Rangun
hielt kurz inne. »Zudem suche ich Euren Rat hinsichtlich einer wichtigen Privatangelegenheit.«
»Du willst heiraten?« Mindons Augen zwinkerten.
Ram lachte. »So wichtig ist es nicht, Eure Majestät. Vielleicht, wenn Ihr so freundlich seid, eine Frau für mich auszuwählen, sollte ich alt genug sein, Eure Weisheit würdigen zu können.«
Der König kicherte. »Dazu mußt du nicht alt sein, mein Sohn, nur apathisch.« Er winkte die Wachen hinaus. »Nun, was ist das für eine Privatangelegenheit?«
Ram, der wohl wußte, daß er wenig Zeit hatte, wählte seine Worte sorgfältig und beschrieb die von Bartly vorgeschlagene Expedition.
»Ich habe nichts dagegen, wenn die Briten einen Handelsweg durch die Shan eröffnen wollen, solange sie das friedlich tun«, sagte der König milde. »War das etwas anderes?«
»Sire, wenn die Briten eine solche Route eröffnen, werden sie sie sichern wollen und somit eine Entschuldigung dafür haben, die Shan des unteren Birma zu annektieren. Sie werden offiziell ihren Zweifel ausdrücken, daß Eure königlichen Truppen die Strecke beschützen können. Sie schicken bereits Provokateure in die Shans, um zur Rebellion gegen Eure Autorität aufzurufen. Wird eine Expedition nach China geschickt, was unausweichlich der Fall sein wird, und diese vernichtet, was unausweichlich ist, werden sie ihre Hoffnung auf den Handel mit China durch Birma und ihre Pläne für die Shan vielleicht vorübergehend aufgeben. Derzeit ist das eine wertvolle Ablenkung. Solange nur die Hoffnung und nicht die Tatsache des Handelstores existiert, werden die Briten ungern Menschen und Material opfern, um die Shan zu bekommen, die mehr Ärger als Profit bringen. Ohne diese Ablenkung werden sie ihre Aufmerksamkeit den Reichen Nordbirmas zuwenden und können das auch.«
»Was schlägst du vor, Ram?« fragte der König.
»Ich habe dafür gesorgt, daß die Pläne für die derzeitige Expedition verzögert werden, Sire, und schließlich zunichte werden. Unglücklicherweise könnte die Expedition jetzt viel schneller als ich hoffte annuliert werden, und ich bin vielleicht nicht in der Lage, den Verlauf einer anderen direkt zu beeinflussen. Ich bitte Euch nur darum, den Briten die Passage durch die Shans nicht offen zu verwehren. Solltet Ihr aber willens sein, sie dazu zu ermutigen, ihr Augenmerk auf China gerichtet zu halten und sie zu weiteren Expeditionen ermutigen, würdet Ihr viel dazu beitragen, die Unabhängigkeit Eures Reiches zu verlängern.«
Der alte Mann musterte ihn. »Du glaubst also, Wir seien unfähig, Unsere Gebiete zu beschützen?«
»Sire«, sagte Ram geduldig, »kein Mann kann britischer Artillerie mit birmanischen Kanonen Widerstand leisten. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Wir sind Uns Unserer militärischen Möglichkeiten bewußt«, sagte der alte Mann kurz angebunden.« »Ich sollte dich tadeln, weil du das Eingreifen Unseres Herrn Buddha außer acht gelassen hast«, fügte er sanfter hinzu, »aber du bist kein Buddhist, und diese Unterlassung sei dir verziehen. Wir können dir nicht verzeihen, die Briten in eine tödliche Falle führen zu wollen. Wenn die Briten Expeditionen nach China wagen, ist das ihr Pech. Wir jedoch werden sie nicht darin bestärken.«
»Sire, wenn...« Ram wurde durch das Wiederauftauchen des Zeremonienmeisters unterbrochen.
»Sire.« Der Mann fiel nervös auf alle Viere und meldete hastig: »Der britische Konsul Endicott ersucht um die Gefälligkeit Eurer Majestät, ihm sofort Audienz zu gewähren. Er wünscht Beweise vorzutragen, daß Prinz Kachwaha für abscheuliche Verbrechen in Rangun verantwortlich ist.« Der Zeremonienmeister nickte hastig in Rams Richtung. »Ich erbitte demütig Eure Vergebung, Eure Hoheit. Ich zitiere nur Mr. Endicott.«
Der König richtete sein Augenmerk auf den polierten kahlen Kopf des Zeremonienmeisters. »Hat er die Art der Vergehen spezifiziert?«
»Das hat er nicht, Eure Majestät.«
Mindon rief die Wachen heran. »Laßt ihn herein.«
Endicott schritt herein, einen Berater an seiner Seite. Nach einem kalten Blick auf Ram verbeugte er sich vor dem königlichen Mönch. »Sire, ich bestehe auf der sofortigen Verhaftung dieses Mannes. Er...«
»Zuerst«, unterbrach ihn der König mit entschlossener Geste, »müssen Wir darum bitten, daß Euer Attache in Unserer Gegenwart sein Schwert abnimmt.«
»Eure Majestät, dieser Mann ist gefährlich!«
Wieder die Geste, diesmal heftiger. »Entweder das Schwert oder Ihr müßt gehen.«
Mit
Weitere Kostenlose Bücher