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Rappen lernen

Rappen lernen

Titel: Rappen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Greif
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music
    And now we ooze it, through they nooks and crannies
    So our mamas ain’t got to be they cooks and nannies
    And we gon’ repo everything they ever took from granny.
    Now the former slaves trade hooks – for Grammies.
    This dark diction has become America’s addiction.
    Those who ain’t even black use it.
    We gon’ keep baggin’ up this … crack music.«

    51 Ich kann mir gut vorstellen, dass jetzt einige Leute sagen: So hört sich doch kein Mensch Popmusik an! So sucht man sich nicht seine Lieblingsband aus, und so bewertet man auch keine Songs! Hier wird ja gerade so getan, als könne man Musik in den Mixer werfen, die Botschaft vom Rest trennen und sie dann wie rote Blutzellen trinken. Das ist doch unmenschlich! Beurteilen Sie Musik wirklich anhand ihrer politischen Inhalte? Als ob Sie sich einen mit Beats unterlegten Leitartikel anhören würden?
    Natürlich lautet die Antwort: nein. Aber ich singe eben mit. Und wenn ich mitsinge, höre ich sehr genau darauf, was ich da singe. Ich weiß, dass ich diese Worte mit meinem eigenen Mund ausspreche, mit meinem Geist, dass ich das wirklich mache. Musikhören bedeutet, aktiv etwas zu tun. Gerade bei Pop kommt es darauf an, ihn nicht zu hören, ohne sich dabei zu bewegen oder mitzusingen. Es ist einfach ein großes Vergnügen, zusammen mit dem Sänger irgendeines Liedes Dinge zu sagen, die man sonst im Leben nie von sich geben würde – bisweilen sogar gerade dann, wenn sie den eigenen Ansichten oder dem Bild widersprechen, das sich die anderen von einem machen; oder wenn sie alle allgemein anerkannten Werte auf den Kopf stellen. Deswegen genieße ich es auch, bei Merle Haggards »Okie from Muskogee« oder bei »Stand by Your Man« mitzusingen, bei »Run for Your Life«, »I Wanna Be Your Dog« oder »They Saved Hitler’s Cock« von den Angry Samoans, ganz zu schweigen von – wo wir gerade beim Hip-Hop sind, den »10 Crack Commandments« oder »A Milli«. Ich verliere aber oft ganz schnell den Spaß an der Sache, wenn die Texte dumm, konformistisch oder zynisch sind. Wenn praktisch jeder Aspekt der Musik (die Melodien, die Texte, das Artwork des Book 52 lets usw.) verrät, dass die Person, die sie geschrieben hat, dämlich, faul oder untalentiert ist, vor allem, wenn auch noch eine gewisse Selbstzufriedenheit zu spüren ist. Schade drum, aber es ist nun mal so. Auf eine andere Art verwandelt es mein Vergnügen in Unbehagen, wenn ich Texte singe, die zwar ernst gemeint und gut gemacht sind, die mich aber ins Unrecht setzen; in denen es um reale Missstände geht, für die ich irgendwie mitverantwortlich bin; um Sachen, bei denen ich einfach nicht das Recht habe, Spaß zu empfinden; oder die sich für eine politische Botschaft einsetzen, die meinen Überzeugungen davon zuwiderläuft, wie die Welt sein sollte. Dass es mir Freude bereitet, das zu singen, gibt mir irgendwie das Gefühl, ein Heuchler, Parasit oder schlicht ein Idiot zu sein.
    Man könnte also sagen, dass meine Überzeugungen meinen Kunstgenuss bestimmen. Bei der Schönheit ist es übrigens ganz ähnlich: Geben Sie mir zehn Fotos von Menschen, die ich nach ihrer Schönheit ordnen soll. Natürlich bekomme ich das hin: Auch bei mir landet das Model auf dem ersten und das entstellte Monster auf dem letzten Platz. Im echten Leben wird mein ästhetisches Empfinden jedoch dadurch beeinflusst, was jemand sagt oder wie er sich verhält. Wirklich, ich finde Menschen physisch attraktiver, wenn sie lustig, tiefgründig, nachdenklich, vital, gerade heraus, »real« und nett sind. Ich schaue solche Menschen einfach lieber an als dumme, gedankenlose oder gemeine. (Obwohl Vitalität manchmal eine unheilige Allianz mit der Macht eingeht und die Kombination von Authentizität und Brillanz Menschen dazu bewegen kann, sich nicht an die Regeln zu halten; aber das ist noch einmal etwas anderes als Gedankenlosigkeit.) Und natürlich kommt ein ganz ähnlicher Mechanis 53 mus ins Spiel, wenn es um Musik mit Texten geht, vorausgesetzt, ich habe sie verstanden. Möglicherweise sehen Sie die Sache anders, vielleicht sind Kunst und Werte für Sie zwei Paar Schuhe. Aber wenn dem so sein sollte, würde ich Ihrem Musikgeschmack (und Ihrer Menschenkenntnis) ohnehin nicht trauen. Vermutlich sind Sie einfach oberflächlich. (Intelligente und zugleich amoralische Menschen sind nämlich eine verschwindend kleine Gruppe.)
    Ich habe auch schon Musikfans getroffen, die sich gut auskennen, die mir aber gesagt haben, dass sie wirklich

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