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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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wieder unglücklich zu machen. Aber wenn du so gehst, werde ich dich bis in die Hölle hassen.« Sie berührte das reglose Gesicht, das ihr nichts sagte, seine Geheimnisse vielleicht für immer behalten würde. »Nicht einmal jetzt Kompromisse, Mr. Harley?« Sie lächelte. »Aber warum jetzt feilschen? Bin ich nicht das Mädchen, das lieber heiraten als brennen will? Aber ich heirate nicht, und ich kann das Feuer nicht eindämmen.«
    Lysistrata hörte Sein unten an der Treppe mit jemandem reden. Die fremde Stimme war die einer Frau. »Ah, mein Herz«, sie berührte Harleys Wange mit zarter Ironie, »man müßte dir auf einem Besen folgen.« Sie begab sich an dem neugierigen Naswral vorbei zur Treppe. An ihrem Fuß stand Evelyn Chilton, in einen Abendmantel gehüllt. Sie blickte auf und sah Lysistrata. Sie sagte zu Sein so schnell etwas auf birmanisch, daß Lysistrata es nicht verstehen konnte.
    Sein funkelte Evelyn noch heftiger an als Lysistrata. »Kala- Hexen«, schnappte sie und ging dann weiter, um Wasser zu holen.
    »Wollen Sie bei Harley bleiben?« fragte Lysistrata ruhig, während sie überlegte, ob Evelyn die Tränenspuren auf ihrem Gesicht sehen könne. Evelyn war willkommen, wenn sie helfen wollte. Andernfalls konnte sie wieder... ihren Besen nehmen.
    Für einen Moment wirkte Evelyn verdutzt, dann unbehaglich. »Nein, ich... mein Mann erwartet mich. Ich wollte nur nachsehen...«
    »Er ist noch nicht tot. Befriedigt das Ihre Neugier?«
    Evelyns Augen verengten sich. »Ich bin nicht neugierig. Ich bin besorgt. Mr. Harley und ich sind alte Freunde.«
    »Er könnte jetzt einen Freund brauchen.« Lysistrata kam langsam die Treppe herunter. »Warum entschuldigen Sie sich nicht bei Ihrem Mann? Ich bin sicher, Sie sind früher auch >verhindert< gewesen. Er scheint äußerst verständnisvoll zu sein.«
    »Wir besuchen heute abend mit den Bartlys das Theater«, erwiderte Evelyn kurz. »Ich habe Kopfschmerzen vorgegeben, aber wenn ich nicht bald in unsere Loge zurückkehre, werden die Bartlys mehr wissen als mein Mann.«
    »Wenn Sie Harleys Freund wären, wäre das doch egal, oder?« Lysistrata sah Evelyn an. »Ich denke, Sie wissen, daß Lady Mary wahrscheinlich bereits im Bilde ist. Es ist also die Cholera, ja? Eine häßliche Krankheit, selbst wenn man sich nicht ansteckt. Man wechselt ständig die Laken, bis einem das Kreuz bricht, aber man leidet nur, wenn der Patient sie nicht mehr durchnäßt. Wenn man sich sorgt. Und das tun Sie nicht.«
    »Sie arrogante Idiotin«, fauchte Evelyn. »Warten Sie nur ab, bis jemand herausfindet, daß Sie hier sind, Sein kann einen sehr großen Mund haben.«
    »Nicht, wenn der Lebensunterhalt ihrer Familie davon abhängt, daß er geschlossen bleibt. Und sollte es jemand von Ihnen erfahren, wird er hören, wie Sie das rausbekommen haben.« Lysistrata lächelte süß.
    Evelyns Gesicht wurde steinern. »Das werden Sie noch bedauern.« Sie schlang das Cape eng um sich und ging.
    Die Nacht wurde lang für Sein und Lysistrata, die nur auf Harleys halbwache Augenblicke warten konnten, um ihm Wasser zu geben. Und, wie Sein gesagt hatte, um dem alten Sayah murmeln zu hören. Harley lag die meiste Zeit schlaff da, einen blauen Schatten um Augen und Lippen, und seine Haut wurde zunehmend kälter, bis er trotz der Decken, die sie auf ihn legten, zitterte. Schließlich gab er keine Flüssigkeit mehr von sich und sein Puls schwand.
    Nur das schwache Heben und Senken seiner Brust verriet Leben.
    Lysistrata war, als ersticke sie mit Harley. Entsetzen erfaßte sie, bis sie merkte, daß sie über den summenden Sayah gebeugt war. Sie wollte schreien, saß aber wie erstarrt.
    »Sein Schmetterlingsgeist wird bald fortfliegen«, sagte Sein mit klagender Stimme voraus.
    »Das werden wir bald wissen«, antwortete Lysistrata kurz, die an Harry im Queen Anne's zu denken versuchte. Harrys Krise mußte kurz vor der Harleys begonnen haben. Vielleicht war er schon tot.
    »Vielleicht Tuan nicht stark genug, gegen Nats zu kämpfen, weil ich im Opium gegeben«, fuhr Sein kläglich fort.
    Lysistrata sah das Mädchen an. Die Hibiskusblüte in ihrem Haar war verwelkt und sie mit ihr. »Vielleicht hat das Opium ihm genug Ruhe gegeben, um gegen sie zu kämpfen.« Sie berührte leicht Seins Hand. »Wenn er stirbt, bedeutet das nicht, daß du ihn getötet hast. Er ist sehr klug; die Nats werden ihn nicht leicht besiegen.«
    Eine Spur von Dankbarkeit stieg in Seins Augen, dann das alte Mißtrauen. »Er gesund, Sie machen

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