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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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eines natürlichen Todes gestorben, hätten sie Jaipur in Besitz genommen, da sie verfügt hatten, daß Königreiche nur an direkte männliche Nachkommen vererbt werden durften und Sangas einziger Sohn an Typhus gestorben war.
    Vater hatte jahrelang sie zu überreden versucht, zu ihm zurückzukehren, aber erst nachdem Sanga durch einen Schlaganfall teilweise gelähmt war, traf sie das Abkommen mit Khandahoor.
    Mit der Fertigstellung des Baus endete auch die Beziehung. Ich habe nie genau erfahren warum, da ich auf Vaters Wunsch die Schule in Bombay besuchte. Mutter war einverstanden, da ich als Hindu keine Zukunft hatte. Sie wußte auch, daß ich Khandahoor nie würde halten können, wenn ich nicht bei den Briten einen Platz finden würde, die inzwischen Unterbirma erobert hatten. Ich vermute, sie erwartete, daß Vater Khandahoor zu seiner ersten Residenz machen würde. Als er das nicht tat, wurde sie ihm gegenüber abweisend. Nachdem seine britische Frau wenige Monate später auf mysteriöse Weise in Mandalay starb, kehrte Vater nie nach Khandahoor zurück. Er wurde bei einem Hinterhalt der Naga in Arakan getötet. Es ist möglich, daß Mutter für beide Tode gesorgt hat, da sie Kontakte zu Nagahändlern hatte.« Er starrte ins Leere. »Vielleicht hat sie seine Ermordung in einem Anfall von Wahnsinn beschlossen, da sie immer häufiger Wutausbrüche hatte, an die sie sich später nicht erinnern konnte. Jedenfalls trauerte sie. Schließlich wurde sie so, wie du sie heute gesehen hast.«
    Als er den Kopf hob, merkte er, wie gespannt Lysistratas Gesicht war. »Keine Sorge«, sagte er kalt, »ihr Wahnsinn war nicht vererblich. Wenn du einen Bastard bekommst, wird er wahrscheinlich gesund sein.« Er hob sich vom Bett und ließ sie allein...
    Um nachzudenken. Sie hatte noch gar nicht überlegt, was es bedeuten könnte, Rams Kind zu haben, und hatte noch weniger an seinen Geisteszustand gedacht, als er wütend geworden war. Für sie bedeutete ein Kind Liebe und Schutz, ob Bastard oder nicht, und ihr Vater würde es nicht anders sehen. Die Birmanen waren nicht so wählerisch bei der Herkunft. Zum Teufel mit den Briten.
    Und zum Teufel mit Ram, wenn ihn die Art, wie sein Vater seine Mutter behandelt hatte, nichts gelehrt hatte. Denn sie hatte in Anira nicht nur Rams Schatten gesehen, sondern auch ihren eigenen. Ram hatte sie zu seiner Hure gemacht, wie sein Vater es mit Anira gemacht hatte, mit ebenso rücksichtsloser Berechnung wie Verlangen. Selbst ein Königreich wie Khandahoor blieb nur William Harleys Bezahlung für die Benutzung von Aniras Körper. Ram hatte sie genommen und nichts bezahlt. Anira mußte noch verärgerter und gefangener als sie gewesen sein, als William Harley in ihr Leben trat. Nicht nur, daß er erregend und männlich war, er bedeutete Flucht aus dem Purdah und vor einer ungewollten Ehe. Wie desillusioniert sie gewesen sein mußte, als ihr alle Hoffnung auf Heirat genommen wurde und sie sich wieder verstecken mußte, damit ihr egoistischer Liebhaber sein eigenes Leben weiterleben konnte, ohne in Verlegenheit zu kommen, weil er mit einer >Minderwertigen< liiert war. Hatte William Anira Liebe verweigert und nur sein Bett mit ihr geteilt, so wie Ram es mit ihr tat? Lysistrata starrte nachdenklich in die Schatten. Bis auf diese erste Nacht kam Ram in ihr Bett. Sein eigenes blieb so abgeschieden wie das eines Mönchs. Und dabei nahm er ihr Herz, ihren Stolz, ihre Freiheit und versuchte ihr Denken zu beeinflussen. Hatte William Harley versucht, Anira so zu verändern, daß sie seinem britischen Geschmack entsprach? Kein Wunder, daß sie ihn hassen gelernt hatte, sogar seine Liebe zu ihm. Anira, nicht Kalisha, hatte sich im Zenana in ihren Raum geschlichen. Ein Jahrzehnt nach Williams Tod hatte Anira nach seiner neuen, blonden Geliebten gesucht. Kein Wunder, daß sie verrückt geworden war...
    Ram hatte recht. Aniras Krankheit war nicht erblich. Die Anlage war anerzogen worden. Wahrscheinlich war Ram grausam geworden wegen seiner Verärgerung über ihre Weigerung, sich umformen zu lassen, war sich dessen bewußt, wie er sie am heftigsten verletzen konnte. Wenn sie nachgab, würde er sich entweder irgendwann langweilen, oder sie würde vor Selbstverachtung welken. Vielleicht wurde sie verrückt und so mordlustig wie Anira.
    Sie kauerte sich auf das Bett. Ob Ram vielleicht versuchte, sie aus Rache gegen die Europäer in den Wahnsinn zu treiben, weil sie ihn und seine Mutter gemieden hatten? Der Parallelen

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