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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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siehst um Jahre älter aus.« Als er am nächsten Morgen in den Bungalow kam, war sie überrascht, daß er ihren Vorschlag befolgt hatte. Mit seinem glatten Gesicht kehrte seine kühle Höflichkeit zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube noch immer, du könntest Nägel spucken.«
    Seine Augen wurden dunkel. »Selbst nach diesen gemeinsamen Monaten glaubst du, ich sei kein normaler Mann?«
    In ihrem Lächeln war ein Hauch von Wehmut. »Wie soll ich das wissen? Vielleicht bist du der Meerprinz, der im See haust. Ich frage mich, ob irgend jemand weiß, wer du bist. Du bist so verschlossen, daß du ebensogut in einem Teich leben könntest. Du gibst nur Überlegungen, Entstellungen preis. Du rührst niemanden.« Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Manchmal ist es schlimmer zu leben als zu sterben. Khandahoor ist jetzt nur ein Grabmal. Tu, was du willst, aber ich werde mich dem nicht beugen. Ich werde mich nicht von dir formen lassen. Ich werde immer wieder fliehen... und selbst wenn ich über die Krokodile laufen müßte. Wenn du willst, sperr mich ein, aber so wirst du mich nicht am Leben erhalten.«
    »Noch ein Geist, der in Khandahoor umgeht«, murmelte er. Mit einer für ihn untypischen Unruhe begann er, im Raum umherzugehen. »Würde es helfen, wenn ich sage, daß du mir mehr als Khandahoor bedeutest... mehr als mein Leben?«
    »Ich glaube, dieser Ort bedeutet dir sehr wenig und das Leben manchmal noch weniger. Ich bin also nicht in guter Gesellschaft.«
    »Ich habe nie gemerkt, wie sehr du das hier haßt«, sagte er langsam. »Ich dachte für eine Weile zumindest, daß es dir nichts ausmachte.«
    Ihre Lippen verzogen sich traurig. »Mit dir kann ich nie glücklich sein. Du hast immer mehr von mir genommen, was du nie wiedergibst und ich nicht wiederbekommen kann. In den letzten Tagen war es jedesmal eine Erniedrigung, wenn du mit mir ins Bett gegangen warst.«
    Er blieb am Fenster stehen und starrte in den regennassen Garten. »Dann mußt du natürlich nach Rangun zurückkehren.«
    Lysistrata glaubte, nicht recht gehört zu haben. »So einfach ist das also. Kann ich dann gehen?«
    »Einfach? Ja. Du hast Malaria. Du kannst hier nicht bleiben. Du solltest den Osten überhaupt verlassen.«
    »So weit!« Sie empfand einen seltsamen Verlust, als ob die Abreise bereits vollzogen sei. Der damit verbundene Schmerz würde, das wußte sie, ihr bis zum Tode folgen. Überall würden Erinnerungen sein. Im Duft fremder Blumen, einem silbernen Regenschauer, im schweigenden Mond. In jedem verlorenen und einsamen Gesicht, das sie sah. In ihrem eigenen Gesicht. Wie weit mußte man gehen, um den Mächten zu entfliehen, die die Entfremdung dieses Mannes bestimmten? Um ihrem eigenen Herz zu entfliehen, das von einer Liebe erfüllt war, die nie hätte sein dürfen?
    »Ich werde mit Kanaka und Friedlander morgen die Route nach Lashio erkunden. Dort ist ein schottischer Missionar. Er wird dafür sorgen, daß du Rangun sicher erreichst.«
    Sie war beunruhigt. »Und sobald er mit Lord Bartly Verbindung aufnimmt, wird die Armee nach Khandahoor marschieren.«
    »Überschätze deine Wichtigkeit nicht. Eine Strafexpedition hierherzuschicken, würde kostspielig, unprofitabel und... verhängnisvoll sein.«
    »Aber nicht, wenn du ihnen andere Gründe gibst, dich zu vernichten. Haben die Briten nicht Unruhestifter geschickt, um die Rebellion unter den Shan-Stämmen voranzutreiben, und sie mit Waffen versorgt?«
    Für einen kurzen Moment schaute er verblüfft. Dann verengten sich seine Augen. »Wie kommst du darauf?«
    »Weil >Flußhändler< keine neuen, britischen Armeewaffen verkaufen können, wenn sie keinen Zugriff dazu haben. Die Briten wollen nicht, daß jemand, vor allem kein Abtrünniger, ihnen das Tor zum Chinahandel verschließt.« Sie richtete sich in den Kissen etwas auf. »Darum kümmerte man sich nicht um deine Anwesenheit, als du herkamst. Aber wenn du Shan und britische Unruhestifter töten würdest, um die Rebellion zu verhindern, würdest du ihre Absichten durchkreuzen.« Sie blickte ihn offen an. »Ich gehe nicht nach Lashio. Ich gehe nach Mandalay zum König und werde ihm erzählen, daß du mich edelmütig aus der Sklaverei gerettet hast. Wenn ich das laut genug in aller Öffentlichkeit verkünde, können die Briten dir nichts antun.«
    Er lächelte kläglich. »Die vergangenen Monate scheinen dich nichts gelehrt zu haben. Du bist nach Bangkok gekommen, weil du laut warst. Beim nächsten Mal wird man dafür

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