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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Dusche, hielt das Gesicht in den Strahl, wusch sich die Haare so energisch wie möglich mit Shampoo, fing dann noch einmal von vorn an. Er schrubbte Gesicht und Hals. Patience klopfte wieder an die Tür und fragte, was zum Teufel er da eigentlich treibe. Und dann hörte er, wie sich ihr Tonfall änderte und bei der letzten Silbe eines Namens in die Höhe ging.
    Die Bremners waren eingetroffen.
    Er stieg aus der Dusche und rubbelte sich mit einem Handtuch ab. Er hatte es geschafft, einen guten Teil der Farbe herunterzubekommen, aber keineswegs alles. Dann nahm er sich seine Sachen vor. Das Jackett war dunkel, da fiel die Farbe nicht allzu sehr auf. Sein gutes Hemd war hin, daran war nichts zu ändern. Er schloss die Badezimmertür auf und horchte. Patience hatte die Bremners ins Wohnzimmer geführt. Während er sich ins Schlafzimmer schlich, stellte er fest, dass seine Hände rote Schmierstreifen an der Wand des Korridors hinterlassen hatten. Im Schlafzimmer schlüpfte er rasch in eine Baumwollhose, ein gelbes T-Shirt und ein Leinenjackett, das Patience ihm für Spaziergänge am Fluss, für die sie nie Zeit fanden, geschenkt hatte.
    Er sah aus wie ein hoffnungslos Gestriger, der sich bemühte, trendy auszusehen. Es würde schon gehen. Seine Handflächen waren noch rot, aber er konnte ja behaupten, er habe etwas angestrichen. Er streckte den Kopf durch die Tür des Wohnzimmers.
    »Chris, Jenny!«, rief er. Das Ehepaar saß auf dem Sofa. Patience musste in der Küche sein. »Tut mir Leid, bin ein bisschen spät dran. Ich trockne mir grad die Haare ab und bin sofort bei euch.«
    »Nur keine Hetze«, meinte Jenny, als er wieder im Flur verschwand. Er nahm das Telefon mit ins Schlafzimmer und wählte Dr. Curts Privatnummer.
    »Hallo?«
    »John Rebus hier, erzählen Sie mir von Caroline Rattray.«
    »Bitte?«
    »Sagen Sie mir, was Sie von ihr wissen.«
    »Sie klingen ziemlich bedient«, sagte Curt mit amüsierter Stimme.
    »Bedient ist genau der richtige Ausdruck. Sie hat mich gerade mit Farbe besprüht.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie verstanden habe.«
    »Vergessen Sie’s, erzählen Sie mir einfach von ihr. Zum Beispiel, ist sie der eifersüchtige Typ?«
    »John, Sie haben sie kennen gelernt. Würden Sie sagen, dass sie attraktiv ist?«
    »Ja.«
    »Dass sie beruflich sehr gut dasteht, einen Haufen Geld hat, ein Leben führt, um das sie viele beneiden würden?«
    »Ja.«
    »Aber hat sie irgendwelche Verehrer?«
    »Sie meinen Liebhaber. Die Antwort lautet: Ich weiß es nicht.«
    »Dann lassen Sie sich’s von mir sagen: Sie hat keine. Deswegen kann sie ja auch immer einspringen, wenn ich mal eine Ballettkarte zu viel habe. Fragen Sie sich doch selbst: Wie ist das möglich? Antwort: Weil sie Männer abschreckt. Ich weiß zwar nicht, was mit ihr nicht stimmt, aber ich weiß, dass sie in Beziehungen mit dem anderen Geschlecht keine besonders glückliche Hand hat. Ich meine, sie hat durchaus Beziehungen, aber die halten nie sehr lang.«
    »Das hätten Sie mir ja auch vorher sagen können.«
    »Ich konnte doch nicht ahnen, dass Sie beide was laufen hatten.«
    »Haben wir auch nicht.«
    »Ach?«
    »Bloß sie bildet sich ein, wir hätten was.«
    »Dann haben Sie ein Problem.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Mir gegenüber ist sie immer vernünftig gewesen, vielleicht könnte ich ein Wörtchen mit ihr reden …?«
    »Nein, danke, das muss ich selbst regeln.«
    »Na dann auf Wiedersehen und viel Glück.«
    Rebus wartete, bis Curt aufgelegt hatte. Er horchte noch ein paar Sekunden, dann hörte er ein zweites Klicken. Patience hatte am Küchenapparat mitgehört. Er saß auf dem Bett und starrte auf seine Füße, bis die Tür aufging.
    »Ich hab’s gehört«, sagte sie. In einer Hand hielt sie einen Topfhandschuh. Sie kniete sich vor ihn hin und legte die Hände auf seine Knie. »Du hättest es mir sagen sollen.«
    Er lächelte. »Hab ich doch gerade.«
    »Ja, aber um zwei Ecken.« Sie hielt inne. »Zwischen euch war also nichts – es ist nichts passiert?«
    »Nichts«, sagte er, ohne zu blinzeln.
    »Und was tun wir jetzt?«
    Er nahm ihre Hände. »Wir«, sagte er, »gehen jetzt zu unseren Gästen.« Dann küsste er sie auf die Stirn und zog sie hoch.
22
    Am nächsten Morgen um halb zehn saß Rebus in seinem Auto vor Lachlan Murdocks Wohnung.
    Als er sich am Abend zuvor die Augen ausgespült hatte, war es ihm plötzlich klar geworden. Es lief immer darauf hinaus, dass er erst

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