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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Brand.«
    Er lächelte sich im Toilettenspiegel an. Hier gab es keinen Smylie, der ihn totzuquetschen versuchte, keinen feixenden Ormiston oder sich putzenden Blackwood. Hier gehörte er hin. Er fragte sich wieder einmal, was er in Fettes eigentlich tat. Warum hatte Kilpatrick ihn requiriert?
    Jetzt glaubte er, eine verdammt gute Idee zu haben.
    Edinburghs Stadtbücherei befindet sich an der George IV Bridge, direkt gegenüber der National Library of Scotland. Das war Studentengebiet, und da gerade um die Ecke von der Royal Mile, momentan auch Festival-Fringe-Gebiet. Flugblattverteiler waren in großer Zahl unterwegs und mit unverminderter Begeisterung bei der Sache, da sie spürten, dass es jetzt, wo die am wenigsten erfolgreichen Shows bereits abgereist waren, wieder brachliegendes Zuschauerpotenzial zu erschließen gab. Aus Höflichkeit nahm Rebus von einem jungen Mädchen mit langen blonden Haaren einen grellgrünen Zettel an und las ihn bis zum ersten Papierkorb, wo er ihn zu seinen zahlreichen Artgenossen warf.
    Der Edinburgh Room war nicht so sehr ein Zimmer als vielmehr eine Galerie, die eine Art weiten Lichtschacht umgab. Tief unten saßen die Benutzer einer anderen Abteilung der Bibliothek an ihren Tischen oder schritten die Regale ab. Mairie Henderson las allerdings keine Bücher. Sie studierte an einem der wenigen Lesetische die Lokalzeitungen. Rebus stellte sich neben sie und sah ihr über die Schulter. Sie hatte einen hübschen tragbaren Computer dabei, den sie an einer Steckdose im Fußboden angeschlossen hatte. Der Bildschirm war milchig grau und voll von Notizen. Es dauerte eine Minute, bis sie spürte, dass jemand neben ihr stand. In der Annahme, es mit einer Bibliothekarin zu tun zu haben, drehte sie sich langsam um.
    »Reden wir«, sagte Rebus.
    Sie speicherte, was sie geschrieben hatte, und folgte ihm hinaus auf die breite Haupttreppe. Ein Schild riet ihnen davon ab, sich auf die Fensterbänke zu setzen, da sie in einem gefährlich baufälligen Zustand seien. Mairie hockte sich auf die oberste Stufe und Rebus ein paar Stufen tiefer, so dass die Leute bequem an ihnen vorbeikamen.
    »Ich bin auch in einem gefährlichen Zustand«, sagte er böse.
    »Warum? Was ist passiert?« Sie schaute so unschuldig drein wie ein gotisches Kirchenfenster.
    »Millie Docherty.«
    »Ja?«
    »Sie haben mir nicht von ihr erzählt.«
    »Was genau hätte ich Ihnen denn erzählen sollen?«
    »Dass Sie versucht haben, mit ihr zu reden. Hat es geklappt?«
    »Nein, warum?«
    »Sie ist weggelaufen.«
    »Wirklich?« Sie dachte darüber nach. »Interessant.«
    »Worüber wollten Sie denn mit ihr reden?«
    »Über die Ermordung eines ihrer Wohnungsgenossen.«
    »Und das ist alles?«
    »Was soll sonst noch sein?« Sie sah ihn interessiert an.
    »Komisch, dass sie gerade dann die Flatter macht, wenn Sie sie sprechen wollen. Wie laufen die Nachforschungen?« Im Pub in Newhaven hatte sie ihm erzählt, sie untersuche »frühere loyalistische Aktivitäten« in Schottland, wie sie es nannte.
    »Langsam«, gab sie zu. »Und Ihre?«
    »Gar nicht«, log er.
    »Abgesehen von Miss Dochertys Verschwinden. Wie haben Sie erfahren, dass ich sie sprechen wollte?«
    »Geht Sie gar nichts an.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Dieser Murdock war’s also nicht?«
    »Kein Kommentar.«
    Sie lächelte.
    »Kommen Sie«, sagte Rebus, »vielleicht bringt Sie ein Kaffee zum Reden.«
    »Koffein als Wahrheitsdroge?«, gab Mairie zurück.
    Sie gingen das kurze Stück zur High Street und bogen dann rechts ab zur St.-Giles-Kathedrale. In der Krypta der Kirche gab es ein Café; der Eingang befand sich gegenüber vom Parliament House. Rebus ließ den Blick über den Parkplatz gleiten, aber von Caroline Rattray keine Spur. Allerdings war das Café – da es ohnehin nur wenige Tische besaß und die Touristensaison noch immer auf Hochtouren lief – gerammelt voll.
    »Woanders versuchen?«, schlug Mairie vor.
    »Eigentlich«, entgegnete Rebus, »hab ich’s mir anders überlegt. Ich muss noch was auf der anderen Straßenseite erledigen.« Mairie versuchte, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Aber ich rate Ihnen dringend«, warnte er sie, »mich nicht zu verarschen.«
    »Ratschlag empfangen und abgespeichert.«
    Ihm zuwinkend machte sie sich auf den Weg zurück in die Bibliothek. Rebus sah ihren erfreulich hübschen Beinen nach. Sie blieben ein erfreulicher Anblick, bis sie völlig aus seinem Gesichtsfeld verschwunden waren. Dann schlängelte er sich

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