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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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seine vier Zähne, da es wie alle birmanischen Babys daran gewöhnt war, bewundert zu werden. »Moong Oo, du bist ein sehr guter Junge«, sagte sie und Moong Oo gurrte Zustimmung.
    »Ha!« Er jammerte verblüfft, als es auf dem massiven Schachbrett plötzlich knallte. Sein Vater hatte Harley Schach geboten. Ohne sich um das Jammern des Babys zu kümmern und unbeeindruckt von der Gefahr, in der sich sein König befand, zog Harley seinen Läufer und lächelte U Too stumm an. Voller Verärgerung heulend, warf U Too die Figuren vom Brett. Das Jammern des Babys steigerte sich um eine Oktave und Lysistrata japste, aber Ma Lay nahm das Baby nur und warf einen Blick auf das Schwert an der Wand. »Keine Angst, Missy. U Too wird nicht zu seinem Dah greifen. Alle Schachpartien enden so.«
    Darum ist das Brett so dick, dachte Lysistrata amüsiert.
    Schließlich begannen die Enge der Hütte, der Duft des gewürzten Essens und der Zigarrenrauch sie zu stören. Sie ging auf die Veranda hinaus. Der verlassene Fluß zog sich wie eine breite, silberne Schlange unter dem Mondlicht dahin. Eine Eule heulte in den nahen Tamarinden. Sie ignorierte den Kachin, der an der Tür hockte, stieg die Leiter hinab und begab sich zum Ufer. Der Kachin folgte ihr. Als sie des Mangos und des Mondlichts müde war, die eigentlich romantisch wirken sollten, erforschte sie den Bereich um die verlassene Chinlon Lichtung näher. Hinter ihr stakste der Kachin. Die Winden sahen unter dem Mond wie gefallener Schnee aus. Dann blühte eine ferne Blume auf und Harley spazierte aus den Tamarindenschatten. Sie seufzte. »Würdest du das bitte ausmachen? Ich hatte heute genug Zigarrenrauch.«
    »Aber offensichtlich nicht genug Übung.« Er roch an der Zigarre. »Ist ein langer Weg nach Prome, selbst wenn du an der Barrikade vorbeikämst.« Er nickte Richtung Tor. »Das Tor ist nach Sonnenuntergang bewacht.«
    »Willst du mich nicht wieder vor all den langbeinigen Dschungelbestien warnen, die nachts hier herumlaufen?« forschte sie müde. »Eine hübsche Gutenachtgeschichte wäre nett.«
    Er zuckte lässig die Schultern. »U Toos Haus bietet nicht viel Abgeschiedenheit, aber die Jachtkabine steht immer zur
    Verfügung.« Er hätte ebensogut mit einer Prostituierten reden können.
    Sie war zum zweiten mal an diesem Tage erbost und wollte zuschlagen. Er ergriff ihr Handgelenk. »Heute nacht wirst du in U Toos Frauenquartier schlafen. Bleib dort, wenn du nicht den langbeinigen Bestien begegnen willst.«
    Mit einem erstickten Wutgeschrei eilte sie davon.
    Als sie in der Dunkelheit verschwand, lehnte Harley sich an eine Tamarinde und entzündete eine neue Zigarre. Warum schlief er nicht mit ihr? Ihr verdammter Stolz hatte ihn Millionen gekostet. Warum brach er ihn nicht, als Wiedergutmachung für seine Verluste und seinen beschmutzten Namen? Seine Lippen wölbten sich voller Selbstverachtung, weil ein Teil von ihm ihre Berührung nicht ertragen konnte, nach dem, was sie ihm angetan hatte - und wenn er sie berührte, würde er sich vielleicht nicht aus ihrem Netz befreien können, das sie von Lady Mary zu weben gelernt hatte, von diesen Tricks, die sie bei jedem Mann anwandte. Die sie rein instinktiv kannte. Ihr Haß war groß genug, um diese Tricks anzuwenden. Bei der Erinnerung an Benton Adam's lustvollen Blick drehte sich ihm der Magen um. Vielleicht mußte er nur sich selbst Vorwürfe machen, wenn sie zu einer rachsüchtigen Megäre geworden war, aber er wäre ein Narr, sich auf Spielchen einzulassen, solange er nicht sicher war, daß er gewinnen würde. Sie fühlte sich jämmerlich genug, weil er sie einfach behielt. Früher oder später würde er sie zu seinen Bedingungen haben. Um Zeit totzuschlagen. Nur das. Im Moment war die Vorfreude darauf Rache genug.
    Auf den blassen Bogen des großen Mondes schauend dachte er an Lysistratas kühle, weiße Haut, als sie im Zwielicht ihren Tamein zwischen den dunklen Frauen am Fluß anlegte. An den schlanken Fluß ihres Halses und ihr feuchtes, glänzendes Haar. Daran, wie der Tamein an ihrem feuchten, reifen Körper klebte. Die Üppigkeit ihres Mundes im Mondlicht. Das wütende Sprühen ihrer Augen. Und dann wanderten seine Gedanken weiter als er wollte. Er stellte sich ihre lustvolle Nacktheit unter dem Stückchen Tuch vor, das er so leicht wegziehen konnte. Ihr Mund unter dem seinen. Auf ihm. Mit einem leisen Knurren warf er die Zigarre zu Boden und zertrat sie mit seinem Absatz.
    Beim Frühstück mit U Toos Familie in der

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