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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sechs zu Hause. Er duschte und erschien dann in seinem besten Anzug und einem Hemd, das Patience ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, im Wohnzimmer. Erst als er es anprobiert hatte, war ihnen aufgefallen, dass es Manschettenknöpfe erforderte, und so hatte er sich welche kaufen müssen.
    »Ich krieg die Dinger einfach nicht rein«, sagte er jetzt manschettenwedelnd und hielt die Knöpfe in die Höhe. Patience lächelte und kam, um ihm zu helfen. So aus der Nähe duftete sie nach Parfüm.
    »Riecht himmlisch«, sagte er.
    »Meinst du mich oder die Küche?«
    »Beides«, antwortete Rebus.
    »Was zu trinken?«
    »Was nimmst du?«
    »Sprudel, bis ich in der Küche fertig bin.«
    »Für mich das Gleiche.« Obwohl er unbedingt einen Whisky gebraucht hätte. Das Zittern hatte aufgehört, aber wenn er tief einatmete, taten ihm die Rippen weh. Ormiston hatte ihm erzählt, er habe einmal miterlebt, wie Smylie einen widerspenstigen Gefangenen bewusstlos gequetscht hatte. Außerdem erfuhr er von ihm, dass vor Kilpatricks Ankunft die Brüder Smylie in Edinburgh den Laden praktisch allein geschmissen hätten.
    Er trank das Wasser mit Eis und Limonensaft, und es schmeckte gut. Als alles vorbereitet, der Tisch gedeckt und der Geschirrspüler mit der ersten Ladung des Abends bestückt war, setzten sie sich zusammen aufs Sofa und genehmigten sich einen Gin Tonic.
    »Cheers.«
    »Cheers.«
    Und dann nahm ihn Patience bei der Hand und führte ihn in den kleinen Garten, der nach hinten rausging. Die Sonne stand tief über den Dächern der Mietshäuser, und die Vögel stimmten sich zwitschernd auf den Abend ein. Sie musterte jede Pflanze, an der sie vorbeikamen – wie ein General, der seine Truppen inspiziert. Kater Lucky hatte sie gut erzogen; wenn er musste, stieg er jetzt immer brav über die Mauer in Nachbars Garten. Sie nannte Rebus die Namen einiger Blumen, so wie sie es immer tat. Er konnte sie sich nicht einmal bis zum nächsten Tag merken.
    Bei jedem Schritt klimperte das Eis in Patience’ Glas. Sie trug jetzt ein langes gemustertes Kleid. Es passte gut zu ihrem hochgesteckten Haar und brachte ihren Nacken, die Schultern und Formen ihres Körpers hübsch zur Geltung. Die kurzen Ärmel ließen die von der Gartenarbeit gebräunten Arme sehen.
    Obwohl die Klingel weit weg war, hörte er sie. »Die Tür«, sagte er.
    »Sie sind früh dran«, meinte sie nach einem Blick auf ihre Uhr. »Na ja, so früh nun auch wieder nicht. Ich setz besser die Kartoffeln auf.«
    »Ich mach auf.«
    Sie drückte ihm den Arm, als sie sich trennten. Rebus ging den Korridor entlang zur Haustür. Er straffte die Schultern und bereitete das Lächeln vor, das er den ganzen Abend lang zur Schau tragen würde. Dann öffnete er die Tür.
    »Scheißkerl!«
    Etwas zischte, eine Spraydose, und seine Augen brannten. Er hatte sie einen Augenblick zu spät geschlossen. Er spürte noch, wie der Sprühnebel wie Nadeln in sein Gesicht stach. Er dachte, es sei Tränengas oder etwas Ähnliches, und versuchte blindlings, dem Angreifer die Dose aus der Hand zu schlagen. Aber schon hasteten Schritte die Treppe hinauf und entfernten sich klappernd. Er wollte die Augen nicht öffnen und tappte blindlings in Richtung Badezimmer, tastete sich an der Wand des Korridors entlang, an der Schlafzimmertür vorbei und schaltete schließlich das Licht ein. Er knallte die Tür zu und schloss ab, als er Patience den Flur entlangkommen hörte.
    »John? John, was ist los?«
    »Nichts«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Alles in Ordnung.«
    »Bestimmt? Wer war das an der Tür?«
    »Jemand wollte zu den Leuten im ersten Stock.« Er ließ Wasser ins Becken laufen, zog sein Jackett aus und tauchte den Kopf ins warme Wasser, wischte sich mit den Händen übers Gesicht, während das Becken sich allmählich füllte.
    Patience stand noch immer draußen vor der Tür. »Es ist doch was, John, was ist los?«
    Er schwieg. Kurz darauf öffnete er vorsichtig ein Auge und kniff es dann sofort wieder zu. Scheiße, das brannte! Er wischte sich wieder über die Augen und öffnete sie dann noch einmal, diesmal unter Wasser. Das Wasser kam ihm irgendwie trüb vor. Und als er seine Hände betrachtete, waren sie rot und schmierig.
    Herrgott im Himmel, dachte er. Er zwang sich, in den Spiegel über dem Waschbecken zu schauen. Er war knallrot. Es war nicht wie vorher, nach Smylies Angriff. Es war … Farbe. Das war’s, rote Farbe. Aus der Spraydose. Herrgott. Er zog sich aus und stellte sich unter die

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