Rangun
erhitzt. Er hatte schließlich Harry getragen... Moment. Harleys Gang. Er verriet Krankheit. Einen Augenblick später folgte sie ihm. Im nächsten Raum bat sie einen Pfleger, sich um Harry zu kümmern, eilte dann auf den dunklen Korridor hinaus und sah Harleys dunklen Kopf auf einer Treppe verschwinden. Als sie vom Treppenabsatz sah, wie unbeholfen er die letzten Stufen nahm, rief sie: »Mr. Harley, warten Sie!«
Kurzsichtig blinzelnd schaute er hoch und sackte dann gegen das Treppengeländer. »Was denn, Miß Herriott! Ist der gute Harry schon im Himmel?«
Ihre Röcke raffend, eilte sie hinunter und legte eine Hand auf seine Stirn. Er zuckte zurück. »Tun Sie das nicht. Das ist hier so öffentlich wie der China Street Markt.«
Ihr Herz war voller Furcht, und sie ignorierte ihn. »Sie brennen ja. Nicht nur Harry hat Cholera.«
»Ich hab' keine Cholera, zum Teufel. Diese Epidemien kommen jedes Jahr und mich hat's noch nie erwischt.«
»Vor der Fahrt mit der Rani war ich noch nie seekrank«, erinnerte sie ihn. »Kommen Sie nach oben. Dr. Lighter wird Sie untersuchen.« Lysistrata versuchte, von Harleys Zustand abzulenken. »Kommen Sie, ich werde Sie neben Harry auf dem Boden verankern und Sie in Fruchtsaft treiben lassen.« Bei seinem gleichgültigen Augenausdruck verlor sie die Geduld. »Fassen Sie doch selbst an Ihre Stirn, wenn Sie mir nicht glauben. Ihre Haut ist wie Lehm, und Sie schwanken.«
Er salutierte locker. »Dann werde ich wie ein guter Leichter direkt nach Hause segeln.«
»Sie werden nur zu Lighter gehen«, sagte Lysistrata entschlossen, »und dann in ein Hospitalbett.«
»Lysistrata«, erwiderte er müde und kaum vernehmbar, »Sie haben sicher gemerkt, daß dies ein Hospital für Europäer ist.«
»Und?«
»Und«, fuhr er fort, »deshalb könnte Lighter sich nicht einmal mit mir befassen, wenn er's wollte.«
»Das ist lächerlich! Wir sind keine Barbaren«, erwiderte sie ärgerlich.
»Ist egal. Dies ist ein Hospital mit Regeln, die nur für Barbaren gelten, und weil keiner von uns Barbar ist...« Er schlich aus der Tür in den Regen hinaus.
Sie rannte ihm nach auf den Hof. Durch die nassen Röcke des fast kniehohen Wassers behindert, fiel sie fast gegen ihn. Sie packte seine Jacke und redete verzweifelt auf ihn ein: »Sie können nicht in ein einheimisches Hospital gehen. Die sind ja nicht einmal sauber.«
Er schwankte, schaute in den Regen. »Ich bin noch ziemlich beieinander, Lysistrata. Ich werde heimgehen. Die Diener kümmern sich um mich.«
»Wie wollen Sie denn dahin kommen? Nirgendwo ist ein Gharry wallah zu sehen.« Sie stieß ihn aus dem Regen in eine Nische und hielt ihn an der Wand fest. »Wo ist Ihr Wagen?«
»Ich habe ihn zu meinem Büro geschickt.« Er schüttelte seinen Kopf, als wolle er seine Benommenheit abschütteln. »Hatte ein Treffen mit Bartly im Club, wo ich Harry fand. Ist um die Ecke. Sollte ihm sagen...« Er wollte wieder in den Regen gehen.
Sie hielt ihn fest. »Ich werde dafür sorgen, daß Sir Anthony benachrichtigt wird. Können Sie sich auf einem Pferd halten?«
Er lächelte freudlos. »Mehr oder weniger.«
»Warten Sie hier.« Sie schob ihn tiefer in die Nische.
Kurz darauf kam Lysistrata im gelben Regenmantel mit einem hageren Gaul zurück. Ein zweiter Regenmantel hing über dem Sattel. »Das ist meine Marian. Sie gibt nicht viel her, aber sie wird vor Ihnen nicht scheuen.« Sie half ihm in den Regenmantel, dann in den Sattel. »Wo wohnen Sie?« Sie nahm die Zügel, um das Pferd vom Krankenhaushof zu führen.
»Sie bringen mich nicht dorthin«, sagte er unerbittlich. Als sie wieder mit ihm diskutieren wollte, entriß er ihr plötzlich mit überraschender Kraft die Zügel. Als er Sorge und Furcht auf ihrem Gesicht sah, fügte er sanft hinzu: »Danke für das Pferd.«
Sie versuchte zu schimpfen. »Dann gehen Sie doch, wohin Sie wollen! Ich will diesen Gaul wiederhaben! Die ist freundlicher als Sie.«
»Das freut mich.« Seine Hand zuckte unter dem Regenmantel, und er trieb Marian auf das Tor zu. Pferd und Mann verschwanden langsam in einem grauen Regenvorhang.
Lighter wartete ungehalten auf Lysistrata. »Wo haben Sie gesteckt, zum Teufel?« bellte er. »Zwei neue Patienten sind gekommen und niemand kümmert sich um sie! Die Gurkhas haben den hier in seinem Unrat auf den Boden fallen lassen!«
»Ich habe mich um einen anderen Patienten gekümmert«, erwiderte sie kühl. »Um einen, den aufzunehmen dieser heilige britische Schrein des Heilens zu
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