RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
seit fast fünf Jahren in diesem Berg gegraben, dachte Caleb und wandte seine Aufmerksamkeit statt Shaws Tochter wieder Shaw selbst zu.
Was bedeutete, dass die Unterschlagung nicht spontan geschehen war. Caleb schnappte sich noch ein paar Kekse.
Vielleicht nicht spontan, aber immer noch verdammt dämlich. Er trank etwas kalte Milch und stellte den Krug wieder in den Kühlschrank zurück. Laut T-FLAC-Quellen war Shaw in seinem Job zunächst hervorragend gewesen. Er hatte das Geld seiner Kunden gehütet, hatte es investiert und gewaschen. Seine Provisionen hatten ihm pro Jahr ein paar Millionen Dollar eingebracht, das meiste davon steuerfrei. Es war ja nicht so, dass er Einnahmen angeben konnte, die aus der Teilnahme an einer kriminellen Verschwörung stammten.
Also weshalb stahl er das Geld seiner Kunden? Er hatte bereits ein Leben voller Überfluss und Privilegien geführt.
Er hatte alles besessen, was sich ein Mann nur kaufen konnte, und etliches, was man nicht kaufen konnte.
Also weshalb stehlen?
Von Terroristen?! Dumm war gar nicht das richtige Wort.
Nirgendwo auf der Welt konnte er das Geld ausgeben. Nirgends würde er jemals sicher sein.
Verdammt. Das Verhalten des Mannes war unlogisch.
Caleb nahm sich ein paar fette Oliven und wischte sich die Hände an einem gefalteten Handtuch ab, während er kaute und weiterging. Weshalb würde ein vernünftiger Mann die goldene Gans rauben?
Es stand fest, dass Shaws Erkunden, sollten sie ihn einholen, die Information über den Aufenthaltsort ihrer Gelder auf jede erdenkliche Art aus ihm herausquetschen würden.
Caleb kam zu einem Freizeitraum. Es gab alles, was ein Mann brauchte. Außer einer Frau natürlich. Er fragte sich flüchtig, wie Shaw dieses Bedürfnis seiner zweihundertfünf- zig Männer befriedigen mochte.
Männer hatten schon für weniger getötet als den Mangel an Sex.
Es gab Liegesessel, einen riesigen Fernsehbildschirm und Hunderte aktueller Kinofilme.
Wo zur Hölle bist du, Shaw? Und bitte, lieber Gott, lass nicht Heather bei ihm sein.
Caleb war so sicher gewesen, dass Shaw hier war, aber jetzt fragte er sich, ob die Information falsch war und sie einen Fehler gemacht hatten. Er war bereits mehr als einen Kilometer von seiner Einstiegsstelle entfernt, und immer noch gab es keine Spur von dem Mann.
Und auch kein Anzeichen, dass dieses Labyrinth, das Shaw sein Zuhause nannte, jemals enden würde.
Satellitenfotos hatten gezeigt, dass es auf der anderen Seite des Berges keine Höhlenöffnungen gab. Und falls dort welche wären, hatte Caleb ein weiteres Team positioniert, das nur darauf wartete, den Ruhm einzuheimsen.
Shaw war beim Reingehen beobachtet worden. Es gab keinen anderen Ausgang. Er war immer noch hier.
Irgendwo.
Als Nächstes die Latrine. Caleb überprüfte, dass niemand dort war, und pinkelte dann. Der Gedanke, jemand könnte reinkommen und mitten in der Luft einen Urinstrahl sehen, ließ ihn grinsen.
Er ging weiter.
Ah. Nun,
dies
sah vielversprechend aus.
Die nächste Öffnung war eine Art Korridor mit drei engen, sich kreuzenden Tunneln. Anders als im anderen Teil, gab es in den Tunneln kein Licht.
Ohne zu zögern, ging Caleb nach links. Der naturgemäße Hang wäre es gewesen, nach rechts zu gehen. Er hatte genug Licht von hinten, um ihm den Weg für ein paar Hundert Schritte zu weisen. Danach war es schwärzer als im Herzen einer Hexe.
Das Nachtsichtgerät setzte er nicht auf. Er sah ziemlich gut im Dunkeln, und nach ein paar Augenblicken hatten sich seine Augen gut genug angepasst, um die Ecken und Winkel in den hellen Wänden zu erkennen.
Er bemerkte ihre Anwesenheit, erahnte sie mehr, als dass er sie spürte, Sekunden, bevor er das dunkle Knurren hörte. Caleb verharrte, die Haare an seinen Armen stellten sich auf.
Es knurrte aus mehreren Kehlen.
Ein Rudel schwarzer Hunde rannte mit glänzenden Augen und gefletschten Zähnen aus der Dunkelheit auf ihn zu.
Zehn
SAN FRANCISCO
FREITAG, 14. APRIL
10 UHR I5
S ie war schwanger.
Natürlich war sie das, dachte Heather, während sie in ihrer viel zu kleinen Wohnung auf und ab ging. Gott hatte einen perversen Sinn für Humor. Jener Tag mit Caleb war magisch gewesen, daher musste es wohl eine Buße dafür geben.
Sie war immer schon verrückt nach Kindern gewesen und hatte nie daran gezweifelt, eines Tages zu heiraten und welche zu bekommen. Aber nicht
jetzt.
Nicht solange ihr eigenes Leben zum Erliegen gekommen war.
Nicht solange einer der Geschäftspartner ihres Vaters
Weitere Kostenlose Bücher