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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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es trotz der Hitze eiskalt über den Rücken lief.
    Lotos blieb gelassen.
    «Wovor hast du denn Angst?»
    «Aber… diese Schlange…»
    «Sprich lauter, ich kann dich nicht verstehen.»
    Langsam kroch das Tier an der Wade des Vizekönigs hinauf.
    Er brachte kein Wort mehr über die Lippen.
    Da kam Lotos näher.
    «Hast du sie aufgeschreckt?»
    Dem hohen Beamten drohte übel zu werden.
    Die hübsche Nubierin ergriff die schwarz-rote Schlange und wand sie um ihren linken Arm. Weshalb fürchtete sich dieser zu fette, schwammige Mensch vor einem Kriechtier, dem sie doch bereits sein Gift abgenommen hatte?
    Der Vizekönig lief keuchend davon, stolperte über einen Stein und kam, nicht weit von Ramses entfernt, zu Fall.

    Verwundert betrachtete der Herrscher den stattlichen Mann, der vor ihm mit der Nase im Sand lag.
    «Ist diese Form der Ehrerbietung nicht ein wenig übertrieben?»
    «Ich bitte um Vergebung, Majestät, aber eine Schlange… Ich bin soeben dem Tod entronnen!»
    Der Vizekönig stand auf.
    «Hast du Chenar festgenommen?»
    «Sei versichert, Majestät, daß ich keine Mühen gescheut habe. Es ist alles Erdenkliche unternommen worden.»
    «Du hast meine Frage nicht beantwortet.»
    «Unser Mißerfolg wird nicht von Dauer sein. Meine Soldaten überwachen Ober- und Unternubien aufs beste. Der Unruhestifter wird uns nicht entkommen.»
    «Weshalb hast du dich nicht eher auf den Weg gemacht, um mir entgegenzufahren?»
    «Die Erfordernisse der Sicherheit…»
    «Zählen sie in deinen Augen mehr als das Königspaar?»
    Das Gesicht des Vizekönigs lief rot an.
    «Gewiß nicht, Majestät! Das wollte ich damit nicht gesagt haben und…»
    «Folge mir!»
    Der hohe Beamte befürchtete schon, der Pharao würde gleich in Zorn ausbrechen, doch Ramses blieb ruhig.
    Er führte ihn in eines der großen, am Rande der Baustätte aufgeschlagenen Zelte. Dort wurden die Kranken gepflegt, und Setaou hatte soeben einen Verband um die von einem Sandsteinblock aufgeschürfte Wade eines Steinhauers angelegt.
    «Liebst du Nubien, Setaou?» fragte der König.
    «Mußt du mich das wirklich erst fragen?»
    «Wie mir scheint, ist auch deine Gemahlin von diesem Land überaus angetan.»

    «Sie zehrt mich hier aus. Man könnte meinen, ihr wachsen neue Kräfte zu, sie wird in der Liebe immer unersättlicher.»
    Der Vizekönig war starr vor Schreck. Wie konnte es jemand wagen, in diesem Ton mit dem Herrn der Beiden Länder zu sprechen?
    «Du kennst diesen hohen Beamten, der uns die Freude bereitet hat, zu uns zu kommen.»
    «Mir sind Beamte zuwider», entgegnete Setaou. «Sie mästen sich mit ihren Sonderrechten, bis sie an ihnen ersticken.»
    «Tut mir leid für dich.»
    Setaou blickte den König erstaunt an.
    «Was soll das heißen?»
    «Nubien ist ein sehr großes Land, es zu verwalten ist eine schwere Bürde. Bist du nicht dieser Meinung, Vizekönig?»
    «Doch, doch, Majestät!»
    «Allein die schöne Provinz Kusch erfordert eine starke Hand.
    Dieser Meinung bist du doch auch, Vizekönig?»
    « Gewiß, Majestät!»
    «Da ich deiner Meinung größte Beachtung schenke, habe ich beschlossen, meinen Freund Setaou zum ‹Königlichen Sohn in der Provinz Kusch› zu ernennen und ihn mit ihrer Verwaltung zu betrauen.»
    Als ginge ihn das alles nichts an, faltete Setaou Wäschestücke zusammen. Der Vizekönig glich einer Statue, bei der es der Bildhauer versäumt hatte, sie zum Leben zu erwecken.
    «Majestät, ich befürchte Mißhelligkeiten, meine Beziehungen zu Setaou…»
    «Die werden offen und herzlich sein, davon bin ich überzeugt. Kehre in die Festung von Buhen zurück und kümmere dich vor allem darum, daß Chenar festgenommen wird.»
    Wie betäubt zog sich der Vizekönig zurück.

    Setaou verschränkte die Arme.
    «Ich nehme an, Majestät, es handelt sich nur um einen Scherz.»
    «Diese Region bietet Schlangen in großer Zahl, ihr werdet viel Gift einsammeln, Lotos wird glücklich sein, und ihr könnt in einer unvergleichlich schönen Gegend leben. Ich brauche dich, mein Freund, zur Aufsicht über die Bauarbeiten. Du mußt darüber wachen, daß die zwei Tempel von Abu Simbel erstehen. Die beiden Heiligtümer sind dazu bestimmt, dem Bild des Königspaares Unsterblichkeit zu verleihen. Hier im Herzen Nubiens wird sich das Mysterium unserer Kultur vollziehen. Aber wenn dir meine Entscheidung mißfällt, stelle ich dir frei abzulehnen.»
    Setaou knurrte leise.
    «Du hast dich sicher mit Lotos verbündet… Und wer vermag sich schon dem Willen

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