Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld
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»Werden Sie schon noch, Sir. Als das Zeug hier ankam, gab es dazu eine genaue Aufstellung über Art und Stückzahl der Ware. Wir ersetzen diese Aufstellung aber durch unsere eigene, stimmt’s? Und wenn die erste Liste verloren geht, was soll’s, bleibt ja immer noch unsere .« Rebus tippte auf eine der Kisten. »Es ist weniger da als vorher.«
»Was?«
Rebus öffnete eine Kiste. »Als Sie mir das damals in Smylies Anwesenheit alles zeigten, waren mehr Kalaschnikows da als jetzt.«
Kilpatrick machte ein entsetztes Gesicht. »Sind Sie sicher?« Er sah in die Kiste.
»Dennoch gibt die aktuelle Bestandsliste zwölf AK 47 an, und genau so viele sind auch da.«
»Zwölf«, bestätigte Abernethy, als Rebus das Blatt Papier aus der Tasche zog und es Kilpatrick reichte.
»Dann müssen Sie sich eben geirrt haben«, entgegnete Kilpatrick.
»Nein, Sir«, sagte Rebus, »mit allem gebührenden Respekt. Ich habe beim Special Branch nachgefragt. Es besitzt eine Kopie des Originalfrachtbriefs. Zwei Dutzend AK 47. Das andere Dutzend fehlt. Und nicht nur das: außerdem noch ein Raketenwerfer, ein Teil der Munition …«
»Sehen Sie, Sir«, sagte Abernethy, »normalerweise würde sich ja niemand die Mühe machen, die Sache zurückzuverfolgen. Das Zeug wird sowieso verschrottet, und man kann sich schließlich auch totkontrollieren. Kein Mensch schaut sich jemals die ganze Vorgeschichte an.«
»Aber das ist unmöglich.« Kilpatrick hielt noch immer das Blatt in der Hand, ohne allerdings darauf zu sehen.
»Nein, Sir«, sagte Rebus, »es ist sogar kinderleicht. Wenn man die Unterlagen umschreiben kann. Sie sind für diese Ladung verantwortlich, auf dem Blatt steht Ihr Name.« »Was wollen Sie damit sagen?«
Rebus zuckte die Schultern und steckte die Hände in die Taschen. »Die Observierung des Amerikaners war gleichfalls Ihre Operation, Sir.«
»Von Ihnen angefordert, Inspector.«
Rebus nickte. »Und ich habe mich dafür auch bedankt. Mir sind nur ein paar Sachen nicht klar. Zum Beispiel, wieso Ihr bewährtes Team aus Glasgow nicht mitbekommen hat, dass ich und eine Freundin von mir uns mit Clyde Moncur und dessen Frau zu einem Drink getroffen haben.«
»Was?«
»In dem Bericht, den Sie mir gegeben haben, war davon nicht die Rede. Ich hatte es auch nicht anders erwartet. Das war mit ein Grund, weswegen ich es überhaupt gemacht habe. Ebenso wenig war von einem Treffen Clyde Moncurs mit Frankie Bothwell die Rede. Ihre Männer sagen angeblich nur, dass Moncur und Gattin spazieren gehen, Sehenswürdigkeiten besichtigen, sich in jeder Hinsicht wie einfache Touristen benehmen. Aber sie werden überhaupt nicht observiert, stimmt’s? Ich weiß es, weil ich selbst ein paar Kollegen auf Moncur angesetzt habe. Wissen Sie, ich habe in dem Moment Lunte gerochen, als ich Inspector Abernethy hier gesehen habe.«
»Sie haben Moncur ohne Genehmigung observieren lassen?«
»Und ich habe Fotos, die das beweisen.« Auf dieses Stichwort hin raschelte Abernethy mit einer weißen, auf einer Seite durchsichtigen Tüte. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen waren deutlich zu sehen.
»Da ist sogar eins von Ihnen dabei«, sagte Abernethy, »wie Sie sich mit Moncur in Gullane treffen. Vielleicht haben Sie sich ja über Golf unterhalten?«
»Sie müssen dem Shield einen Teil dieser Waffen versprachen haben, bevor ich hinzukam«, fuhr Rebus fort. »In die Ermittlung haben Sie mich aufgenommen, um mich im Auge behalten zu können.«
»Aber warum hätte ich Sie überhaupt zu uns holen sollen?«
»Weil Ken Smylie Sie darum gebeten hatte. Und Sie wollten ihn nicht argwöhnisch machen. Ken entgeht kaum etwas.«
Rebus hatte erwartet, dass Kilpatrick ein paar Nummern kleiner werden würde, aber wenn überhaupt, blies er sich sogar noch mehr auf. Er steckte die Hände in seine Jackentaschen und straffte die Schultern. Sein Gesicht verriet keinerlei Regung, und er schwieg.
»Wir beobachten Sie schon seit geraumer Zeit«, fuhr Abernethy fort. »Diese protestantischen Terroristen, die Sie in Glasgow entwischen ließen …« Er schüttelte langsam den Kopf. »Das war mit ein Grund, weswegen wir Sie aus Glasgow abgezogen haben: um festzustellen, ob Sie noch operieren konnten. Als ich vom Six-pack erfuhr, war mir klar, dass Sie noch immer Ihren Freunden vom Shield gelegentlich unter die Arme greifen. Die waren schon immer auf Hilfe von innen angewiesen, und bei Gott, die haben sie bekommen!«
»Sie dachten, das sei eine Drogengeschichte«, wandte Kilpatrick
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