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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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schätze Geselligkeiten nicht sehr.»
    «Wie gut ich dich verstehen kann, mein Lieber! Im Gesandtschaftswesen ist es leider nicht möglich, ihnen aus dem Weg zu gehen.»

    Nachdem die beiden Männer sich voneinander verabschiedet hatten, wäre Meba vor Freude am liebsten herumgehüpft wie ein toll gewordener Hund. Ofir würde mit ihm zufrieden sein.

    EINUNDVIERZIG

    ALS DAS KÖNIGLICHE Schiff in Abu Simbel anlegte, trompetete der Elefantenbulle, der auf seinen Wüstenpfaden mit ihm Schritt gehalten hatte, einen Willkommensgruß. Von der Kuppe des Felsens aus würde er über Ramses wachen, der mit größtem Wohlgefallen die kleine Bucht voll goldgelben Sandes wiederentdeckte, in der sich der Berg teilte und aufs neue vereinte. Der König erinnerte sich daran, wie er dieses verzauberten Ortes zum erstenmal gewahr geworden war und wie Lotos Jahre später hier den Stein der Göttin, dem heilende Kräfte innewohnten, gesucht und gefunden hatte.
    Die schöne Nubierin konnte der Verlockung nicht widerstehen, sprang nackt in die Fluten und schwamm mit geschmeidigen Bewegungen dem sonnenbeschienenen Ufer zu. Einige Schiffer taten es ihr gleich, glücklich, daß sie wohlbehalten angekommen waren.
    Alle waren von der Erhabenheit dieser Stätte mit den beiden hoch aufragenden Felsen überwältigt, die den Schiffern als Landmarken dienten. Der Nil folgte hier in einer sanften Biegung dem Sandstein, der sich in zwei Sporne teilte.
    Zwischen ihnen senkte sich eine tiefe Mulde zum Fluß hinunter.
    Wassertropfen glitzerten wie Silber auf Lotos’ Haut, als sie lachend den Abhang erklomm, gefolgt von Setaou in seinem Gewand aus Antilopenleder.
    «Welche Gefühle weckt dieser Ort in dir?» fragte Ramses seine Gemahlin.
    «Ich spüre die Anwesenheit der Göttin Hathor. Die Steine gleichen Sternen, das Gold des Himmels läßt sie erstrahlen.»

    «An der Nordseite fällt dieses Sandsteingebirge als steile Wand bis zum Wasser ab, indes es an der Südseite sanft ausläuft und den Blick auf eine weite Ebene freigibt. Mir gefallen vor allem die beiden Felssporne, ein schönes Paar.
    Hier werde ich unserer Liebe huldigen und zwei Heiligtümer errichten lassen, die so untrennbar wie der Pharao und seine Große Königsgemahlin miteinander verbunden sind. Dein Bild wird hier für alle Zeit in den Stein gemeißelt sein und die Sonne schauen, die dich jeden Tag zu neuem Leben erwecken wird.»
    Obgleich dieses Verhalten nicht gerade höfischem Zeremoniell entsprach, schlang Nefertari ihre Arme zärtlich um Ramses’ Hals und küßte ihn stürmisch.

    Sobald sich sein Schiff auf Sichtweite Abu Simbel näherte, rieb sich der Vizekönig von Nubien die Augen, denn er vermeinte, einem Trugbild zum Opfer zu fallen.
    Am Ufer hatten Dutzende von Steinhauern ein Lager aufgeschlagen, das darauf schließen ließ, daß hier ein riesiges Bauwerk entstehen sollte. Manche standen bereits auf hölzernen Gerüsten und hatten damit begonnen, den Sandstein zu bearbeiten, indes andere große Felsblöcke zerteilten.
    Lastkähne hatten das nötige Werkzeug herbeigeschafft, und die Aufseher, auf den unerläßlichen Gehorsam bedacht, hatten die Handwerker in kleine Gruppen eingeteilt, denen sie ihre Aufgaben zuwiesen.
    Der Oberaufseher über diese Baustätte war kein Geringerer als Ramses selbst. Auf einem freien Platz lagen Entwürfe und Baupläne. Der König wachte darüber, daß seine Vorstellungen aufs genaueste verwirklicht wurden, und ließ die Fehler in den Zeichnungen berichtigen, nachdem er sich mit dem Baumeister und dem Vorsteher der Bildhauer beraten hatte.

    Wie konnte der Vizekönig von Nubien dem Herrscher seine Anwesenheit kundtun, ohne ihn zu behelligen? Er hielt es für ratsam, zu warten, bis Ramses’ Blick auf ihn fiel. Hieß es nicht, daß der König leicht reizbar sei und es verabscheue, gestört zu werden?
    Irgend etwas streifte den linken Fuß des Vizekönigs, sanft und kühl. Der hohe Beamte senkte den Blick und erstarrte.
    Eine Schlange, rot und schwarz gemustert und mindestens zwei Ellen lang! Sie hatte sich auf dem Sand herangeschlichen und verharrte nun reglos auf seinem Fuß. Falls er sich bewegte, würde sie ihn beißen. Selbst wenn er nur aufschrie, mochte das den Angriff des Kriechtieres auslösen.
    Wenige Schritte von ihm entfernt befand sich eine junge Frau mit nackten Brüsten. Sie trug einen kurzen Schurz, den ein leichter Wind anhob, so daß er ihre Reize mehr enthüllte als verbarg.
    «Eine Schlange», flüsterte der Vizekönig, dem

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