Rangun
Saw ihr in gebührendem Abstand folgte. Ach ja, dies war der Wohnsitz eir.es dienstbaren Geistes.
Schade nur, daß der Dschinn keine Wünsche verschenkte. Ihre wie immer dünne Damentasche mit ihrem winzigen Schatz an Kyat betastend, betrachtete sie gelassen ein flatterndes Märchenland von herrlicher birmanischer, siamesischer und indischer Seide. In Boston wäre das eine günstige Gelegenheit gewesen. Das blühende Geschäft an benachbarten Ständen, die einfache europäische Waren verkauften, war weniger verständlich. Sie wühlte in den Waren und zog ein Buch heraus. Deutsche Grammatik. Sie probierte eine Brille aus. Gewöhnliches Fensterglas.
Einige Läden weiter, als Lysistrata durch das Blitzen eines herrlichen Silberspiegels in einen Stand gelockt wurde, neigte Ma Saw ihren Kopf: »Wir Birmanen machen hübsche Sachen, ja?«
»Wie San-hla?« spottete Lysistrata gutmütig. »Ja.« Lächelnd deutete Ma Saw mit einer Münze auf einen Korb voller verzierter Kämme. »Sie dagegen, ich für sie kaufe?«
Nachdem Ma Saw einen weißen Holzkamm ausgewählt hatte, lauschte Lysistrata aufmerksam ihrem energischen Feilschen mit der gutgekleideten, Chanakka-bemalten Inhaberin. Als Ma Saw ihren Kauf getätigt hatte, bot die bemalte Birmesin Lysistrata einen Elfenbeinkamm an. »Sie sagt, perfekt für Ihr Haar«, bemerkte Ma Saw.
Lysistrata schüttelte bedauernd den Kopf. »Er ist schön, aber ich fürchte... vielleicht ein anderes Mal.«
Die Inhaberin wechselte lächelnd ein paar Worte mit Ma Saw.
»Sie sagen, Sie jetzt nehmen, vielleicht ein anderes Mal bezahlen. Sie nie zuvor solches Haar gesehen. Nicht richtig es wie Hindu zu verstecken.«
Lysistrata war für einen Moment sprachlos, dann sagte sie leise: »Sag ihr bitte, daß ich den Kamm nicht kaufen kann. Ich werde ihre Freundlichkeit immer zu schätzen wissen.«
Als die Birmanin Ma Saws Übersetzung hörte, legte sie den Kamm widerwillig in den Korb zurück und hielt dann einen kleinen Strauß Jasmin hin. »Sie sagt, dies kostet sie nichts. Außerdem sie reich. Sie achte Kusine des Königs.«
Mit einem scheuen Lächeln, das ihre Skepsis verbergen sollte, ließ Lysistrata sich die Blumen ins Haar stecken. Alle meinten, daß es >viel besser< wirke.
Lysistrata und Ma Saw wanderten weiter, bis sie von den Bonbons und würzigen Kuchen einer singhalesischen Bäckerei angelockt wurden. Mehrere Kinder, die hinter hageren Hunden hertollten, hefteten sich hoffnungsvoll an Lysistratas Röcke. Obwohl sie sich keine Süßigkeiten leisten konnte, vermochte sie den sehnsüchtigen Blicken der Bengel nicht zu widerstehen. Mit entzückten Schreien nahmen die Kinder ihre genau geteilte Beute entgegen. Lysistrata leckte abwesend Zuckerstaub von ihren Fingern, während die Jungs davoneilten. »Kommen Sie«, Ma Saw zog sie in die Menge, »bald jedes Kind auf dem Markt, und wir essen heute abend Kaktus.«
An der nächsten Ecke führte sie Lysistrata in ein einheimisches Restaurant. Im Staub hockend aßen drei Birmanen zwanglos unter einem bauchigen orangenen Baldachin, wo Fisch in Sesamsamen und Limone über einem Holzkohlenfeuer brodelte.
»Viel besser als Kaktus«, sagte Ma Saw fröhlich. »Sie wollen, ich koche.« In der nächsten Bambushütte wurde einheimischer Shish Kebab mit Reis, gekocht in Bambusrohren, verzehrt. »Dies Ihr Vater vielleicht mögen.«
Mit wachsendem Appetit war Lysistrata bereit, auf der Stelle zu speisen. Dann sah sie, daß der alte Koch eine Mischung aus Blumen und roten Ameisen in eine Curryschale warf. Die Haushälterin einhakend, zog sie sich zurück.
Lysistrata fand, daß es an der Zeit sei, mit dem Einkauf zu beginnen und bewaffnete Ma Saw und sich in der Marktmitte mit neuen Einkaufskörben. Als sie ihr Wechselgeld zählte, drang durch das Gesumm und Geplapper der ruhige, beharrliche Schlag eines Gongs. Safrangelb gekleidete Theravada-mönche zogen durch die Menge, um Speiseopfer zu sammeln. Ma Saw sah ihre Herrin fragend an. Lysistrata nickte ergeben. Mit einem ehrerbietigen Shikkoh verteilte Ma Saw Yams in die zinnoberroten Schalen der Mönche. Mit niedergeschlagenen Augen lächelten sie sanft und zogen weiter. »Sie ehren Priester, Missy?« fragte die Birmanin.
»Nur dürre, vorausgesetzt, sie ernähren sich nicht von Schwefel«, erwiderte Lysistrata trocken, während sie die Yams bezahlte. »Die in Boston sind stets pummelig und stellen sich die Friedenstaube als gebratene Ente vor.«
Ma Saw, obwohl zunächst von Lysistratas Mißachtung
Weitere Kostenlose Bücher