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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wieder auf dem richtigen Kurs befand, gewahrte Ramses das doppelte Hindernis.
    Es war unüberwindlich.
    In der Mitte des Flusses drohte ein riesiger Strudel. Zwischen ihm und der Anlegestelle der Sonnenstadt wurde die Durchfahrt von Flößen versperrt. Auf ihnen standen Kohlenbecken, in denen Feuer brannten. Der König hatte die Wahl, sein Schiff im Strudel kentern oder gegen die Flöße prallen zu lassen, wobei es unweigerlich in Brand geraten würde.
    Wer hatte ihm auf der Höhe der verlassenen Hauptstadt eine solche Falle gestellt? Nun konnte sich Ramses auch Nefertaris Unbehagen erklären. Mit der Gabe der Seherin hatte sie die Gefahr gespürt.
    Dem König blieben nur wenige Augenblicke, um eine Entscheidung zu treffen.

    «Er kommt!» rief der Späher.
    Chenar warf die gebratene Gänsekeule weg, an der er sich gerade gütlich tat, dann ergriff er hastig seinen Bogen und sein Schwert. Er, der früher nur auf seine Bequemlichkeit bedachte hohe Würdenträger, hatte sich in einen Krieger verwandelt.
    «Ist das Schiff des Pharaos allein?»
    «Genau wie du es vorhergesagt hast… Die anderen folgen in großem Abstand.»
    Dem Söldner lief vor Aufregung der Speichel aus dem Mund.
    Ihm und seinen Gefährten, aus denen der kleine, von Ofir zusammengestellte Kampftrupp bestand, hatte Chenar fette Beute versprochen. Der Bruder des Königs hatte sich als äußerst beredsam erwiesen und in seine Worte den Haß einfließen lassen, der in seinem Herzen loderte.
    Aus Angst vor der göttlichen Kraft, die dem Pharao innewohnte, würde es dennoch kein Söldner wagen, Ramses selbst anzugreifen.
    Seit seinem Sieg bei Kadesch fürchtete sich jeder vor den übernatürlichen Fähigkeiten des Herrn der Beiden Länder.

    Deshalb hatte Chenar die Schultern gezuckt und beteuert, mit eigener Hand den Tyrannen zu töten.
    «Die Hälfte der Männer auf die Flöße, der Rest zu mir!»
    Ramses sollte in der Nähe der Sonnenstadt sterben, als triumphiere Echnatons Ketzerei über Amun und die anderen Götter, denen der König von Ägypten huldigte. Mit Nefertari als Geisel wollte Chenar erzwingen, daß der Geleitschutz des Herrschers ihn als König anerkannte. Ramses’ Tod würde eine riesige Lücke reißen, die sein Bruder unverzüglich zu füllen gedachte.
    Einige Söldner sprangen von der Anlegestelle auf die Flöße und schickten sich an, brennende Pfeile auf das königliche Schiff abzuschießen, das ihre Gefährten unter Chenars Kommando von hinten angriffen.
    Der Sieg konnte ihnen nicht entgehen.

    «Alle Ruderer nach Steuerbord!» befahl Ramses.
    Ein erster brennender Pfeil traf die Holzwand der Kajüte, doch die hübsche Lotos, flink und geschmeidig, erstickte das aufflackernde Feuer mit einem Stück dickem Stoff.
    Ramses stieg auf das Dach der Kajüte, spannte seinen Bogen, zielte auf einen seiner Gegner, hielt die Luft an und schoß. Der Pfeil durchbohrte dem Söldner die Kehle. Seine Gefährten verschanzten sich hinter den Kohlenbecken, um den tödlichen Schüssen des Herrschers zu entrinnen. Ihre eigenen, ungenau gezielten Pfeile versanken in den Fluten.
    Dank der an Steuerbord geballten Kraft der Ruderer hatte sich die Fahrtrichtung geändert. Der Bug stieg gleich einem scheuenden Pferd aus dem Wasser, und das Boot stand nun quer zur Strömung. Mit ein wenig Glück würde es zum Ufer treiben, sofern der Strudel es nicht verschlang und Chenars Söldner in ihrer schnellen Barke es nicht einholten. Zwei Männer, die sich im Heck aufgehalten hatten, waren ihnen bereits zum Opfer gefallen. Mit Pfeilen in der Brust waren die Unglücklichen in den Fluß gestürzt.
    Setaou lief in den Bug. Behutsam umschlossen seine Hände ein Ei aus Tonerde. Mit Hieroglyphen bedeckt, war es die genaue Nachbildung des Welteies, das im Allerheiligsten des großen Thot-Tempels zu Hermopolis aufbewahrt wurde. Nur Magiern im Dienste des Staates, wie Setaou, war es gestattet, ein Mittel von so furchterregender Wirkung anzuwenden.
    Doch er war äußerst mißmutig, denn er hatte vorgehabt, diesen Talisman in Nubien zu benutzen, falls dort dem Königspaar eine unerwartete Gefahr drohen sollte. Daß er diese Waffe jetzt schon einsetzen mußte, machte ihn sehr zornig, aber es galt, den verfluchten Strudel zu bezwingen.
    Weit ausholend schleuderte der Schlangenkundige das Weltei in den gurgelnden Trichter. Das Wasser brodelte, als wäre es zum Sieden gebracht worden. Eine Welle schwappte über die Flöße, löschte die Kohlenfeuer und ertränkte die Söldner.
    Die

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