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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Setaous Hilfe zerbrach er den hölzernen Riegel.
    Weshalb war das Boot hier gestrandet, an einer ungefährlichen Stelle des Flusses? Weshalb war es so überstürzt aufgegeben worden, daß die Mannschaft nicht einmal die Fracht bergen konnte?
    Der Matrose versuchte, in den Laderaum einzusteigen.
    Da zerriß ein furchtbarer Schrei die Stille des frühen Morgens. Setaou wich zurück. Er, der selbst vor den gefährlichsten Kriechtieren keine Angst hatte, stand wie versteinert da.
    Mehrere Krokodile hatten nach den Beinen des Mannes geschnappt und begannen ihn zu verschlingen. Und schon schrie er nicht mehr.
    Ramses wollte dem Unglücklichen zu Hilfe eilen, doch Setaou hielt ihn zurück.
    «Das wäre dein sicherer Tod… Ihn kann keiner mehr retten.»
    Sie waren in einen erneuten Hinterhalt geraten, ebenso grausam wie der vorherige. Chenar hatte vorhergesehen, wie sein Bruder sich verhalten würde, dessen Unerschrockenheit allgemein bekannt war.
    Wutentbrannt kehrte der König mit Setaou und dem zweiten Matrosen um. Sie sprangen von dem Wrack auf die Sandbank.

    Doch zwischen ihnen und ihrer Barke lauerte ein riesiges, an die sechzehn Ellen langes Krokodil, das sie mit stierem Blick und weit aufgerissenem Maul beobachtete. Obgleich es reglos wie ein Stein dalag, konnte sich das Ungeheuer mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegen. Symbolisierte in der Hieroglyphenschrift das Zeichen für das Krokodil nicht blitzschnelles Handeln, gegen das niemand gefeit war?
    Setaou blickte um sich: Sie waren von weiteren Kriechtieren umgeben und hatten keine Aussicht, ihnen zu entrinnen.
    Manche Krokodile, aus deren noch geschlossenen Mäulern Zähne herausragten, die schärfer als Dolche anmuteten, schienen in der Vorfreude auf ihre Beute zu lächeln.
    Vom königlichen Schiff aus war die Sandbank nicht zu sehen. In einer Weile würde man an Bord unruhig werden, weil die kleine Gruppe nicht zurückkehrte, aber dann war es bereits zu spät.
    «Ich möchte nicht auf diese Weise sterben», murmelte Setaou.
    Ramses zog langsam einen Dolch aus der Scheide. Er wollte sich wenigstens zur Wehr setzen. Wenn das Ungeheuer ihn angriff, würde er versuchen, unter sein Maul zu rutschen und ihm die Kehle aufzuschlitzen. Doch das war ein aussichtsloser Kampf, den Chenar, ohne selbst in Erscheinung treten zu müssen, gewinnen würde.
    Das Krokodil schnellte etwa vier Ellen weit vor, dann verharrte es erneut reglos. Der Matrose war auf die Knie gesunken und hielt sich die Hände vor die Augen.
    «Wir schreien gemeinsam ganz laut und stürzen uns auf das Tier», sagte Ramses zu Setaou. «Vielleicht hört man uns auf dem Schiff. Du greifst von links an und ich von rechts.»
    Ramses’ letzter Gedanke galt Nefertari, die so nahe und doch schon so unerreichbar war. Dann versuchte er, an nichts mehr zu denken, sammelte all seine Kraft und behielt das riesige Krokodil fest im Blick.
    Der König wollte gerade seinen Schrei ausstoßen, als das Dornengestrüpp am Ufer des Flusses erzitterte und ein dröhnendes Trompeten losbrach, so laut, daß selbst die Krokodile erschraken.
    Es war das Trompeten eines gewaltigen Elefantenbullen, der ins Wasser glitt, rasch näher kam und auf die Sandbank stapfte.
    Mit dem Rüssel packte er das Ungeheuer am Schwanz und schleuderte es zu seinen Artgenossen. So hastig, daß sie sich gegenseitig bedrängten, verschwanden die Krokodile im Fluß.
    «Du bist es», stellte Ramses fest, «du, mein treuer Freund!»
    Behutsam schlang der Elefant seinen Rüssel um den Leib des Königs von Ägypten, hob ihn hoch und setzte ihn auf seinem Nacken ab, indes die großen Ohren die Luft peitschten.
    «Einst habe ich dein Leben gerettet, und heute rettest du meines.»
    Durch einen in seinem Rüssel steckenden Pfeil verletzt und mit Ramses’ und Setaous Hilfe wieder genesen, war der damals noch junge Elefant zu einem prächtigen Bullen mit kleinen, vor Klugheit blitzenden Augen herangewachsen.
    Als der König ihm die Stirn kraulte, trompetete er von neuem, dieses Mal aus Freude.
    Nedjem, der Oberste Verwalter der Felder und Haine, schrieb seinen Bericht fertig. Dank der Überschwemmung, die genau das richtige Ausmaß erreicht hatte, würden die Speicher gut gefüllt werden und die Beiden Länder ein Jahr des Überflusses erleben. Die strenge Amtsführung der Schreiber des Schatzhauses würde es sogar zulassen, die Abgaben zu senken.
    Wenn Ramses in seine Hauptstadt zurückkehrte, würde er feststellen, daß jeder hohe Beamte unter Amenis wachsamem

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