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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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irgendwo hinter mir in den Tunneln.
    Er hat sie alle getötet, außer mir. Wieso? Warum ich und nicht einer der anderen? Dass ich ihm diese Frage laut gestellt habe, fällt mir erst auf, als er antwortet.
    „ Weil du anders bist.“  
    „ Was?“  
    Als es plötzlich neben mir raschelt, weiche ich zurück und pralle mit dem Rücken gegen den kalten Stein der Mauer, die den Tunnel einbettet. Vor Schreck beiße ich mir auf die Lippen, was mir ein weiteres Lachen von seiner Seite einbringt.
    „ Ich kann deinen Schmerz fühlen, Kleiner. Außerdem blutest du. Pass besser auf, nicht, dass du mir hier unten verblutest, bevor ich von dir kosten konnte. Es wäre so schade drum.“  
    Bei soviel Kälte und Gefühllosigkeit fehlen mir die Worte. Dafür wächst mein Ärger. „Du mieses Schwein.“
    „W as erwartest du? Ich lebe von solchen wie dir.“  
    „ Dann töte mich doch endlich!“  
    Meine Stimme hallt von den Wänden wider. Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten, auch wenn es sinnlos ist. Ich hasse diese verdammte Hilflosigkeit. Worauf wartet er bloß? Die nächste U-Bahn? Besseres Wetter? Irgendein abstruses Zeichen, das nur er erkennt?
    „ Worauf wartest du, verdammt noch mal?“  
    „ Auf deine Fragen“, erklärt er trocken.  
    Ich schweige verblüfft. Was meint er damit? Dieser Vampir ist verrückt, das steht fest, aber er ist auch ein Sadist, der mit seinen Opfern, also mit mir, ausgiebig spielt, bevor er sie umbringt. Zumindest habe ich diesen Eindruck und in mir regt sich Widerstand. Diesen Spaß werde ich ihm vermiesen. Tot bin ich so oder so, er wird mich nicht lebend aus diesem Tunnel herauslassen, das weiß ich.
    „ Such dir einen anderen Volltrottel zum spielen. Ich mache da nicht mit.“  
    Er lacht erneut. „Was willst du denn sonst tun?“
    Gute Frage. Gegen ihn kämpfen? Schwachsinnig, so stark wie er ist. Obwohl, man muss nicht immer mit den Fäusten kämpfen. Worte können auch eine Waffe sein. Mal sehen, wie gut ich sie gegen ihn einsetzen kann.
    „ Warten.“  
    „ Worauf?“, fragt er und klingt milde interessiert.  
    „ Dass dir das Spiel über wird und du mich tötest.“  
    „ Und wenn ich das nicht tue?“  
    Seine Frage ist eine Herausforderung und ich lasse mich darauf ein. Zu verlieren habe ich ohnehin nichts mehr. „Bin ich in drei Tagen verdurstet, falls mich nicht vorher eine andere Bahn überrollt.“
    „ Nicht in diesem Tunnel. Ich jage nur in den älteren und seit Jahren stillgelegten.“  
    „Ach so, um die Leichen besser verschwinden lassen zu können.“
    „Korrekt, Kleiner.“
    Ich habe keine Ahnung, wo es herkommt, aber von einem Augenblick auf den anderen bin ich völlig ruhig. Langsam lasse ich mich an der Wand entlang zu Boden sinken und stützte die Unterarme auf meinen Knien ab, während ich meinen Kopf nach hinten gegen die Mauer lehne und tief durchatme.
    „ Gut, dann drei Tage.“  
    Dazu fällt ihm offensichtlich nichts mehr ein, denn er schweigt und das finde ich ungeheuer befriedigend. Ich wette, mit dieser Reaktion hat er nicht gerechnet. Keine Ahnung, wie er sonst jagt, aber ich habe nicht vor, mich von ihm hier im Dunkeln zu Tode hetzen zu lassen, wie ein verängstigtes Tier. Ich hätte sowieso keine Chance, er ist viel schneller und stärker als ich.
    Ich weiß nicht, wie lange das Schweigen zwischen uns anhält. In völliger Dunkelheit die Zeit zu schätzen ist unmöglich und eine Uhr besitze ich nicht. Nach einer Weile höre ich leise Schritte, die sich von links nähern und vor mir verstummen. Ich sehe zu ihm hoch, ohne etwas erkennen zu können.
    „ Du bist wirklich anders.“  
    Eine Antwort scheint er nicht zu erwarten und ich wüsste auch nicht, was ich sagen sollte. Daher zucke ich mit den Schultern und wende den Blick von ihm ab. Es dauert nicht lange, bis er weiter redet.
    „ In der Bahn fühlte ich deine Faszination und deine Neugierde, als du verstanden hast, was ich wirklich bin. Sie amüsierte mich und sie machte dich interessant. Die anderen Menschen empfanden Abscheu oder Angst, du hingegen hast mich angesehen, als wäre ich für dich die Erfüllung eines Traumes.“  
    Eher ein Albtraum, schießt mir durch den Kopf, aber ich spreche es nicht aus. Er hat nämlich recht. Ich war ein naiver Träumer, völlig fasziniert von Vampiren, wie er einer ist. Aber Traum und Realität gehen leider weit auseinander. Wenn ich eines heute Nacht gelernt habe, dann das.
    Er ist ein Monster, nicht mehr und nicht weniger.
    Ob

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