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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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des Glücks, fühlte sich eins mit dem Geist des Flusses, mit dem himmlischen Gefilden entsprungenen Nährvater, der auf die Erde herabgestiegen war, um ihr seine schöpferische Kraft zu schenken.
    Der Wasserstand war erhöht, und dank eines günstigen Nordwindes ging die Fahrt rasch voran. Dennoch ließ der Bootsführer größte Wachsamkeit walten, denn in den gefährlichen Strudeln konnte schon der geringste Fehler zum Schiffbruch führen.
    Nefertaris Schönheit entzückte Ramses jeden Tag aufs neue.
    In ihr vereinte sich Anmut mit Würde, vermählte sich auf wundersame Weise ein klarer Verstand mit einem makellosen Körper. Diese lange Reise gen Süden sollte zum Unterpfand der Liebe werden, die der König einer erhabenen Frau entgegenbrachte, deren bloße Anwesenheit dem Pharao wie seinem Volk innere Ruhe bescherte. Seit er mit Nefertari lebte, begriff Ramses, warum die Weisen gefordert hatten, daß die Geschicke Ägyptens von einem Königspaar gelenkt werden, das die Dinge mit gleichen Augen betrachtet.
    Nach neun Jahren Herrschaft hatten Ramses und Nefertari zahlreiche Prüfungen bestanden und waren einander dennoch so zugetan wie in dem Augenblick, da sie erkannt hatten, daß sie gemeinsam durch Leben und Tod gehen würden.
    In einem schlichten Kleid, das Haar dem Spiel der Winde preisgegeben, genoß Nefertari die Landschaften Mittelägyptens: Palmenhaine, Fruchtland zu beiden Seiten des Flusses und von Dörfern aus weißen Häusern gekrönte Hügel stellten ein Paradies dar, das die Gerechtfertigten im Jenseits vorfinden würden und das Königspaar schon im Diesseits zu schaffen versuchte.
    «Befürchtest du nicht, daß unsere Abwesenheit…»
    «Ich habe den größten Teil meiner Herrschaft dem Norden gewidmet, nun ist es an der Zeit, daß ich mich um den Süden kümmere. Ohne die Einheit der Beiden Länder würde Ägypten nicht fortleben. Und dieser Krieg gegen Hatti hat mich zu lange von dir ferngehalten.»
    «Er ist noch nicht zu Ende.»
    «Im Osten werden sich tiefgreifende Veränderungen vollziehen. Falls die Möglichkeit besteht, Frieden zu schließen, muß man sie da nicht nutzen?»
    «Das ist doch Achas geheimer Auftrag, nicht wahr?»
    «Er geht ein ungeheures Wagnis ein. Aber wer sonst könnte eine so schwierige Aufgabe zu einem guten Ende führen?»
    «Wir sind in Freud und Leid vereint, in unseren Hoffnungen wie in unseren Ängsten. Möge der Zauber dieser Reise Acha beschützen.»
    Auf den Decksplanken hallte Setaous Schritt wider.
    «Darf ich euch stören?»
    «Komm her, Setaou.»
    «Ich wäre gern bei Kha geblieben. Dieser Knabe wird einmal ein großartiger Magier. Macht euch keine Sorgen um seine Sicherheit. Niemand vermag die Schutzschilde zu durchbrechen, die ich um ihn herum errichtet habe.»
    «Drängt es Lotos und dich nicht, euer geliebtes Nubien wiederzusehen?» fragte Nefertari.
    «Es birgt die schönsten Schlangen, die Gott erschaffen hat.
    Wißt ihr schon, daß die Strömung den Schiffsführer beunruhigt? Er meint, wir nähern uns einer gefährlichen Region, und möchte das Ufer ansteuern, sobald wir die grasbewachsene Insel hinter uns haben.»
    Nach einigen Windungen verlief der Nil an einer steilen Felswand entlang, in der Geier nisteten. Bald danach kam das Halbrund eines Gebirgszuges in Sicht, der sich über mehrere Meilen erstreckte.
    Unvermittelt faßte Nefertari sich an die Kehle.
    «Was ist?» fragte Ramses besorgt.
    «Mir stockt der Atem ein wenig… nichts Schlimmes.»
    «Begleite die Königin in unsere Kajüte und halte bei ihr Wache», bat Ramses seinen Freund Setaou.
    Am Ufer tauchten die verfallenen Gebäude der ehemaligen Hauptstadt Echnatons auf.
    Kurz darauf erschütterte ein heftiger Ruck das Boot, der Bug bäumte sich auf, und das Gurgeln eines Strudels war zu hören.
    Zu Tode erschrocken, verloren einige Männer den Kopf.
    Einer stürzte vom Mast herunter, während er das Segel einholen wollte, und fiel auf den Schiffsführer, der nun, halb benommen, den Blick ins Leere gerichtet, nicht mehr imstande war, klare Anweisungen zu erteilen. Überall erklangen Befehle, die einander widersprachen.
    «Ruhe!» rief Ramses. «Jeder auf seinen Posten, ich übernehme das Kommando!»
    Innerhalb kürzester Zeit war die Lage bedrohlich geworden.
    Die Geleitboote, auf denen niemand begriff, weshalb das königliche Schiff so schlingerte und stampfte, kamen in der starken Strömung nicht schnell genug voran und waren zu weit von ihm entfernt, um ihm zu Hilfe zu eilen.
    Als es sich

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