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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Zigarren und Süßigkeiten gefüllten Korb trug. »Für dich und deine Familie, U Too.«
    »Ah«, rief U Too fröhlich aus, »das ist sehr freundlich von dir, Tuan Ram Kachwaha. Du und Miß Herriott sollen zum Abendessen meine Gäste sein, um diese wundervollen Dinge zu genießen. Wir haben heute morgen viele Garnelen gefangen und meine Frau wird Ngapi machen. Kommt ihr?«
    Mit einem Lächeln klopfte Harley ihm auf die Schulter. »Wir sind geehrt, U Too.«
    Als sie sich zu U Toos Haus begaben, murmelte Lysistrata auf Englisch ironisch. »Du stellst dich also mit einem Alibi vor, Tuan Ram Kachwaha, aber bist du für einen Kidnapper nicht ein wenig zu selbstsicher, daß du ihm meinen Namen nennst? In einigen dieser Dörfer muß es Polizei und Telegrafen geben.«
    »Hinter Prome bin ich vielleicht mehr Ram Kachwaha als Richard Harley, Lysistrata. Und diese Menschen belügen dir Polizei und die Briten selbstverständlich. Sie lassen sich durch milde Gaben kaum beeindrucken.«
    »Du hast gerade U Too bestochen«, stellte sie trocken fest. »Er sieht wie ein Baboo aus, der gerade eine Gehaltserhöhung bekommen hat.«
    »Ich habe einem alten Freund ein Geschenk gemacht«, erfolgte die kurze Antwort. »Einem alten Freund, der wohl weiß, daß Rupien für einen toten Mann wertlos sind.«
    Tuan Ram machte sich jetzt nicht die Mühe, Skrupellosigkeit durch Charme zu verbergen, überlegte Lysistrata. Im Gewand der Einheimischen sieht er ebenso pathanisch aus wie Masjid, nur daß Masjid zivilisierter ist.
    Hinter den Häuser sah sie kleine Mädchen und einige Jungen, die Chinlon spielten. Als sie deren Gelächter hörte, erinnerte sie sich an Harleys Verspieltheit am Strand von Martaban. Er mußte auch einmal ein solches Kind gewesen sein. Vielleicht hatte er es für richtig gehalten, vor ihr unbekümmert und ungefährlich zu wirken.
    Harley deutete ihr Interesse an dem Chinlon und dem offenen Tor dahinter falsch und gab ihr leise den Rat: »Ich würde hier lieber nicht an Flucht denken. Hinter der Umzäunung streifen Tiger und Rhinozerosse herum. Und Taranteln und Kobras.«
    »Hast du nicht den Schwarzen Mann vergessen?« gab sie zurück, als ein bunter Holzkreisel unter einem Busch verschwand und sein nackter Besitzer ihm hinterhereilte.
    Harley antwortete nicht, sondern zauste das Haar des Jungen. »Moung Phat wird ein großer Junge, U Too.« Er blickte zu den Häusern, die nicht nur Einblick auf das Abendessen der Bewohner boten, sondern oft auch in ihre Schlafräume. Düfte von gebratenem Kürbis und Bananen wehten herüber. »Dir und deinen Leuten scheint es gut zu gehen.«
    »Ja, sehr gut. Das Feuer im letzten Jahr hat nur drei Häuser zerstört.« U Too zeigte auf die verkohlten Pfeiler am Ende des Dorfes und deutete dann auf die Wasserbehälter, die an den Dächern angebracht waren. Hinter den Türen waren Feuerhaken befestigt, um brennendes Stroh herunterzureißen und Schaufeln, um Feuer auszuschlagen. »Die Feuergeräte, die du uns gezeigt hast, sind sehr gut.« Seine schwarzen Zähne funkelten schelmisch. »Das Haus meines Onkels brannte nur, weil er dachte, es sein ein schönes Bild.«
    Harley lachte, während Lysistrata innerlich seufzte. U Too blieb vor dem größten Haus stehen und bedeutete seinen Gästen, die Leiter hochzusteigen. In dem Longyi fühlte sich Lysistrata beim Klettern unbeholfen. Noch schwieriger war es, den klaffenden Löchern im Bambusboden auszuweichen. Die verschlissenen Matten schienen geeigneter für Siebe als für Wände zu sein, doch als sie die Brise vom Fluß an ihrem schwitzenden Hals spürte, genoß sie alles. Bis auf einen Hocker war die Einrichtung genauso wie in Ma Saws Haus in Rangun.
    U Toos Frau, Ma Lay, schien hocherfreut über die unerwarteten Gäste zu sein. Als Lysistrata eingeladen wurde, vorm Abendessen zu baden, willigte sie nur zu gern ein. Die Frauen begaben sich zu dem Flüßchen und ließen U Too und Harley zigarrenrauchend zurück. Ma Lay sagte taktvollerweise nichts über den mürrischen Kachin der ihnen folgte und sich am Ufer hinhockte. Umgekehrt gab Lysistrata keinen Kommentar zu den Männern des Dorfes ab, die im Schatten lagen, während ihre Frauen Holz für die Dampfmaschine auf die Jacht schleppten.
    Als Ma Lay voll bekleidet ins Wasser watete, trug sie ein Bündel und einen kleinen Korb mit sich, die sie auf dem Hecksitz eines Fischerkanus abstellte. Lysistrata zögerte am Ufer, da sie nicht wußte, was sie anziehen sollte, wenn sie auf birmanische Art badete.

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