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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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und kritischem Auge seiner Pflicht mit Eifer nachgekommen war.

    Eilenden Schrittes begab sich Nedjem in den Palastgarten, in dem Kha nun mit seiner Schwester Merit-Amun spielen sollte.
    Doch er traf nur das kleine Mädchen an, das sich auf der Laute übte.
    «Ist dein Bruder schon lange fort?»
    «Er ist überhaupt nicht gekommen.»
    «Wir wollten uns hier treffen…»
    Nedjem machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Dort hatte er Kha kurz nach dem Mittagessen zurückgelassen, weil der Knabe die von den Weisen zur Zeit der Pyramiden verfaßten Lehren abschreiben wollte.
    Er saß tatsächlich noch mit untergeschlagenen Beinen da und ließ eine fein zugespitzte Binse flink über den Papyrus gleiten, den er auf seinen Knien ausgerollt hatte.
    «Aber… bist du denn nicht erschöpft?»
    «Nein, Nedjem. Diese Schriften sind so schön, daß sie die Müdigkeit verfliegen lassen und die Hand geschmeidig machen.»
    «Du solltest vielleicht doch aufhören.»
    «O nein, jetzt nicht! Ich möchte noch so gern mit der Lehre von der Berechnung der Flächen und Figuren fortfahren, die der Baumeister der Pyramide von König Unas in Sakkara ersonnen hat.»
    «Das Abendessen…»
    «Ich habe keinen Hunger, Nedjem. Darf ich noch hierbleiben, ja?»
    «Nun gut, ich gestehe dir noch eine Weile zu, aber…»
    Kha stand auf, küßte seinen Erzieher auf beide Wangen, dann nahm er von neuem die Haltung eines Schreibers ein und las und schrieb und lernte begierig weiter.
    Kopfschüttelnd verließ Nedjem die Bibliothek. Wieder einmal wunderte er sich über die außerordentliche Begabung dieses Kindes. Ramses’ erstgeborener Sohn war zu einem vielversprechenden Jüngling herangereift. Wenn Kha auch künftig sein Wissen so emsig mehrte, konnte der Pharao sicher sein, einen würdigen Nachfolger zu bekommen.
    «Wie steht es um die Felder und Haine, mein lieber Nedjem?»
    Die Stimme, die ihn aus seiner tiefen Nachdenklichkeit riß, war die Stimme des elegant gekleideten Meba, der ihm freundlich zulächelte.
    «Gut, sehr gut!»
    «Wir haben seit langem keine Gelegenheit mehr gehabt, miteinander zu reden… Würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir zu Abend zu essen?»
    «Ein Übermaß an dringenden Aufgaben zwingt mich, diese Einladung auszuschlagen.»
    «Das betrübt mich sehr.»
    «Mich auch, Meba, aber hat der Dienst am Königreich nicht Vorrang vor den Zerstreuungen?»
    «Das ist die Auffassung aller Diener des Pharaos. Lenkt sie nicht jeden unserer Schritte?»
    «Leider sind die Menschen nur Menschen und vergessen oft ihre Pflicht.»
    Meba konnte diesen einfältigen, jedem Vergnügen abholden Griesgram, der andere stets zu belehren suchte, nicht ausstehen, mußte ihm aber Achtung und Aufmerksamkeit zollen, um ihm die Auskünfte zu entlocken, deren er bedurfte.
    Die Lage des Gesandten war nicht gerade glänzend. Mehrere fruchtlose Versuche hatten ihn erkennen lassen, daß es ihm nicht gelingen würde, den Inhalt von Achas verschlüsselten Botschaften zu erfahren. Ameni beging nicht die geringste Unvorsichtigkeit.
    «Darf ich dich nach Hause fahren? Ich habe einen neuen Wagen und zwei sehr sanfte Pferde.»
    «Ich gehe lieber zu Fuß», entgegnete Nedjem abweisend.

    «Hast du die Gelegenheit gehabt, Kha zu sehen?»
    Nun hellte sich das Gesicht des Obersten Verwalters der Felder und Haine auf.
    «Ja, mir ist dieses Glück zuteil geworden.»
    «Ein erstaunlicher Knabe!»
    «Mehr als erstaunlich. Er ist zum König wie geschaffen.»
    Meba setzte eine ernste Miene auf.
    «Nur ein Mann wie du, Nedjem, vermag ihn vor schlechten Einflüssen zu bewahren. Fähigkeiten wie seine erwecken zwangsläufig Neid und Begierden.»
    «Sei ohne Sorge, Setaou hat ihn gegen den bösen Blick abgeschirmt.»
    «Bist du ganz sicher, daß er alle nötigen Vorkehrungen getroffen hat?»
    «Ein Amulett in der Form eines Papyrusstengels, das seine Kraft wachsen und gedeihen läßt, und an seinem Handgelenk ein Leinenband, auf das Setaou ein unversehrtes Auge gezeichnet hat, ist das nicht eine vortreffliche magische Abwehr zerstörerischer Mächte, woher sie auch immer kommen mögen?»
    «Das ist in der Tat sehr wirksam.»
    «Darüber hinaus», fügte Nedjem hinzu, «macht sich Kha jeden Tag mit den Zaubersprüchen vertraut, die in die Wände der Arzneikammer des Amun-Tempels eingemeißelt sind.
    Glaube mir, dieses Kind ist gut geschützt.»
    «Du siehst mich beruhigt. Übrigens, darf ich meine Einladung zum Abendessen wiederholen?»
    «Um es freimütig zu bekennen, ich

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