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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Särge wären quasi unser Untergang.«
    »Das habe ich nicht bedacht«, erwiderte ich verlegen, während das Zartrosa in meinem Gesicht auf ein grelles Pink zusteuerte. Wenn es ums Fettnäpfchentreten ging, war ich eine der Besten. Er setzte sich mir gegenüber und öffnete einen Ordner, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Sie sind also Jessica Waldmann?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, was eine angehende Schauspielerin dazu bewegt, auf einem Bestattungsboot anzuheuern?«
    »Ich … Na ja, ich brauche das Geld, um meine Ausbildung beenden zu können.«
    Er kratzte sich am Kinn. »Hm … Sie würden also, im Falle, dass ich Sie einstellen würde, im nächsten Jahr nicht wiederkommen?«
    Ich schluckte die Antwort, die auf meiner Zunge lag, hinunter. Eine Fangfrage, hämmerte es durch meinen Schädel. Was sollte ich darauf antworten? Ja, ich sacke die Kohle ein und werde das berühmteste Rapunzel-Double im Land? Dann könnte ich den Job womöglich vergessen. Aber mit einer Lüge wollte ich meine Zukunft auch nicht finanzieren. Ich entschied mich für irgendwas dazwischen. »Das kann ich jetzt noch nicht wissen. Vielleicht sollte ich erst einmal mein Können unter Beweis stellen und auch für mich selber herausfinden, ob ich den Anforderungen auf diesem Schiff gerecht werden kann.«
    Ein Lächeln durchzog sein Gesicht. »Gut! Wie ich lese, haben Sie Erfahrungen im gastronomischen Bereich.«
    Ich nickte. »Ja, die habe ich.«
    Er stand auf und reichte mir die Hand. »Gratuliere! Sie beginnen schon morgen. Näheres wird Ihnen unser Serviceleiter erklären. Sie finden ihn im Bewirtungsraum des Schiffes, auch Serviceroom genannt.«
    Freudig sprang ich auf. »Danke, Herr von Pfaffenhof. Ich werde mir die allergrößte Mühe geben.«
    »Aber da wäre noch eine Kleinigkeit«, unterbrach er meine Vorfreude. »Ihr Haar müsste allerdings auf eine bordübliche Länge gekürzt werden.«
    Mit großen Augen blickte ich ihn an. »Bordüblich?«
    »Auf unserem Schiff trägt jeder eine Seekappe zur Uniform. Zöpfe oder ähnliche Steckfrisuren weichen zu sehrvom Gesamtbild der Crew ab. Tut mir leid, aber Ihr Haar müsste um einiges gekürzt werden.«
    »Ich spiele Rapunzel bei uns daheim, auf der Theaterbühne. Die Hauptfigur des Stücks, wissen Sie. Und ohne Zöpfe wäre es nicht dasselbe.«
    Er nickte verständnisvoll. »Verstehe! Dann werde ich wohl auf Sie verzichten müssen.«
    »Nein, bitte …«
    »Frau Waldmann, ich muss Ihnen wohl nicht erklären, dass die Friedhild eines der exklusivsten Bestattungsschiffe ist. Und zwar europaweit. Ein Abweichen von vorgeschriebenen Normen hat es bisher nicht gegeben und wird es auch in Zukunft nicht geben.«
    Ich schluckte. Richard würde einen Schreianfall bekommen und mindestens eine Woche nicht mehr mit mir reden. Aber ich musste es tun!
    »Gut! Ich mache es!«
    Er musterte mich kritisch. »Sind Sie sicher?«
    »Ja!«
    Die erste Hürde war damit genommen. Blieb nur noch, den Serviceleiter um den Finger zu wickeln, sechs Monate durchzustehen und Mokkaböhnchen für die Heimfahrt rostfrei zu halten. Wobei Letzteres gewiss nicht einfach werden würde, so direkt am Meer. Vielleicht gab es ja eine Art Anti-Aging-Creme für Motorroller – eine Paste, mit der ich Mokkaböhnchens Lack einreiben konnte, um meine Vespa vor Feuchtigkeit und den Tücken des Inselwetters zu schützen. Fröhlich vor mich hin pfeifend, begab ich mich in den Servicebereich, direkt zu Herrn Brömme. Und ich war schon mächtig gespannt auf ihn.
    Die Einrichtung des Schiffes faszinierte mich. Alles passte stilgerecht zusammen, und selbst die Farben gingenfließend ineinander über. Ein Luxusdampfer für gutsituierte Verstorbene und der Beweis, dass nicht einmal der Tod vor Verschwendung zurückschreckte.
    »Kann ich helfen?«, fragte ein kleiner untersetzter Mann mit Hornbrille und riss mich aus meinen Gedanken.
    »Ich bin auf der Suche nach dem Serviceleiter.«
    »Dann sind Sie wohl fündig geworden. Mein Name ist Brömme. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich schüttelte seine Hand. »Angenehm, Jessica Waldmann. Herr von Pfaffenhof schickt mich wegen …«
    »Ah ja, dann sind Sie die Letzte von den Servicekräften. Konfektionsgröße?«, fiel er mir ins Wort.
    »Wie bitte?«
    »Ihre Maße.«
    »Wozu?«
    Er holte tief Luft. »Natürlich für die Uniform, die Sie während Ihrer Dienstzeit tragen werden.«
    Ach ja, die Uniform! »Stimmt, das hatte Herr von Pfaffenhof erwähnt«, pflichtete ich ihm kleinlaut bei. »Trage ich eine echte

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