Rasant und Unwiderstehlich
schon die Tür auf.
»Bist du der Mitbewohner von Alan?« Ein zierliches blondes Mädchen mit weit auseinanderstehenden blauen Augen stand in seiner Tür und sah sich um. Als sie Brandons bloße, verschwitzte Brust sah, wurden ihre Augen größer.
Brandon hielt sich automatisch das T-Shirt vor den Körper. Nicht dass er sich schämen musste – er hatte kürzlich angefangen, regelmäßig Gewichte zu stemmen, angespornt von dem Ziel, Julian McCafferty muskeltechnisch auszustechen. Der war der neueste Zugang im Squash-Team und seit drei Jahren die erste Bedrohung für Brandons Vorherrschaft. Inzwischen, so fand Brandon persönlich, sah er ziemlich gut bepackt aus, und das war sogar Elizabeth aufgefallen. Doch dieses Mädchen in seiner Tür war allerhöchstens dreizehn, und da erschien es Brandon ungehörig, halb nackt vor ihr zu stehen.
»Meinst du Alan St. Girard? Der wohnt mit Easy Walsh zusammen, ein Stück den Gang runter. Warum …« Doch ehe Brandon seinen Satz beenden konnte, wurde er von lautem Gejohle unterbrochen, das hinter dem Mädchen ertönte.
»Brandon, altes Haus, schlägst deine Beißerchen wohl in Frischfleisch!?« Heath kam mit Sam auf den Fersen ins Zimmer gepoltert und hielt Brandon die Hand zum Abklatschen hin. Brandon ließ die Hände jedoch lieber auf seinem frischen T-Shirt und Heath klatschte Sam ab.
»Sie sucht Alan«, knurrte Brandon. »Meine Güte, sie ist wahrscheinlich noch nicht mal dreizehn«, setzte er fast unhörbar hinzu. »Ähem, was willst du denn von Alan?« Er wandte sich wieder dem Mädchen zu, das am Bund seines grünen Rollkragenpullovers herumzupfte und inzwischen Sam zu fixieren schien. Der Knirps hatte sich auf Heaths unordentliches Bett fallen lassen und sich bereits über die Playstation hergemacht.
»Ich wohne bei Alison Quentin, aber in ihrem Zimmer war sie nicht. Ihre Mitbewohnerin hat gesagt, ich soll es mal im Jungswohnhaus versuchen. Sie lernt da mit Alan.«
»Sie lernt, hä?«, gackerte Heath und stellte amüsiert den Kragen seines Polohemds auf. Sam trug das gleiche Hemd, nur dass es an ihm drei Nummern zu groß aussah. »Jaja, ich hab zu meiner Zeit auch viel gelernt.« Wieder wollte er Sam die Hand abklatschen, doch der Knilch war zu sehr mit der Playstation beschäftigt, um es zu bemerken.
»Ich heiße übrigens Chloe«, meldete sich das Mädchen wieder zu Wort und kam einen Schritt weiter ins Zimmer. Wieder warf sie Sam einen heimlichen Blick zu, doch der nahm immer noch keine Notiz von ihr. Wahrscheinlich weil Heath es ihm so eingetrichtert hat, dachte Brandon – Ferro hatte dem Jungen vorhin befohlen, seine Zeit nicht mit Neuntklässlerinnen zu verplempern, und Anwärterinnen hatte er zweifellos kategorisch ausgeschlossen.
»Hör mal, Chloe.« Brandon tat das Mädchen ein bisschen leid. Sie kam sich auf dem Campus bestimmt total verloren vor, da musste Ferro sie nicht noch aufziehen. Ihn jedenfalls würde es sehr erstaunen, wenn eine der Anwärterinnen sich tatsächlich für Waverly entschied, nachdem sie seinen ungehobelten Mitbewohner kennengelernt hatte. »Das Beste wäre vielleicht, wenn du …«
»Wenn du dein Hemd ausziehen würdest!«, kreischte Heath. »Hat Brandon dir die Nackt-Regel verklickert? Oder will er sie dir gerade durch Vormachen erklären?« Mit einem raschen Griff zog er sein Poloshirt über den Kopf und stellte seine künstlich gebräunte Brust zur Schau.
Brandon war sicher, dass Chloe nach Luft schnappen und auf dem Absatz kehrtmachen würde, aber sie blieb wacker stehen, anscheinend völlig unbeeindruckt von dem halb entblößten Heath.
»Siehst du, Schätzchen«, fuhr Heath fort, langte nach Sams Shirt und versuchte, es ihm auszuziehen, »in diesem Zimmer gibt es die Oben-ohne-Regel, und wenn du sie nicht befolgst, müssen wir dich leider rauswerfen.« Seine Augen blitzten teuflisch und er zerrte weiter an Sams Hemd. »Hör auf«, brummelte der, auf sein Spiel fixiert.
Chloe sah Heath mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich glaube, diese Regel steht nicht im Waverly-Handbuch«, entgegnete sie trotzig. Sie stemmte die Hände in die Hüften, was Brandon augenblicklich an Callie erinnerte, wenn sie wütend war und irgendeinen Blödsinn nicht hinnehmen wollte. Wer hätte gedacht, dass dieses Mädchen so viel Mumm hatte?
»Tut sie nicht.« Heath zuckte die Schultern, Waverly-Handbuch war Waverly-Handbuch. »Aber unser Brandon hat sehr entschiedene Ansichten dazu. Nicht wahr, Brandon?« Und schon streckte Heath, von einem
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