmen.
    «Wie findest du meine Entscheidungen?»
    «Sie lasten schwer auf mir und erfreuen mich zugleich, Majestät.»
    «Erachtest du sie als ausreichend?»
    «Das Wesentliche fehlt noch, nicht wahr? Und genau das ist doch der Grund für diesen Besuch, der keineswegs höfischer Gepflogenheit entspricht. Laß mich raten: Geht es etwa um…
    Kadesch?»
    «Ich habe mit meinem Obersten Gesandten und dem Vorsteher meiner Kundschafterdienste wahrlich eine gute Wahl getroffen.»
    «Trägst du dich nach wie vor mit der Absicht, dieses Bollwerk einzunehmen?»
    «Kadesch war zwar der Schauplatz eines Sieges, doch die Festung ist noch immer unversehrt und wird uns auch weiterhin verhöhnen.»
    Ein wenig verstimmt füllte Acha zwei Silberschalen, deren Henkel wie Gazellen geformt waren, mit funkelndem Rotwein.
    «Ich habe schon befürchtet, daß du auf Kadesch zurückkommen würdest… Ramses kann schließlich nicht einmal den Ruch einer Niederlage dulden. Ja, diese Festung fordert uns heraus, und sie ist noch ebenso mächtig wie ehedem.»
    «Deshalb sehe ich in ihr eine ständige Bedrohung für unser Schutzgebiet im Süden Syriens. Die Angriffe werden von Kadesch ausgehen.»
    «Auf den ersten Blick scheint dies richtig zu sein.»
    «Aber du bist nicht

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