Rangun
Schlafzimmer zurück und richtete die Waffe auf die Echse, die jetzt fast von einem Balken verdeckt war. Im Kerzenlicht funkelten die Augen des Reptils, das ausdruckslos in die Mündung ihres Colts starrte. Zu ihrer Verwunderung zeigte U Pho erstmals an diesem Abend Tatkraft, indem er mit heftigem Ausruf die Waffe beiseite drückte. Auf ihren verblüfften Blick hin, begann er mit flehenden Augen zu gestikulieren und ein Schwall von Birmanisch ergoß sich aus seinem Mund. Sie verstand nur Buddha, Buddha, Buddha.
Mit wachsendem Ärger ignorierte Lysistrata ihn und trat ein paar Schritte zur Seite, um wieder auf ihre Beute zu zielen, die sich auf die andere Seite des Balkens begeben hatte. U Pho zerrte halb entschlossen, halb zögernd an ihrem Arm, unsicher, ob er ihr trotzen sollte, da sie einen Colt hatte. »Hör auf!« Lysistrata versuchte, ihn abzuschütteln. »Verdammt, U Pho!«
Der alte Mann merkte, daß sie nicht nachgab und klammerte sich wie ein Esel an sie. Mit einem leisen, verärgerten Knurren schob Lysistrata ihn mit aller Kraft von sich. Sie war kein Schwächling und der Mann kein Schwergewicht. Er rutschte aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings. Lysistrata zielte ruhig und feuerte an die Decke, doch die Echse hatte sich während des Kampfes zurückgezogen. Mit einem lauten Bellen, das den Revolver übertönte, schoß sie über die Decke. Sie war so lang wie Lysistratas Unterarm und fast so dick wie ein Leguan. Mit einem letzten Schwanzzucken verschwand sie durch eine geborstene Jalousie der Verandatür. Lysistrata schaute fast dumm drein, während sie darauf wartete, daß ihr Herzschlag sich normalisierte.
Schließlich wandte sie sich U Pho zu, der sich wieder aufgerappelt hatte. Er zuckte leicht zusammen, als sie ihren Zorn und ihre Verärgerung an ihm ausließ. Doch sie begriff schnell, daß seine Reaktion keine Entschuldigung war. Sein Gesicht wurde kälter, als sie ihn maßregelte. Schließlich drehte er sich mit einem Blick, der an Verachtung grenzte, um und verließ den Raum. Ein paar Minuten später hörte sie, daß der Riegel des Tores bewegt wurde, dann das Quietschen der Türen, die schwingend schlugen.
Die würdevolle Kündigung ihres Schwiegervaters, die Ma Saw überbrachte, als sie und ihre Töchter am nächsten Morgen kamen, war nicht unerwartet und Lysistrata nicht unwillkommen. Dennoch fühlte sie sich unwohl, weil sie die Situation verpatzt hatte. Obwohl sie auch mit der Kündigung von U Phos Familie rechnete, erfolgte diese nicht. Ma Saws Verhalten war reserviert, aber nicht vorwurfsvoll. Es schien, als sei U Pho nicht nur durch Lysistratas Standpauke beleidigt, sondern weil sie sein Pasoh angefaßt hatte. In Birma war für eine Frau, die nicht die Gattin eines Mannes war, die Berührung seines Pon, seiner Manneskraft, tabu. Und nicht einmal seine Frau berührte seine Habe und sein Bett mit ihren unteren Kleidungsstücken. Sie durfte auch nicht seinen Kopf berühren.
Lysistrata, wenngleich verblüfft und amüsiert über diese seltsame Beziehung zwischen birmanischen Männern und Frauen, hatte durch die Auseinandersetzung mit U Pho genug gelernt, um sich nicht darüber lustig zu machen. »Wird dein Schwiegervater wegen seines Alters Schwierigkeiten haben, eine neue Stellung zu bekommen?« fragte sie ruhig.
Ma Saws Gesichtsausdruck wurde ob ihrer Besorgnis weich, »Er braucht nicht zu arbeiten. Sein, San-hla und ich verdienen genug, um seine Bedürfnisse zu stillen. Wenn er einen vollen Bauch hat, genug Geld für Toddy und einen kleinen Gungah, um mit seinen Freunden zu rauchen, ist er glücklich. Für ihn ist es an der Zeit, daß er im Schatten sitzt.«
Lysistrata bemerkte die plötzliche Verbesserung in Saws Englisch. In vierzehn Tagen konnte die Birmanin unmöglich ihr Vokabular so erweitert haben. Hatte Ma Saw es für klug gehalten, so zu tun, als sei sie mit der englischen Sprache und Gebräuchen nicht zu vertraut, damit sich ihre neuen Arbeitgeber nicht bedroht fühlten und sich freier bewegten?
Sie fragte laut: »Warum verteidigte er so entschlossen Ungeziefer? Bei allem Respekt, wird da Religion nicht zum Extrem ausgeübt?«
»Buddha zufolge ist alles Leben heilig, selbst das eines Moskito.« Ma Saw lächelte nicht. »U Pho hätte Sie wahrscheinlich nicht ganz so heftig daran zu hindern versucht, einen Moskito zu töten. Der Tuk-too, den Sie letzte Nacht sahen, ist ein Freund. Er lebt hier. Wäre er nicht da, würde das Haus von Insekten überrannt.«
»Er
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