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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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streckte sich träge. Soll er doch warten.
    Als sie schließlich den Pavillon am Pool erreichte, der an den Zenana -Flügel angrenzte, saß Ram in einem Rohrsessel da, seine Füße übereinandergeschlagen auf ein Geländer gelegt. Er war gebadet und glatt rasiert, aber trotz der Prächtigkeit seines Anwesens nur in saubere Baumwolle gekleidet. Er musterte ihren grüngoldenen Sari. »Ist dieser Grünton für den Morgen nicht ein wenig zu grell?«
    »Ich wollte dir keine Freude damit machen«, erwiderte sie kurz - weil sie ihn etwas beeindruckt haben wollte.
    »Du wirst feststellen, daß es in Khandahoor wenig anderes zu tun gibt, als mir Freude zu machen«, erwiderte er mild. Er winkte sie auf den gegenüberliegenden Sessel. Davor stand ein prächtig bemalter, leerer Teller, flankiert von goldenem Besteck.
    Statt zu gehorchen, lehnte sie sich an eine Säule. »Und wenn ich das langweilig finde? Was, wenn ich dir sage, du sollst dich zum Teufel scheren?«
    »Bist du je auf die Idee gekommen, daß du an Langeweile sterben könntest, Lysistrata? Was hast du denn bisher anderes in deinem Leben getan, als dich zu amüsieren? Du bist vielleicht die gelangweilteste Frau, der ich je begegnet bin.«
    »Was weißt du über mein Leben...?«
    »Mehr, als du denkst.«
    »Oh, du meinst sicher Masjids Berichte! Dann bist du der Gelangweilte, wenn du ihm Monat für Monat zugehört hast, wenn er über den Haushalt zweier armer Bostoner Kirchenmäuse erzählte.«
    »Du hat dich in Boston unwohl gefühlt und, wie ich glaube, die Religion nicht gemocht.« Er überlegte. »Das Mißfallen eines puritanischen Gottes wie das der Gemeinde zu ertragen, muß deine Geduld strapaziert haben.«
    »Du strapazierst meine Geduld«, schnappte sie. »Ich habe gestern abend nichts gegessen. Wo ist das Frühstück?«
    »Ich fürchte, das habe ich gegessen«, gestand er mit jungenhaftem Lächeln. »Läßt man mich warten, wenn ich hungrig bin, esse ich alles, was mir unter die Augen kommt. Eine schlechte Angewohnheit, ich weiß.«
    »Du hast viele schlechte Angewohnheiten«, sagte sie. »So etwa Promiskuität, Ehebruch und Entführung- alles zweifellos, weil so viele Leute in dich vernarrt sind. Sie müssen dich vergöttern. Besonders Kalisha. Ich finde ihre Gesellschaft wenig aufregend.« Sie ließ sich in den leeren Sessel fallen. »Bekomme ich etwas zu essen oder nicht?« »Natürlich. Das Mittagessen wird um zwei serviert.«
    Sie sah ihn böse an. »Bis dahin sind es noch Stunden.«
    »Geduld ist eine schwierige Kunst, Lysistrata, eine der vielen, die du hier vielleicht lernst.«
    »Sicher um vor dir zu scharwenzeln.« Sie platzte lachend heraus: »Eunuchen! Mein Gott, die sind überholt.«
    »Die Eunuchen hat meine Mutter erworben«, erwiderte er gelassen. »Sie war in vielerlei Hinsicht eine traditionsbewußte Frau.«
    »Sie hat sie für dich gekauft? Wie mütterlich von deiner Mutter.«
    »Sie hat sie für meinen Vater gekauft«, seine dunklen Augen blickten auf die Gärten, »in ihren letzten gemeinsamen Jahren. Die Schwerter sollen für die Abgeschiedenheit des Zenana sorgen. Die Frauen können gehen, wohin sie wollen.«
    »Und warum tun sie's nicht?«
    »Weil sie nie zurückkehren können.«
    »Soll das heißen, daß sie nach deiner Pfeife tanzen, weil sie sich so sehr über deine Beachtung freuen?«
    »In gewisser Hinsicht. Zweifellos halten sie mehr von den Annehmlichkeiten, die ich ihnen biete, als von meiner Beachtung.«
    Seine Interessenlosigkeit daran, was seine Konkubinen von ihm dachten, machte sie plötzlich traurig. Khandahoor mochte wundervoll sein, aber es war unwirklich. Genau wie er, da sein Charme eine seltsame Distanz zwischen ihnen schuf.
    »Was überlegst du?« fragte er leise.
    »Ich glaube endlich zu wissen, warum du mich hergebracht hast.«
    Er musterte ihr ernstes Gesicht. »Dann weißt du vielleicht mehr als ich.«
    »Ich war einmal von dir angezogen, weil du eben nicht Boston warst. Du hast mich hergebracht, weil ich nicht Khandahoor bin.«
    Sie schwiegen beide einen Moment. »Weißt du, das war unklug«, sagte sie, »denn entweder wirst du dich ändern, oder ich werde mich ändern. Einer von uns muß den anderen zerstören.« Dann zuckte sie die Schultern. »Vielleicht wird die Gleichgültigkeit unsere Erlösung sein.«
    »Entweder ist man gleichgültig dem gegenüber, was man nicht kennt oder zu gut kennt.« Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht. »Du bist ein Geschöpf von unendlicher, zuweilen gefährlicher

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