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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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jetzt sichtlich
entspannte. Rebus stellte offenbar keine Gefahr dar. »Das ist
meine Frau Eleanor.«
    Rebus lächelte. »Dr. Patience Aitken, und ich bin John.« Patience warf ihm einen Blick zu. Es kam selten vor, dass
er sie als »Dr.« vorstellte, und warum hatte er seinen Nachnamen nicht genannt?
    »Hören Sie«, sprach Rebus weiter, während er stur an ihr
vorbeisah, »wäre es an einem Tisch nicht gemütlicher?« Sie setzten sich an einen Vierertisch, und die Kellnerin
brachte ihnen ein kleines Tablett mit Knabbereien – nicht
nur Erdnüsse, sondern auch grüne und schwarze Oliven
und Kartoffelchips. Rebus langte zu. Die Drinks mochten
teuer sein, aber man musste zugeben, dass das Essen nicht
viel kostete.
    »Machen Sie hier Urlaub?«, begann Rebus die Konversation.
    »Genau«, erwiderte Eleanor Moncur. »Wir lieben Schottland.« Und dann listete sie alles haarklein auf, was sie an
Schottland so liebten, vom näselnden Klang der Dudelsäcke bis hin zur windgepeitschten Westküste. Clyde schwieg,
nippte an seinem Glas und ließ gelegentlich das Eis darin
kreisen. Von Zeit zu Zeit sah er vom Drink auf und richtete
den Blick auf Rebus.
    »Sind Sie schon mal in den Vereinigten Staaten gewesen?«,
fragte Eleanor.
    »Nein, noch nie«, antwortete Rebus.
    »Ich schon«, sagte Patience zu Rebus’ Überraschung. »Ein-
    mal in Kalifornien und einmal in Neuengland.«
    »Im Herbst?« Patience nickte. »Ist es da nicht einfach
traumhaft?«
    »Wohnen Sie in Neuengland?«, fragte Rebus.
    Eleanor lächelte. »O nein, wir sind ganz auf der anderen
Seite. Washington.«
    »Washington?«
    »Sie meint den Staat«, erklärte ihr Mann, »nicht Washington, D.C.«
    »Seattle«, erklärte Eleanor. »Washington würde Ihnen gefallen, es ist wild.«
    »Im Sinn von urwüchsig«, fügte Clyde Moncur hinzu.
    »Das geht auf unser Zimmer, Miss.«
    Patience hatte ein Lager mit Limone bestellt, das die Kellnerin gerade brachte. Moncur holte einen Zimmerschlüssel
aus der Tasche. Die Kellnerin notierte sich die Zimmernummer.
    »Clydes Vorfahren kamen aus Schottland«, erzählte Eleanor inzwischen weiter. »Irgendwo aus der Nähe von Glasgow.«
    »Kilmarnock.«
    »Genau, Kilmarnock. Es gab vier Brüder, einer wanderte
nach Australien aus, zwei gingen nach Nordirland, und
Clydes Urgroßvater segelte mit Frau und Kindern von Glasgow nach Kanada. Er arbeitete sich quer durchs ganze Land
und ließ sich in Vancouver nieder. Erst Clydes Großvater zog
dann in die Vereinigten Staaten. Es gibt noch immer Nebenlinien der Familie in Australien und Nordirland.«
    »Wo in Nordirland?«, wollte Rebus beiläufig wissen. »Portadown, Londonderry«, fuhr sie fort, obwohl Rebus
die Frage an ihren Mann gerichtet hatte.
    »Besuchen Sie sie gelegentlich?«
    »Nein«, entgegnete Clyde Moncur. Er interessierte sich jetzt wieder für Rebus, der seinen Blick, ohne mit der Wim-
    per zu zucken, erwiderte.
    »Der Nordwesten ist voll von Schotten«, plapperte Mrs.
    Moncur weiter. »Wir haben ceilidhs und Clan-Treffen und
im Sommer Highland-Spiele.«
    Rebus führte sein Glas an die Lippen und schien erst jetzt
zu bemerken, dass es leer war. »Ich glaube, wir brauchen
noch eine Runde«, bemerkte er. Die Drinks kamen mit ihrem jeweiligen bogengeränderten Papieruntersetzer, und die
Kellnerin entfernte sich mit nahezu allem, was John Rebus
an Bargeld dabeigehabt hatte. Er war der anonyme Anrufer
gewesen, um Moncur in die Bar zu locken, und Patience,
um ihn in Sicherheit zu wiegen. Jetzt zeigte sich, dass Moncur cleverer war, als Rebus ihm zugetraut hatte. Der Mann
brauchte den Mund nicht aufzumachen, seine Frau redete
genug für zwei, und nichts von dem, was sie sagte, konnte für
Rebus von Nutzen sein.
    »Sie sind also Doktor?«, fragte sie jetzt Patience.
    »Ja, praktische Ärztin.«
    »Ich bewundere Ärzte«, sagte Eleanor. »Sie sorgen dafür,
dass Clyde und ich weiterhin einwandfrei funktionieren.«
    Sie grinste breit. Solange Patience sprach, hatte Moncur
sie angesehen, aber kaum war sie verstummt, richtete er den
Blick wieder auf Rebus. Rebus nahm einen Schluck.
    »Eine Zeit lang«, erzählte Eleanor Moncur inzwischen,
»war Clydes Opa Kapitän auf einem Klipper. Seine Frau
bekam ein Kind an Bord, während das Schiff in Richtung
Asien unterwegs war, um … was sollte es noch mal laden,
Clyde?«
    »Holz«, sagte Clyde. »Von den Philippinen. Sie war achtzehn, er über vierzig. Das Baby

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