RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
lächelte.
»Ich hoffe, er beeilt sich da drüben. Ich hätte nichts dagegen, irgendwo reinzugehen, wo es kühler ist, und etwas zu trinken. « Wieder rieb sie sich ihren Bauch. »Ich liebe dich, mein Schatz. Wir haben solch ein Glück, du und ich, deinen Vater zu haben. « Sie strich sich das leicht feuchte Haar aus dem Gesicht und bewunderte Calebs Po, der eben im Begriff war, bei jemandem an die Haustür zu klopfen.
Bei wem? Er hatte nicht erwähnt, dass er hier irgendjemanden kannte. Vielleicht war das ein Restaurant oder ein Schmuckgeschäft oder - sie grinste und erinnerte sich an die Höhen der Lust, zu denen er sie zuvor getrieben hatte. »Wen kümmert es. Überall, wohin uns dein Papa bringen will, ist prima für mich. «
Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür. Calebs Körper versperrte den Blick auf denjenigen, der sie geöffnet hatte. Er sprach ein paar Minuten und drehte sich dann in ihre Richtung gestikulierend um. Die Tür schloss sich und ließ ihn draußen im gleißenden Sonnenlicht stehen. Hm. Faszinierend. Ihre Hand ballte sich über ihrem Bauch, und die Zeit schien still zu stehen.
»Heather? Liebling? Komm bitte rüber. « Er verließ die Türöffnung nicht, sondern streckte ihr die Hand mit einem Lächeln entgegen, das ihr Herz schmelzen ließ. Es vertrieb, was auch immer sie erschreckt hatte.
Die Sonne brannte ihr erbarmungslos auf den Kopf, als sie die Straße überquerte. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand in dem Augenblick, als sich die Tür wieder öffnete. »Schließ deine Augen«, murmelte er und zog sie neben sich. »Ich will die Überraschung nicht verderben. «
Sie lächelte und schloss die Augen. Wie süß und romantisch. Er zog sie nach vorne, hinein, wo die Temperatur drastisch abfiel. Heather zitterte und ahnte kurz, dass irgendetwas nicht stimmte.
»Kalt? «, fragte er sanft. »Möchtest du deine Jacke anziehen? «
Sie schüttelte den Kopf. Caleb zog sie unter seinen linken Arm, seine Hand lag warm auf ihrer Taille, während er sie über einen etwas unebenen Fußboden führte. Es kostete sie erstaunlich viel Energie, um ihre Stimme weiterhin fröhlich klingen zu lassen. »Kann ich meine Augen nun öffnen? «
»Ja, öffne sie. «
Heather blinzelte, um wieder klar sehen zu können. Das Blut wich aus ihrem Gesicht. »O Gott, Caleb«, flüsterte sie. »Was hast du getan? «
Neunzehn
DIE
SASSI
, MATERA
SONNTAG, 16. APRIL
12 UHR 19
» H allo, Papa.«
»Um Gottes willen, Heather«, antwortete ihr Vater eindeutig wütend anstelle eines Grußes. Er klang erschreckend amerikanisch und erschien in dieser mittelalterlichen Umgebung völlig aus dem Zusammenhang gerissen. »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren hierherzukommen ? Und das am
helllichten Tag?
«
Seine barschen Worte und die Wut in seinem Gesicht, die gegen sie, seine Prinzessin, gerichtet war, schockierten sie so sehr, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Doch das hatte sie sich sparen können. Ihr Vater machte keine Anstalten auf sie zuzugehen, sondern blieb, wo er war. Verärgert und distanziert. Das hatte sie wissen müssen, dachte Heather bitter. Er war entweder der aufmerksame Vater, der sie verhätschelte, oder er nahm nicht einmal ihre bloße Existenz wahr. Das war schon immer so gewesen.
Im Augenblick jedenfalls freute er sich nicht im Geringsten, sie zu sehen.
Sie hatte ihn bis dahin nur einmal wirklich wütend erlebt. An dem lag, an dem ihre Mutter starb.
Ihm nun gegenüberzustehen, ohne Vorwarnung, ließ die unschöne Mischung zwischen Liebe und Hass, die sie für ihn empfand, unbehaglich in ihrem Magen rumoren. Sie hielt seinem Blick stand.
Geht es dir gut? Ich vermisse dich. Wird das hier je vorbei sein?
Ihr Hals tat weh.
Hast du meine Mutter umgebracht?
Seine blauen Augen hinter den Kontaktlinsen blickten sie missbilligend an. Ihr Vater war von dem, was er sah, nicht sehr beeindruckt, gab aber keinen Kommentar ab. Während er die Lippen zusammenpresste, sah sie, wie er ihren Ehemann und ihre Kleiderauswahl gedanklich in die Mülltonne warf.
Oh, Papa, selbst unter diesen extremen Umständen bist du noch so ein verdammter Snob.
»Geht es dir gut? «, fragte er nach einem Moment.
Stets der Gentleman, dachte Heather trocken bei dieser höflichen Nachfrage. Sie wusste, dass die Frage rein rhetorisch gemeint war. »Gut, vielen Dank«, antwortete sie automatisch. Wusste er überhaupt, dass ihre beiden Leibwächter innerhalb eines Monats, nachdem sie Paris verlassen hatte,
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