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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Fenster brannte noch immer Licht. Ihr Auto parkte direkt vor der Haustür. Er wusste, dass die Hintertür auf einen kleinen ummauerten Trockenplatz ging. Sie würde also vorn herauskommen müssen. Er hoffte, dass dann Millie Docherty bei ihr wäre.
    Er wusste nicht genau, warum er glaubte, dass Mairie Millie versteckte; es reichte, dass er das glaubte. Mit seinen Ahnungen hatte er zwar schon häufig schiefgelegen, aber er folgte ihnen trotzdem weiterhin konsequent. Wenn man aufhörte, seinem Instinkt zu vertrauen, war man aufgeschmissen. Sein Magen erinnerte ihn knurrend daran, dass ein paar Oliven und Kartoffelchips kein Abendessen waren. Er dachte an die Fish-and-Chips-Shops von Portobello, begnügte sich aber mit seiner Zigarette. Er stand auf der anderen Straßenseite und sechs Autos von der Haustür entfernt. Es war elf Uhr und dunkel; keine Gefahr, dass Mairie ihn entdeckte.
    Er vermutete, dass Clyde Moncur aus demselben Grund in der Stadt war wie der Ex-UVF-Mann. Aber er behielt seine Gedanken vorläufig lieber für sich – zumindest so lange, bis er wusste, wer seine Freunde waren.
    Um Viertel nach elf öffnete sich die Tür des Mietshauses, und Mairie kam heraus. Allein. Sie hatte einen BurberryRegenmantel an und trug eine prall gefüllte Einkaufstasche. Bevor sie ihr Auto aufschloss und einstieg, schaute sie nach links und rechts die Straße entlang.
    »Was bist du so nervös, Kindchen?«, fragte Rebus, während ihre Scheinwerfer aufflammten. Er zündete sich noch eine Zigarette an und startete dann.
    Sie bog in die Portobello Road Richtung Stadt ein. Er hoffte, dass sie nicht allzu weit fahren würde. Ein Auto zu beschatten war nicht so einfach, wie es im Film immer aussah, und erst recht nicht, wenn die Beschattete das Auto des Überwachers kannte. Auf den Straßen war wenig los, was die Sache noch heikler machte, aber wenigstens hielt sich Mairie an die Hauptroute. Hätte sie Nebenstraßen und Schleichwege genommen, wäre er todsicher aufgeflogen.
    Auf der Princes Street tummelten sich die Biker, hielten vor den spät öffnenden Burger-Bars oder rasten die Straße rauf und runter. Er fragte sich, ob Clyde Moncur wohl gerade einen Verdauungsspaziergang machte. Bei all den Burgern und Bikern würde er sich wahrscheinlich ganz wie zu Hause fühlen. Moncur war auf eine Weise hart, wie es nur alte Leute vermochten. Sie schienen zu schrumpfen, aber nur deswegen, weil sie Saft verloren und dadurch hart wie Stein wurden. Von Clyde Moncur war nichts Weiches übrig geblieben. Sein Händedruck war wie eine Einladung zu einer Schlägerei gewesen. Sogar Patience hatte sich darüber beklagt.
    Die Nacht war herrlich, ideal zum Spazierengehen, und genau das taten die meisten Leute auch. Pech für die FringeShows: Wer hatte schon Lust, zwei Stunden lang in einem stickigen dunklen Theater zu hocken, wenn die echte Show draußen ablief – ohne Unterbrechungen und kostenlos?
    Am westlichen Ende der Straße bog Mairie nach links in die Lothian Road ein. Es wimmelte bereits von Betrunkenen. Sie waren wahrscheinlich unterwegs zu einem CurryHouse oder einer Pizza-Hütte. Später würden sie diese Entscheidung bereuen. Den Beweis dafür sah man jeden Morgen auf den Bürgersteigen. Direkt nach der Ampel am Tollcross blinkte Mairie, um nach rechts abzubiegen. Rebus fragte sich allmählich, wo zum Teufel sie eigentlich hinwollte. Er brauchte nicht lang auf die Antwort zu warten. Mairie hielt am Straßenrand und schaltete die Scheinwerfer aus. Rebus fuhr schnell weiter, während sie ihre Tür abschloss, hielt dann an der nächsten Kreuzung und beobachtete sie im Rückspiegel.
    »Soso«, sagte er, als Mairie die Straße überquerte und im Crazy Hose Saloon verschwand. Er legte den Rückwärtsgang ein, setzte zurück und quetschte sich ein paar Autos vor Mairie in eine Parklücke. Der Name der Bar flackerte rhythmisch in gelben und roten Neonbuchstaben auf, was den Bewohnern des Hauses gegenüber zweifellos viel Freude bereitete. Auf dem kurzen Treppchen, das zur Eingangstür führte, standen zwei Rausschmeißer. Das Wildwest-Thema des Hose hatte vor den beiden Halt gemacht: Sie waren vorschriftsmäßig mit schwarzen Abendanzügen, weißen Hemden und schwarzen Fliegen ausgestattet. Beide trugen das Haar so kurz geschoren, dass seine Länge der Höhe ihres IQ entsprechen mochte, hielten die Hände hinter dem Rücken und blähten ihren ohnehin schon gewaltigen Brustkorb auf. Rebus beobachtete sie dabei, wie sie ein paar Stetson

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