Raniels Engelwelt
etwas passiert, das selbst ihn ziemlich verstört hatte.
Auch ich horchte bei seinem Bericht auf. Besonders als er mir die letzten Wortes von Kevin Frost wiedergab.
»Du wirst es kaum glauben, John, aber der Mann hat fest an das Paradies geglaubt, das auf ihn wartet.«
»Was ja nichts Schlimmes sein muss«, meine Sheila.
»In seinem Fall schon.« Bill verzog die Lippen. »Er war davon so fasziniert, dass er sich umbringen wollte und es leider letztendlich auch geschafft hat.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Aber das ist nicht auf seinem Mist gewachsen. Man hat ihn praktisch dazu getrieben. Das muss man so sehen.«
»Du hast Namen erwähnt«, sagte ich.
Bill wiederholte sie. »Pamela, eine Seherin. Und ein Engel namens Elion. Sagt dir das etwas, John?«
Ich vertilgte den letzten Rest von meinem Sandwich. »Nein, das sagt mir eigentlich nichts.«
»Mir auch nicht. Aber wir werden mehr über sie herausfinden.« Mein Freund verengte leicht die Augen. »Ich bin davon überzeugt, dass wir erst am Anfang stehen. Da steckt mehr dahinter.«
»Eine Engelssekte?«, warf Sheila in die Runde.
»Möglich.«
»Was meinst du, John?«
»Ich will es nicht ausschließen. Engel sind nicht gleich Engel. Das weiß ich verdammt gut.«
Bill nickte seiner Frau zu. »Und wir auch, denke ich mir.«
»Leider.«
Ich warf meinem Freund Bill einen schiefen Blick zu. »Wie ich dich kenne, bist du nicht untätig gewesen. Oder wie muss ich das sehen?«
Bill nahm ein Stück mit Schinken umwickelten Spargel vom Teller und schob ihn in den Mund. Beim Kauen schaffte er sogar ein Grinsen. »Du kennst mich gut. Der frühe Vogel fängt den Wurm.«
»Und – hat er dir geschmeckt, der Wurm?«
»Ich habe mich mal vor den Computer gesetzt und die Suchmaschine eingestellt.«
»Sehr schön.«
»Das Ergebnis werde ich dir gleich zeigen. Aber zuvor etwas anderes. Mir ist da eine Idee gekommen, mit der ich bereits mit deinen Kollegen in der vergangenen Nacht sprach, die mir aber leider keine Auskunft geben konnte. Das könnte sich ändern. Sheila sprach vorhin von einer Art Sekte. Engelssekte, wie auch immer. Da hat sich jemand umgebracht, und ich frage mich, ob er der einzige Menschen gewesen ist, der den Weg ins Paradies gesucht hat. Kapiert?«
»So alt bin ich nun auch nicht. Es sind noch genügend Gehirnzellen vorhanden. Du meinst, dass dieser Selbstmord nicht der einzige in der letzten Zeit gewesen ist, und ob man da möglicherweise von einer Serie sprechen kann.«
»Genau das meine ich.«
»Hm. Könnte sein, Bill. Gehört habe ich jedenfalls nichts davon.«
»Würdest du es denn ausschließen?«
»Nein, ich schließe nie etwas aus.«
»Dann sollte man sich darum kümmern.«
»Man? Du denkst doch mehr an mich.«
»Klar. Oder würde man mir die entsprechenden Antworten geben, wenn ich beim Yard anrufe?«
»Das denke ich nicht.«
»Dann bin ich mal gespannt.«
Ich nickte, holte das Handy hervor und telefonierte mit dem Yard. Die Durchwahlnummer der zuständigen Kollegen hatte ich natürlich nicht im Kopf, deshalb ließ ich mich von der Zentrale mit der entsprechenden Abteilung verbinden.
Dort listete man die ungeklärten Todesfälle und auch die verübten Suizide auf.
Der Kollege hieß Green. Ich kannte ihn weder vom Ansehen noch vom Hörensagen, aber er wusste über mich Bescheid.
»Schön, dass wir auch mal miteinander sprechen.«
»Ich weiß nicht, ob das für Sie so schön ist. Letztendlich bringe ich nur Arbeit.«
»Dann lassen Sie hören.«
»Es geht um einen Selbstmord, der sich in der vergangenen Nacht ereignet hat.«
»Wir hatten drei dieser Suizide. Welchen meinen Sie?«
»Den an einer Bahnbrücke.«
»Klar, genau. Den haben wir bereits in der Statistik aufgenommen. Eine etwas seltsame Tat, wie ich meine.«
»Inwiefern?«
»Das Protokoll ist von einem Zeugen unterschrieben worden. Er hat uns den Hergang der Tat geschildert und...«
»Der Zeuge ist ein Freund von mir.«
Mr. Green stutzte. »Oha, das habe ich nicht gewusst.«
»Ist auch nicht weiter tragisch. Ich möchte von Ihnen nur wissen, ob sich die Selbstmorde in den letzten Monaten gehäuft haben. Ob man ein System erkennen kann.«
»Gehäuft?«, murmelte Green. »Ich habe die Statistik nicht im Kopf, um Ihnen genaue Zahlen geben zu können...«
»Die möchte ich von Ihnen auch nicht haben, Mr. Green. Ich denke, dass Sie vielleicht einen Überblick haben und mir sagen können, ob sich die Zahl vermehrt hat?«
»Nein, eigentlich nicht. Die letzte
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