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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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zurückzukehren. Nachdem sie sich bei ihnen bedankt hatte, begab sie sich in den Dschungel. Sie nahm nur das Messer mit und ein Bündel mit Nahrungsmitteln, das Kalisha ihr ironischerweise gegeben hatte. Die Frau wollte ihren Tod, nicht mühelose Wiedergutmachung. Schmerzlich überlegte sie, ob Ram nach ihr suchen würde. Wenn er es tat, würde das nur aus Besitzgier sein oder, wenn Kalisha recht hatte, aus dem Drang, sie weiter zu quälen. Sie hob den Kopf. Sie würde verdammt schwer zu finden sein.

KAPITEL 12
Der lange Lauf
    Ich bin der Schatten halb krank
    ALFRED, LORD TENNYSON
    Kanaka hockte sich wütend auf einen Felsen über dem Fluß und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wenn sie so weit gekommen ist, Tuan, hat sie den Fluß weiter unten überquert. Sie muß nur den Berg hinabsteigen und dem Fluß folgen, um zu den Furten zu gelangen. Ganz einfach.«
    »Und sehr berechenbar.«
    »Warum haben wir sie dann nicht gefunden?«
    »Sie ist zwischendurch über die Felsen gelaufen, wo ihre Spuren unmöglich zu verfolgen sind.« Ram lehnte sich müde an einen Baum. »Es war auch klug von ihr, alle Brücken hinter sich zu zerstören.«
    Kanake betrachtete Rams Gesicht, das so angespannt war, wie der große Mann es nie zuvor gesehen hatte. Frauen. Warum schienen immer die ihre Haken am tiefsten in einen Mann zu versenken, die den meisten Ärger machten? Diese verdammte Lysistrata Herriott. Der alte Ram Kachwaha hätte mit einem Schulterzucken auf sie verzichtet. Aber dieser neue Ram? Die Haken in ihm waren blutig. Kanaka kratzte sein Hinterteil. »Fast zwei Wochen schon. Sie muß schlafen, verliert Zeit.«
    »Darum habe ich Friedlander vorausgeschickt. Von jetzt an gehen wir in Schichten vor, abwechselnd ein Mann voraus, zwei folgen ihm vier Stunden später.«
    Kanaka grinste zustimmend. »Sie wird einen Fehler machen.«
    Ram antwortete nicht. Im Dschungel waren Fehler tödlich.
    Lysistrata bewegte sich unbehaglich in einer Astgabel. In mondloser Nacht fühlte sie sich vor Verfolgern relativ sicher, aber sie konnte nicht ruhig schlafen, aus Furcht, aus ihrem luftigen Bett zu fallen - und auf dem Boden hatte sie Angst vor Tieren. Die letzten beiden Tage war ihr abwechselnd kalt und heiß gewesen, und manchmal zitterte sie heftig. Eine Nacht am Fluß zu verbringen, war töricht gewesen. Im Nebel hatte sie gefröstelt. Und die Moskitos waren eine Plage, da sie den kommenden Monsun zu spüren schienen. Sie summten und bissen gnadenlos.
    Wenn sie nur ein paar Stunden schlafen könnte. Gestern war Friedlander fast über ihr Versteck gestolpert. Ram ging gut vor. Er ließ ihr jetzt keine Zeit zum Schlingenstellen oder mehr als eine Hand voll vorm Einschlafen zu essen. In ein oder zwei Tagen würde der Mond wieder scheinen. Dann verfolgten sie sie sogar nachts.
    Ihr Kopf sackte gegen den Baum, fuhr dann hoch, als ein Wassertropfen auf ihre Wange schlug. Ein weiterer dicker Tropfen fiel, dann weitere, bis sich der Himmel ganz öffnete. Am Morgen hatte der Regen noch nicht aufgehört. Der Monsun hatte begonnen, und der Fluß würde das Tiefland überschwemmen. Bis auf die Haut durchnäßt zitterte sie vor Kälte, und ihre Zähne klapperten. Sie sah, daß es noch stärker regnen würde. Regen würde Ram nicht aufhalten. Er würde ihn ausnutzen. Noch immer zitternd, stieg sie unbeholfen zu Boden, nur um auf dem glatten Boden auszurutschen und sich einen Knöchel zu verstauchen. Fluchend umwickelte sie ihren Knöchel mit einem Fetzen des zerrissenen Longyi. Mit einem Ast als Krücke humpelte sie parallel zum Fluß. Sie hatte Glück, daß sie sich zwei Stunden später nahe einer Anhöhe befand, als die Flutwelle kam. Sie kämpfte zwanzig Minuten gegen das hüfthohe Wasser an - nur um oben einer noch tödlicheren Gefahr zu begegnen.
    Auf einem mit Ästen übersäten Schlammrutsch hockend, ahmte Friedlander einen Vogelruf nach, als er die Beute entdeckt hatte. Kurz darauf war Ram neben ihm. »Sie ist da vorn.« Friedlander reichte ihm das Fernglas. »Die Spuren kommen aus der Senke. Sie zieht wohl einen Fuß nach.«
    Ram betrachtete die Fährte. »Geh um den Hügel herum und schneide ihr den Weg zum Fluß ab.«
    Lysistrata begab sich zu einem Feigenbaum, als sie den Vogelruf hörte. Sie hatte zuviel über den Dschungel gelernt, um zu glauben, daß Vögel bei Regen riefen. Unglücklicherweise hatte der Baum einen anderen, verärgerten Bewohner. Als sie kraftlos in die unteren Äste stieg, spürte sie einen schmerzhaften Schlag

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