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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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himmlischen Flusses einzubüßen, deren irdische Verlängerung er darstellte. Zwischen hügeliger Wüste und kleinen Inseln aus Granit nährte er einen schmalen, von Dumpalmen gesprenkelten Streifen Fruchtlandes.
    Kronenkraniche, Ibisse, rosenfarbene Flamingos und Pelikane flogen über die königliche Flotte hinweg, und die unendliche Weite des Himmels und der Wüste schlug jeden an Bord in ihren Bann.
    Verweilten die Schiffe für einige Zeit an einem Ort, strömten die Nubier herbei und tanzten um das königliche Zelt. Ramses sprach mit den Häuptlingen der jeweiligen Stämme, und Setaou nahm gemeinsam mit Lotos ihre Klagen und Wünsche entgegen. Abends saß man um ein Feuer herum, redete über das Geheimnis des Flusses, seine schöpferische Kraft, das wohltätige Ansteigen seiner Fluten und pries Ramses den Großen, den Gemahl Ägyptens und Nubiens.
    Nefertari erkannte, daß das Ansehen des Pharaos stetig wuchs und daß manche ihn einem Gott gleichsetzten. Seit dem Sieg bei Kadesch ging der Bericht über die Schlacht von Mund zu Mund, selbst in den entlegensten Dörfern. Ramses und Nefertari sehen zu dürfen wurde als göttliche Gunst erachtet.
    War Amun nicht in den Geist des Königs eingedrungen, um seinem Arm Kraft zu verleihen, und Hathor in den der Königin, um die Liebe zu verbreiten und sie gleich kostbaren Steinen funkeln zu lassen?
    Da der Nordwind nur sanft wehte, ging die Fahrt langsam voran. Nefertari und Ramses genossen diese stillen Stunden und verbrachten den Großteil der Zeit an Deck, im Schutze eines Sonnensegels. Schlächter hatte seine Ruhe wiedergefunden und schlief zumeist.
    Spiegelte sich im goldgelben Sand und in der Makellosigkeit der Wüste nicht die andere Welt wider? Je weiter sich das königliche Schiff dem Land der Hathor näherte, dieser in Vergessenheit geratenen Region, in der die Göttin wundervollen Felsen ihr Gepräge gab, desto mehr hatte Nefertari das Gefühl, Erhabenes zu bewirken, das sie mit dem Ursprung allen Seins verband.
    Die Nächte waren die reinste Wonne.
    In der Kajüte des Königspaares stand Ramses’ Lieblingsbett.
    Es war mit Gurten und einem Geflecht aus Hanfsträngen bespannt. Den durch Zapfen verbundenen Rahmen hatte man an der Unterseite verstärkt, um seine Tragfähigkeit zu erhöhen.
    Am Fußende verzierten Kornblumen und Mandragoren Bündel von Papyrusstauden und Lotosblüten, die Symbole für den Norden und den Süden. So blieb der Pharao selbst im Schlaf der Mittler zwischen den beiden Teilen des Landes.
    Die Nächte waren die reinste Wonne, weil Ramses’ Liebe in der Hitze des nubischen Sommers so unermeßlich war wie der von Sternen übersäte Himmel.
    Mit den Silberbarren, die Ofir ihm gegeben hatte und die ein wahres Vermögen darstellten, erkaufte Chenar sich die Dienste fünfzig nubischer Fischer. Sie waren entzückt, auf diese Weise ihr Einkommen aufzubessern, auch wenn das, was der Ägypter von ihnen verlangte, überaus ungewöhnlich und auch gefährlich war. Die meisten der Schwarzen dachten, es handele sich um die vorübergehende Geistestrübung eines reichen, launischen Mannes, der einem noch nie dagewesenen Schauspiel beiwohnen wollte. Doch er entlohnte sie gut und verschaffte ihnen und ihren Familien für mehrere Jahre Wohlstand.
    Chenar mochte Nubien nicht, weil er Sonne und Hitze verabscheute und den ganzen Tag schwitzte. Obendrein mußte er viel trinken und sich mit schlechter Kost begnügen.
    Dennoch freute er sich, daß er einen Plan ersonnen hatte, der es ihm gestatten würde, Ramses aus dem Weg zu räumen.
    Dieses verhaßte Nubien stellte ihm eine ganze Schar unerbittlicher Mörder bereit, die auch Ramses’ Soldaten nicht in die Flucht schlagen könnten. Eine Schar, die keinen Gehorsam kannte, aber unvergleichlich gewalttätig und im Kampf erprobt war.
    Er brauchte nur noch auf Ramses’ Schiff zu warten.

    In seinem behaglichen Palast unweit des zweiten Katarakts führte der Vizekönig von Nubien ein beschauliches Leben, denn mehrere Festungen überwachten diese Region und vereitelten jedweden Versuch eines nubischen Angriffs. In der Vergangenheit waren manche Stammesführer zuweilen geneigt gewesen, in Ägypten einzufallen, doch der Bau mächtiger Bollwerke, deren Truppen regelmäßig mit Nachschub versorgt und besser als andere entlohnt wurden, unterband diese Gefahr.
    Der Vizekönig, der nach dem Namen einer der nubischen Provinzen auch den Titel «Königlicher Sohn in Kusch» führte, hatte nur eine wesentliche Aufgabe: Er

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