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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Ma Lay schien das Problem vorhergesehen zu haben und deutete auf das Bündel im Boot. »Wenn du deine Kleider waschen willst, da ist ein frischer Tamein.«
    Lysistrata, deren Birmanisch durch die Arbeit im einheimischen Hospital sehr fließend geworden war, lächelte aufrichtig. »Ma Lay, ich denke, wir können Freundinnen werden.«
    Ma Lays Lachen hallte über das glasgrüne Wasser, als sie bis zum Hals untertauchte. »Du solltest besser Tuan Rams Freundin werden. Er hat sehr großen Pon.«
    Lysistrata watete in den kühlen Strom. »Du magst mich für ketzerisch halten, Ma Lay. Ich glaube nicht, daß irgendein Mann das gottgegebene Pon hat, mir zu befehlen.«
    Ma Lay neigte den Kopf. »Vielleicht verstehst du Pon nicht. Was du meinst ist Awza. Unsere Könige schicken uns oft Männer mit Awza. Diese Männer blasen sich auf und sagen uns, was wir tun sollen. Wir stimmen höflich zu, wenn sie nicht zu dumm sind, und machen, was wir wollen. Männer mit Pon wie U Too und Tuan Ram müssen keine Befehle geben. Sie drohen und bitten nicht, aber manchmal sind wir bereit, für sie zu sterben.«
    Also hat Harley gelernt, mit jedem Menschen fertig zu werden. Nachdenklich schwamm Lysistrata in die Strommitte. »Wie erlangen der Tuan und dein Mann dieses Pon ? Ich dachte, jeder Mann sei damit geboren.«
    Ma Lay holte sie ein. »Jeder Mann wird mit Pon geboren, hat aber nicht unbedingt soviel, daß er etwas Besonderes ist. Tuan Ram bringt uns Medizin. Als der Mönch starb, der unsere Kinder unterrichtete, fand er einen anderen Lehrer für uns. Und unsere Nachbarn müssen nur neben U Too wohnen, um zu wissen, daß er der richtige Dorfvorsteher ist.« Sie lächelte verschmitzt, als einige Dorfbewohnerinnen kamen, um ihr abendliches Bad zu nehmen. »Er hätte auch großen Pon bei Frauen, wenn er seine Potenz nicht erschöpfte.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Tuan Ram ist schwer zu erschöpfen.«
    Was weißt denn du davon? dachte Lysistrata, überlegte dann aber, ob die birmanischen Damen, die da in den Fluß tauchten, Harleys Männlichkeit je getestet hatten. In diesem Moment schlenderte Harley mit U Too und zwei anderen Männern ins Blickfeld. Sie begrüßten die Frauen, und Harley verteilte Zigarren. Scherzend und lachend hockten er und die anderen Männer sich mit Reisweinschalen unter Mangobäumen hin und steckten sich Stumpen an.
    Lysistratas Augen funkelten. Sie wandte dem Ufer den Rücken zu und tauchte in der Absicht, stromaufwärts zu schwimmen. Ohne Vorwarnung schoß ein riesiger Schatten in den schlammigen Tiefen auf und rammte ihr in die Seite, bevor sie reagieren konnte. Weniger verletzt denn voller Panik tauchte sie auf und schrie. Harley war fas t schon am Ufer, als die anderen Männer aufsprangen und wie die kreischenden Frauen ans Ufer eilten. Ma Lay beendete das Drama mit lautem Lachen. »Missy ist einer Schildkröte begegnet!«
    Lysistrata, die das riesige Geschöpf zu spät erkannt hatte und aufgrund seines schnellen Verschwindens begriff, daß es ebenso überrascht und erschreckt war wie sie, räumte verlegen ein, daß sie nicht in Gefahr sei. Während alle johlten und Harley zu den Männern zurückschlenderte, schwangen sich nackte Kinder an Ranken ins Wasser, um die Schildkröte zu verfolgen.
    Ma Lay, die Lysistratas Verlegenheit sah, meinte, sie seien lang genug geschwommen. Vielleicht wollte Missy ihr Haar waschen. Wieder am Kanu holte sie Kämme aus dem Korb. Ma Lay bewunderte Lysistratas üppiges goldenes Haar, während sie ihr beim Kämmen half. Die Männer pafften ihre Zigarren, Harley schweigend in ihrer Mitte, und kommentierten staunend Missys >Sonnenlicht<-Haar, während sie es zu einem Knoten aufsteckte. Als Lysistrata ein trockenes grün und lilafarbenes Tamein anlegte, starrten die Männer wieder bewundernd auf ihre elfenbeinerne Haut. Obwohl sie Harleys Blick so spürte, als berührten seine Hände ihren Körper, war er ebenso still wie das gepanzerte Monstrum, das stromaufwärts schwamm.
    An diesem Abend wurden die Hors d'oeuvres von eingelegtem Ingwer und Teeblättern mit Sesam auf U Toos Veranda serviert. Ma Lay entzündete Kerosinlampen, während U Too und Harley plauderten. Nach dem Ngapi, Mango-Reis und gerösteten Bananen, spielten Harley und U Too Schach. Lysistrata, Ma Lay und ihre Tochter spielten mit dem Baby, das sie mit einer Rassel über die Veranda lockten. Das Baby fiel auf den Bauch und quietschte vor Vergnügen, als Lysistrata ihm die Rassel gab. Es zeigte ihr mit breitem Grinsen

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