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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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schlecht verhohlener Verärgerung winkte Endicott dem Attaché, seinen Säbel dem Zeremonienmeister zu übergeben.
    »Nun denn«, sagte Mindon milde.
    Endicott schilderte mit schneidender Stimme die Beschuldigungen wegen Mord und Schmuggel, Drogen- und Sklavenhandel, deren seine Regierung Harley bezichtigte.
    »Diese Beschuldigungen sind sehr ernst, Mr. Endicott«, sagte der König düster. »Was hast du dazu zu sagen, Prinz Kachwaha?«
    »Ich bin unschuldig des Mordes und Sklavenhandels, Eure Majestät«, erwiderte Ram ruhig. »Die Anklage wegen Schmuggel ist überflüssig, da ich nie etwas illegal in Euer oder aus Eurem Reich gebracht habe. Wie Mr. Endicott zweifellos weiß, ist Drogenhandel nicht illegal.«
    »Eure Majestät, man kann kein Wort von dem glauben, was dieser Schurke sagt«, protestierte Endicott. »Seine bloße Anwesenheit hier ist eine Unverschämtheit.«
    »Ich habe bisher nicht gewußt, daß Seine Hoheit unwahrhaftig ist«, erwiderte der König, »und ich kenne ihn seit seiner Kindheit. Ich glaube nicht, daß er des Mordes fähig ist. Und die anderen Anklagen sind unrichtig, wie er sagt.«
    Endicott wurde rot. »Eure Majestät, ich verlange, daß dieser Mann in mein Gewahrsam übergeben wird, um ihn nach Rangun vor Gericht zu bringen!«
    Ram schaute äußerlich ruhig, innerlich wie ein Bogen gespannt zu.
    »Mr. Endicott, ich muß Sie um Geduld bitten. Der Prinz ist Mein Gast. Er wird so frei von hier fortgehen, wie er hereingekommen ist.« Mindon lächelte Ram an. »Wollt Ihr uns zu den Feiern am heutigen Nachmittag auf Unsere Barke gesellen, Eure Hoheit?«
    »Ich bin geehrt, Sire.«
    »Gut. Prinz Rathathara wird euch in Unser Quartier begleiten.« Er lächelte den wütenden Konsul an. »Wir hoffen, Ihre
    Barke heute nachmittag zu sehen, Mr. Endicott. Ohne sie wäre unsere Feier unvollständig.«
    Auf diese höfliche aber deutliche Entlassung hin, machte Endicott formvollendet seine Verbeugung und verließ mit seinem Attache rückwärts den Raum.
    »Danke, Sire«, sagte Ram ruhig.
    »Selbst wenn du ein Verbrecher bist, Ram«, sagte der König mit rätselhaftem Lächeln, »so bist du zumindest höflich. Unser Repräsentant der britischen Krone hat Uns nicht einmal einen glücklichen Geburtstag gewünscht.«
    Die königliche Barke zerteilte die Chrysanthemengirlanden, die auf der riesigen künstlichen Lagune des Palastes trieben. Dahinter fuhren kleinere Barken, hinter denen die schlichte britische Barke auf tauchte. Jubelnde Bürger säumten die Gräben. Die Barken umrundeten die goldgedeckten Pagoden des Glaspalastes, bis sie der britischen Barke den Blick auf die königliche Barke versperrten. Der König machte eine kleine Geste zu seinem Steuermann und murmelte dann Ram zu, der unter dem königlichen Baldachin saß: »Hier wirst du Uns verlassen. Komm bald wieder nach Mandalay, denn deine Anwesenheit«, er lächelte leicht, »wenn auch nicht deine Meinungen, sind immer willkommen.«
    »Mein Leben gehört Euch, Sire.« Ram küßte die Estrade zu Mindons Füßen.
    »Dann achte gut darauf, mein Sohn, denn Unser geplagtes Reich wird dich vielleicht eines Tages brauchen.«
    Als die Barke dicht ans Ufer steuerte, sprang Ram an Land. In wenigen Augenblicken war er in der Menge verschwunden.
    An diesem Tag und vielen folgenden bewachten Gurkhas vergebens die Straßen und kämmten Mandalays Ufer nach einem Boot ab, das oberhalb von Amarapura verankert war.

KAPITEL 8
Die Lady und die Tigerin
    Ein Land der Ströme! Zart, wie Schleier schwebend, wie sinkend Rauch, feinster Bastist, so nahmen manche ihren Lauf.
    Und andere, ein Schlummertuch aus Schäumen webend, sie brachen tosend das zitternd Spiel von Licht und Schatten auf
    ALFRED, LORD TENNYSON
    Fünfzehn Minuten, nachdem Ram in Amarapura die Lady erreicht hatte, lichtete die Jacht den Anker. Viele Kilometer stromaufwärts ging er mit Lysistrata und zwei Kundschaftern von Bord, um über Land nach Osten in die Shan-Berge zu gelangen. Nachdem sie in einem nahen Dorf zwei Elefanten erstanden hatten, zeigte Ram Lysistrata, wie man aufsteigen mußte. Als der Elefant ihr den ledrigen Rüssel als Tritt reichte, musterte sie unbehaglich seine schlauen kleinen Augen, setzte vorsichtig einen Fuß auf die zugewiesene Stelle und hielt sich am dicken Teil fest. Mit überraschender Geschwindigkeit hob sich der Rüssel. Sie machte einen mächtigen Satz, um über die Stirn des Elefanten hinter seine Ohren zu klettern. Da er ein geduldiges Geschöpf war, konnte sie

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