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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Die Briten werden ihm bald den Hundetod geben, den er verdient.«
    Ihr war übel. »Diejenigen, die Ram ruiniert haben, hassen die ihn auch so wie Sie?«
    Er lachte höhnisch. »Das sollten Sie doch wissen.«
    Als sie verblüfft erstarrte, zog er sein Messer, einer dünnen Kris. Sein spöttisches Lächeln verschwand.
    »Warten Sie«, sagte sie, »wenn Sie der unendlichen Neugier einer Frau verzeihen wollen. Waren die Frauen auf der Star of Calcutta auch Ihr Werk?«
    Vielleicht zeigte sie nicht genug Furcht; vielleicht spürte Naswral, daß er bereits zuviel gesagt hatte. »Genug! Bereite dich darauf vor, zu deinem Bastard zu gehen, du Hure.« Das Messer funkelte in einer schnellen Bewegung, erstarrte dann. Naswral sah eine Pistolenmündung unter dem Schwarz des Sari glitzern.
    »Nicht einmal eine Hure kann auf diese Entfernung danebenschießen«, warnte Lysistrata. »Du warst dumm heute nacht. Hast du solche Angst vor einem Fehlschlag, daß du nicht mehr klar denken kannst?« Die Pistole hob sich leicht. »Sag mir, wer dich geschickt hat, und du kannst gehen. Wenn du die Stadt heute nacht verläßt, wirst du nichts zu befürchten haben.«
    »Du lügst!«
    »Versuch's. Du hast nichts zu verlieren und viel zu gewinnen.«
    Kopfschüttelnd wich er von der Werft zurück. »Du wirst mich nicht töten. Du brauchst mich lebend.«
    »Warum? Für ein öffentliches Geständnis, das du nicht abzulegen wagst?« Sie hob ihre Stimme. »Es ist bereits öffentlich. Ich habe nämlich Zeugen, siehst du.«
    Die Lederklappe des Gepäckbehälters an der Rückseite der Kutsche flog hoch und Harry schwang sich mit gezogener Pistole heraus. »Außerdem«, fügte sie hinzu, während Harry näher kam, »muß ich nur eine Kugel in dein Knie schießen, damit du hierbleibst.«
    Das Gesicht des Mörders verzerrte sich vor Verzweiflung. Er wirbelte herum und stürzte sich auf Harry, schlug ihn nieder, als sich ein Schuß aus Harrys Pistole löste, der in den Schmutz ging. Lysistrata hatte Angst, Harry zu treffen, als die beiden auf den Planken herumrollten. Dann schlug Naswral Harry mit dem Messer auf den Kopf. Betäubt faßte Harry die Kehle des Unberührbaren. Das Messer drang nach unten. Ein Schrei wurde laut. Mit einem Schmerzensschrei faßte Naswral seinen Arm, entzog sich Harry und sprang in den Hafen. Während Lysistrata zu Harry eilte, rannte Ma Saw zum Hafenrand, die Pistole auf den fliehenden Mörder gerichtet. Lysistrata half Harry, sich aufzurichten. »Verdammt«, murmelte er, »mein Schädel fühlt sich an wie eine zerschlagene Kokosnuß.«
    Ma Saw kam zu ihnen, als sie sah, daß Naswral außer Reichweite war. Sie schaute Lysistrata an. »Tut mir leid. Ich konnte ihn nicht aufhalten, ohne ihn zu töten.«
    »Nein«, stimmte Lysistrata dumpf zu, »du konntest es nicht und ich auch nicht. Darauf hat er gesetzt.« Naswral war lebendig nützlicher als tot, aber es war gefährlich, ihm Gelegenheit zu geben, wieder zu morden. Auch Ram würde vielleicht dafür zahlen müssen.
    Die Bezahlung begann am nächsten Tag. Als Harrys Oberst erfuhr, daß er einem Angeklagten zu helfen versucht hatte, der am Tode seiner Offizierskameraden schuldig war, wurde er verhört und bekam dann Aufträge, mit denen die Zeit bis zum Prozeß ausgefüllt war. Auf eine Beförderung in der Armee konnte er nicht mehr hoffen. Und alles wegen eines Mannes, den er kaum kannte und dem er nicht traute. Doch er empfand nur Erleichterung. Wie lange hätte er weitergemacht, überlegte er, auf einer Laufbahn, die bereits durch die Gier seines Landes unehrenhaft war? Ewig vielleicht.
    Er ärgerte sich über seine Unfähigkeit, Ram nicht helfen zu können. Ihm war klarer als Lysistrata, daß Ram seit dem Scheitern der Chinaexpedition verurteilt war. Als dessen Zuverlässigkeit erst einmal in Frage gestellt war, war es nur ein kurzer Schritt, bis er den britischen Interessen gefährlich werden konnte. Jetzt würden sie ihn so kaltblütig wie einen hartnäckigen Moskito beseitigen. Selbst wenn Naswral wegen der Morde verurteilt werden würde, würde Ram wegen des Todes der britischen Agitatoren in den Shan hängen. Dessen war er schuldig, und dafür würde er sterben.
    Im Gespräch mit Leacock erfuhr er dann, daß selbst die Formalitäten des Prozesses zweifelhaft waren. Wegen der
    Zustände im Gefängnis hatte Rams Zustand sich verschlechtert. Begänne der Prozeß mehr als zwei Tage später, wäre er nicht imstande, als Zeuge auszusagen.
    Trotz seiner Befehle begab Harry sich

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